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0420 - Aibons Schlangenzauber

0420 - Aibons Schlangenzauber

Titel: 0420 - Aibons Schlangenzauber
Autoren: Jason Dark
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Er ist grausam, aber ich kann euch nicht davor bewahren.«
    »Dann habt ihr versagt!« stellte Suko trocken fest.
    »Es stimmt!« wurde ihm geantwortet. »Aus diesem Grund versuchen wir zu retten, was noch zu retten ist. Öffne die Tür!«
    Das tat Suko. Allerdings nicht hastig. Hinter der Tür konnte möglicherweise etwas Schreckliches lauern, deshalb berührte er vorsichtig die Klinke und drückte sie sehr langsam nach unten.
    Die Männer in Grau drängten ihn nicht. Sie waren nur vorgekommen und hatten die beiden in die Zange genommen.
    Spaltbreit stand die Tür offen, als es plötzlich geschah. Durch den Spalt quoll eine Masse.
    Zunächst glaubten Shao und Suko, daß es sich um einen Schleim handelte. Aber Schleim ringelte und bewegte sichnicht. Was da durch den Spalt drang, waren Körper. Kleine, glatte Schlangenkörper.
    ***
    Sie saß da und weinte. Eileen spürte den Kopf des Mannes in ihrem Schoß und dachte, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen, ich muß ihn erlösen. Nur ich kann es.
    Woher sie dieses Wissen bezog, war sehr einfach. Eileen besaß die entsprechenden Bücher. In ihnen war viel über ein geheimnisvolles Land geschrieben worden. Über ein Land, das ein Paradies sein sollte, das im Grünen lag und in dem ein Mensch wohnte, der so zauberhaft Flöte spielen konnte.
    Eben der rote Ryan.
    Aber der, dessen Kopf in ihrem Schoß lag, war nicht der gleiche, den sie aus ihren Büchern kannte. Man hatte ihn verändert. Der Bannstrahl eines anderen Zaubers mußte ihn getroffen haben, denn auch darüber hatte das junge Mädchen gelesen.
    Nur sie konnte ihn retten.
    Doch es war schlimm. Sie mußte ihr Blut hergeben, um ihn wieder aus dem Bann zu reißen.
    Ihr Blut und ihr Leben!
    Noch zögerte sie, saß nur da und strich mit ihren Händen über die Gesichtshaut. Sie fuhr auch durch das wirre Haar, das sich manchmal anfühlte, als bestünde es aus trockenem Stroh.
    Sie hatten noch nicht miteinander gesprochen, aber sie verstanden sich auch ohne Worte. Bis Eileen es nicht mehr aushielt und eine erste Frage stellte.
    »Du hast mich gesucht?«
    »Ja!« drang es zögernd aus seinem Mund. »Ich habe dich gesucht, denn du bist das unschuldige Mädchen, das mich aus meinem Zustand erlösen kann. Nur du.«
    »Ich wußte auch, daß so etwas passiert. Ich habe es oft genug gelesen. Das Buch fand ich im Wald, wo ich die Elfe gesehen habe. Du hast sie getötet, nicht wahr?«
    »Sicher.«
    »Weshalb?«
    »Weil ich verflucht bin.«
    »Und meine Mutter hast du auch verschluckt?«
    »Es stimmt. Sie stand mir im Weg. Sie mußte sterben. Solange der Fluch auf mir liegt, wird jeder mein Opfer, den ich bekommen kann. Deshalb wird es Zeit, daß du mir dein Blut gibst und den Fluch damit auslöschst. Aber beeile dich. Ich spüre es, daß die Person unterwegs ist, die mich verflucht hat. Sie will nicht, daß ich so werde wie früher. Sie hat ihre eigenen Pläne.«
    Eileen fragte nicht nach, um welche Pläne es sich handelte. Sie tat, was man ihr aufgetragen hatte. Deshalb stand sie auf und drückte den Kopf dabei zur Seite. »Warte noch einen Moment, Ryan. Ich bin gleich wieder bei dir.«
    Eileen hatte schon alles vorbereitet. Auf dem Schreibtisch stand die Lampe, deren Schirm die Form einer Comic-Figur hatte. Sie wirkte lustig, und ihr Licht fiel über die Schreibplatte, bis hinein in die Schublade, die von Eileen aufgezogen wurde. Zwischen Bleistiften und grauen Zetteln lag ein Gegenstand, der überhaupt nicht in die Lade hineingehörte.
    Ein Messer!
    Lang war die Klinge, auch sehr spitz. Zudem beidseitig geschliffen. Ein Küchenmesser, mit dem man auch zähes Fleisch zersäbeln konnte. Ein wahres Mordinstrument.
    Sie nahm es in die Hand. Der dunkle Griff war so lang, daß er unten aus ihrer Faust hervorschaute. Sehr langsam drehte sie sich um.
    Eileens Gesicht hatte eine bleiche Farbe angenommen. Die Augen waren zu Sicheln verengt. Sie atmete nur durch die Nase, schluckte aber, was an den Bewegungen der dünnen Haut an ihrem Hals zu erkennen war.
    Der Körper der Riesenschlange hatte sich auf dem Zimmerboden zusammengeringelt. Nur der Kopf stand noch hoch, und das rote Haar zitterte, als wäre ein leichter Windstoß über die Frisur hinweggefahren.
    In den grünen Augen lag kein Bedauern. Der rote Ryanwußte, daß es keine andere Möglichkeit gab, den Fluch wieder wegzunehmen, als durch das Blut des Mädchens.
    Eileen Hendricks nahm Platz. »So schreiben es die Gesetze vor, wie ich in dem Buch las!« hauchte sie.
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