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0416 - Das Duell der Halbstarken

0416 - Das Duell der Halbstarken

Titel: 0416 - Das Duell der Halbstarken
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schrägstehenden Spiegel. Ein knappes Dutzend roher Tische vervollständigte das Mobiliar.
    Der Laden platzte von Wildwestlern aller Schattierungen, als habe Hollywood für eine besonders wichtige Szene tief in die Statistenkasse gegriffen. Nur die Gesichter bewiesen, daß keiner dieser Trapper, Cowboys, Golddigger einschließlich der entsprechend herausgeputzten Girls mehr als zwanzig Jahre zählte.
    Die einzige Ausnahme machte der Saloon-Besitzer hinter der Theke. Er war ein fetter Bursche von ungefähr Fünfzig mit spärlichem Haarwuchs, den er in sorgfältigen Strähnen wie Ölsardinen quer über seinen Schädel gelegt hatte.
    Unser Auftritt störte den Ablauf der Show, die offensichtlich gerade begonnen hatte. In der Mitte standen sich auf fünf Schritt Abstand zwei Boys gegenüber, beide breitbeinig, die rechte Hand abgespreizt und den Blick in die Augen des Gegners verbohrt. Der Junge auf der linken Seite war mittelgroß, ein wenig untersetzt. Er trug ein kariertes Hemd, einen schwarzen Hut, schwarzes Halstuch und eine lederbesetzte Hose. Sein Gegner war einen halben Kopf größer, auch ein oder zwei Jahre älter. Duell der Halbstarken, dachte ich, nur daß die Halbstarken aus dem Wilden Westen zu kommen schienen.
    Der Wirt hinter der Theke sah uns zuerst.
    »Kein Zutritt in Zivilkleidung!« blaffte er.
    Die Boys und Girls wurden auf uns aufmerksam. Auch die beiden Gegner wandten die Köpfe uns zu.
    »Wir sind nicht hergekommen, um uns zu amüsieren oder die Tradition zu pflegen«, antwortete ich. »Wer von euch ist James Rovelt junior?«
    »Ich!« meldete sich der untersetzte Junge im karierten Hemd.
    »FBI — Ihr Vater war heute in unserem Büro«, sagte ich und ging auf ihn zu.
    »Mein Alter ist übergeschnappt«, stellte er fest und erntete damit das schallende Gelächter des ganzen Vereins.
    »Er macht sich Sorgen!«
    Zornig stampfte er mit dem Fuß auf. Die Sporen an seinen Hacken klirrten.
    »Genügt, wenn er sich Sorgen um seine Geschäfte macht. Ich kann auf mich selbst auf passen.«
    »Mit Platzpatronen in einem Colt?« fragte Phil sanft.
    »Das Ganze ist doch nur ein blöder Witz von irgend jemand in diesem Verein, aber ich finde noch heraus, wer ihn sich erlaubt hat.« Er wandte sich mehr an die anderen als an uns.
    »Und dann werde ich ihn mir kaufen, aber nicht für ein Colt-, sondern für ein Faustduell.«
    Die anderen grinsten. Der junge Rovelt sah es und fauchte uns wütend an: »Die albernen Briefe haben nur den Zweck, mich lächerlich zu machen. Irgendwer will, daß ich wie ’n Baby mit ’ner Amme ’rumlaufen soll, auch wenn die Amme ein Kerl aus ’nem Privatdetektivbüro ist mit ’ner Kanone unter der Achsel.«
    James junior schien die heftige Gemütsart seines Vaters geerbt zu haben.
    »Ich möchte Ihnen trotzdem einige Fragen stellen. Haben Sie festgestellt, daß Ihnen irgendwer gefolgt ist?«
    Er grinste, zeigte auf den Jungen im blauen Hemd und sagte:
    »Jack ist mir in letzter Zeit mächtig nachgeschlichen, aber das hat nichts mit dem Brief zu tun, sondern damit, daß ich ihm sein Mädchen ausgespannt habe.«
    Er grinste ein Girl an, das mit dem Rücken an der Theke lehnte. Ihr Kostüm sah aus, als wäre es von einem Pariser Schneider für Westernkluft entworfen. Sie besaß ein hübsches glattes Gesicht, zeigte aber einen unerfreulich hochmütigen Ausdruck.
    »Feine Puppe, nicht wahr?« fragte mich der Bursche. »Wenn Jack heute nicht schneller zieht als ich, hat er alle Ansprüche verloren, und ich wette, daß er das nicht schafft.«
    Der Junge im blauen Hemd starrte auf seine Stiefelspitzen.
    »Ich bin nämlich der Schnellste in unserem Club«, erklärte Rovelt junior protzig.
    »Herzlichen Glückwunsch«, knurrte ich. Mir gefiel Rovelt junior nicht besonders. »Wjr sind nicht hergekommen, um uns über Ihre Wildwest-Künste zu unterhalten.«
    Er schnippte mit den Fingern.
    »Nicht, G-man? Dann bestellen Sie meinem Alten, er soll sich ausschließlich um seine Aktien kümmern.«
    Jimmy Rovelt schien mir genau das zu sein, was man einen verzogenen Sohn nennt, aber die Erziehungsprobleme anderer Leute gehen mich nichts an. Ich beschloß, dem alten Rovelt zu empfehlen, entweder einen Privatdetektiv als Leibwächter für seinen Sohn einzustellen, oder den Burschen kurzerhand in eine andere Ecke der Staaten zu verfrachten.
    Ich nickte Phil zu. »Erledigt. Laß uns gehen.«
    Wir wandten uns zur Tür. Rovelt sah uns einen Augenblick lang nach. Dann wandte er sich mit einem Ruck dem
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