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0416 - Das Duell der Halbstarken

0416 - Das Duell der Halbstarken

Titel: 0416 - Das Duell der Halbstarken
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erschießen?«
    Der Junge dachte nach.
    »Wäre doch völlig verrückt von ihm, nicht wahr, Mr. G-man? Andererseits…« Er stockte.
    »Sprich weiter.«
    »Rovelt hat Jack in den letzten Wochen mächtig hochgenommen. Ständig machte er sich über ihn lustig. Jack verstand es nicht, sich zu wehren. Wer kann wissen, was in seinem Kopf geschah, als Lizzy das Duell vorschlug, von dem er wußte, daß er es verlieren würde?«
    »Mal ’ne andere Frage«, meldete sich Phil zu Wort. »Habt ihr immer nur mit Platzpatronen herumgespielt? Oder?«
    McLeygh zögerte mit der Antwort, entschloß sich dann aber zur Ehrlichkeit.
    »Jemand hat schon einmal richtige Munition für die Colts besorgt. Wir haben damit Wettschießen nach Konservenbüchsen veranstaltet. Es ist nie etwas dabei passiert.«
    »Wer hat die Munition besorgt?«
    »Zuletzt Jimmy Rovelt.«
    »Wann?«
    »Vor ungefähr einem Monat!«
    »Wer hat sich an dem Wettschießen beteiligt?«
    »Ungefähr ein halbes Dutzend Jungen. Ich auch.«
    »Auch Jack Heley?«
    »Ja, auch Jack.«
    »Zeig uns Rovelts Spind.«
    Das Spind mit Rovelts Namen stand nur zwei oder drei Yard von dem Heleys entfernt. Ich öffnete es. Im Oberfach lagen einige karierte Hemden von der gleichen Sorte, wie sie zu der Kostümierung gehörten. Als ich den Stapel .hochhob, sah ich eine ungefähr handtellergroße viereckige Schachtel. Ich nahm sie in die Hand und las die Aufschrift: »Colt-Munition!«
    Ich hob den Deckel ab. Die Schachtel enthielt acht scharfe Patronen, aber ursprünglich mußte sie zwanzig enthalten haben.
    ***
    Vom Saloon her erscholl eine sich überschlagende Frauenstimme.
    »Das ist Heleys Mutter«, sagte der junge McLeygh.
    »Gehen wir' zurück!« Unterwegs fragte ich ihn, wer Zutritt zum Club hätte.
    »Wir alle.«
    »Kann sich jemand ungesehen Zutritt zu den Räumen verschaffen?«
    »Mit guten Nachschlüsseln dürfte es nicht schwierig sein. Es gibt mehrere Eingänge. Zwei liegen an der Hinterfront.«
    »Keine Nachtwächter?«
    »Nur jemand für die Pferdeställe. Er hat den Auftrag, von Zeit zu Zeit um das Club-Haus zu patrouillieren, aber ich weiß nicht, ob er sich daran hält.«
    Das Gejammer wurde lauter, je näher wir dem Saloon kamen. Als wir eintraten, sahen wir, daß einer der Cops und ein großer schlanker Mann mit einem scharf geschnittenen Gesicht eine Frau zurückzuhalten versuchten, die ihre Arme nach Jack Heley ausstreckte und wieder und wieder schrie:
    »Jack, mein Junge! Jack, wie konntest du das tun? Jack, wie konntest du deine Mutter ins Unglück stürzen?« Der Cop wiederholte immer wieder den gleichen Satz:
    »Beruhigen Sie sich doch, Madam.« Als er Phil und mich sah, war er sehr erleichtert. »Wenden Sie sich an die FBI-Beamten, Madam«, sagte er rasch. »Sie haben hier das Kommando.« Die Frau drehte sich zu uns herum. Sie mußte fünfzig Jahre alt sein, aber sie war zurechtgemacht, als hätte sie die Vierzig noch nicht erreicht. Ihr Make-up, die stark geschminkten Lippen, die nachgezogenen Brauen, die gefärbten Haare, das alles sprach von ihren krampfhaften Bemühungen, jung und strahlend zu erscheinen.
    Sie stürzte uns entgegen, und da der Cop sie freiließ, zischte sie mir ins Gesicht: »Sie haben meinen Jack nichtswürdig behandelt. Ich verlange seine sofortige Freilassung gegen Kaution. Ich zahle jede Summe.«
    »Bei einem Mordversuch unmöglich, Mrs. Darring«, sagte ich.
    Sie kreischte. »Ich werde Beschwerde beim Gouverneur einlegen. Ich sorge dafür, daß Sie Ihren Job verlieren, jawohl, dafür sorge ich.«
    Der schlanke Mann mit dem scharfgeschnittenen Gesicht faßte ihren Arm mit einem harten Ruck.
    »Zum Teufel, Helen!« fuhr er sie an. »Halt endlich deinen Mund! Die G-men tun nur ihre Pflicht. Wenn Jack so dämlich ist, den anderen vor ihren Augen niederzuschießen, was willst du dagegen unternehmen?«
    Seine Worte hatten eine überraschende Wirkung. Mrs. Darring schwieg auf der Stelle, sah den Mann schüchtern an und sagte in klagendem Ton:
    »Verzeih, Chris, aber diese Sache gibt meinen Nerven den letzten Rest. Ich kann einfach nicht mehr.«
    »Setz dich auf einen Stuhl und verhalte dich ruhig!«
    Gehorsam wankte sie zu einem Stuhl, ließ sich darauf niedersinken und begann, in ihrer Handtasche nach Zigaretten zu wühlen.
    »Ich bin Christoph W. Darring«, stellte sich der Mann vor. »Ich bin Jacks Vormund, wenigstens noch einen Monat lang.«
    Nach meiner Schätzung mußte Darring ungefähr fünf oder sechs Jahre jünger sein als seine Frau.
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