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0411 - Der Herold des Satans

0411 - Der Herold des Satans

Titel: 0411 - Der Herold des Satans
Autoren: Jason Dark
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nicht der Schlossherr?«
    »Monsieur, ich weiß es nicht!«
    Ich lächelte freundlich. »Madame, Sie wissen doch sicherlich, wer auf dem Château wohnt. So etwas spricht sich im Ort herum, auch wenn die Distanz zwischen den beiden gesellschaftlichen Schichten noch so groß ist.«
    Sie wand sich. Am liebsten wäre sie fortgelaufen, das verbot ihr wohl die Höflichkeit. Zudem hatte sie außer uns beiden keine anderen Gäste zu versorgen.
    »Wir behalten es auch für uns, Madame!« sagte Gress.
    »Ja, da wohnen die Medoques noch. Die Herrschaft hat eine Frau. Manon Medoque. Sie ist die Herrin.«
    »Und nicht verheiratet?« fragte ich.
    »Angeblich ist ihr Mann tot. Vor einigen Jahren kam er um. Ein Unfall, wie man erzählte.«
    »Mehr wissen Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Auch nicht, wie groß die Anzahl der auf dem Schloss lebenden Personen ist?«
    »Das kann man nur schätzen.«
    »Bitte, seien Sie so nett.«
    »Da gibt es noch einige Verwandte. Einen Bruder, glaube ich. Und natürlich das Personal, das noch zahlreich vertreten ist.«
    »Kommt Manon Medoque auch mal ins Dorf?«
    »Einmal in der Woche.«
    »Und wann ist das?«
    »Heute.« Die Wirtin deutete auf das Fenster. »Wir haben Markt. Irgendwie lässt sie es sich nicht nehmen, ihn zu besuchen und einzukaufen. Begleitet wird sie stets von ihrem Kammerdiener.«
    Ich horchte auf. »War sie heute schon hier?«
    »Nein, Monsieur. Sie kommt immer gegen zehn Uhr. Ein Parkplatz wird extra für sie freigehalten.«
    Was wir da hörten, war sehr interessant. Ich schaute auf meine Uhr, die wieder normal lief. Bis zehn Uhr waren es noch mehr als fünfzehn Minuten.
    Das musste reichen.
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?« Die Wirtin sah uns beide fragend an.
    »Nein«, sagte ich.
    Erleichterung zeichnete ihr Gesicht. Das Spiel aus Frage und Antwort war ihr doch unangenehm gewesen.
    Gerald Gress zündete sich seine zweite Schwarze an. »Na, John, was sagst du?«
    »Es hätte schlechter kommen können.«
    Gress strich über seine Nase. »Wie ich dich einschätze, wirst du dem Markt einen Besuch abstatten.«
    »Klar.«
    »Und danach?«
    »Das Schloss interessiert mich.«
    Gress lachte. »Mich auch. Nur frage ich mich, ob sie uns reinlassen werden.«
    »Das wird sich herausstellen.« Ich tupfte mit der Serviette meine Lippen ab und stand auf. »Los, sehen wir uns den Markt einmal genauer an. Bin gespannt, ob uns diese Manon über den Weg läuft.«
    »Das hoffe ich für dich.«
    Die Wirtin stand in der kleinen Halle und sprach mit einem jungen Mädchen, das einen Kittel trug und Bettwäsche über einem Arm hängen hatte. Die Kleine bedachte uns mit scheuen Blicken, im Gegensatz zu ihrer Chefin, die uns erleichtert zulächelte, als wir auf die Haustür zuschritten. Sie wünschte uns noch einen schönen Tag.
    »Den werden wir wohl kaum haben«, meinte Gress und setzte seine dunkle Brille auf, weil die Sonne zu sehr blendete.
    Zum ersten Mal sah ich die Umgebung bei Tageslicht. Ichbeschattete mit der Hand meine Augen, blickte in die Ferne und sah die herrlichen Berge. Auf dem Gipfel lag Schnee. Weiter tiefer, an den Hängen, die von der Sonne verwöhnt wurden, erkannte ich die Rebstöcke, wo der weltberühmte Loire-Wein wuchs.
    Die Lese war vorbei, deshalb wirkten die Rebenwälder ziemlich kahl. Den Fluss konnte ich nicht erkennen, hörte aber das Tuten einer Schiffssirene.
    Um den Marktplatz zu erreichen, mussten wir um das Haus herumgehen. Es herrschte ein großer Trubel. Die Händler hatten ihre Stände aufgebaut und boten die Waren an. Obst, Gemüse, Gewürze, Stoffe und Kleinvieh. Es wurde gefeilscht, gehandelt und gekauft.
    An einem Stand, wo nur Blumen angeboten wurden, blieben wir stehen. Wir befanden uns nicht weit von den Parkplätzen entfernt.
    Genau hier würde Manon Medoque eintreffen, dann konnten wir sie bereits beobachten.
    Noch tat sich nichts. Wir wurden als Fremde erkannt und beobachtet. Die Blicke waren allesamt nachdenklich und ein wenig abschätzend.
    Gress holte schon wieder einen Glimmstängel hervor.
    »Hast du überhaupt noch eine Lunge?« fragte ich.
    »Non, ich qualme bereits auf der Leber.«
    »Mach nur so weiter, dann fällst du auseinander.«
    »Du nimmst mir auch jede Freude.«
    Ich ging darauf nicht ein und deutete auf die Straße, die zum Marktplatz führte.
    Dort schob sich ein Wagen langsam näher. Es war ein schwarzer Mercedes der gehobenen Preisklasse. Wegen der abgedunkelten Scheiben konnte ich nicht in das Fahrzeug hineinschauen, war mir
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