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0399 - Kesseltreiben auf eine Killer

0399 - Kesseltreiben auf eine Killer

Titel: 0399 - Kesseltreiben auf eine Killer
Autoren: Kesseltreiben auf eine Killer
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sie mich an.
    »Was wollen Sie hier?«, fragte sie und beherrschte sich mühsam.
    »Ich schnappe gerade etwas frische Luft, und diese Ecke soll besonders erholsam sein«, strahlte ich. »Aber Sie sind wohl Kneippanhängerin? Oder woher haben Sie die nassen Füße?«
    »Das geht Sie gar nichts an«, sagte sie patzig und ließ ihren Blick über mich gleiten. Wachsam wie ein Hofhund, der noch nicht weiß, ob er beißen oder bellen soll.
    »Wenn Sie zufällig Ihren Wagen verloren haben sollten, den können Sie bei der Polizeistation in Chester abholen«, sagte ich grinsend, ohne sie dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu verlieren.
    »Der ist mir gestohlen worden«, fauchte sie, »deshalb komme ich auch mit dem Taxi.«
    »Haben Sie das der Polizei gemeldet?«, schoss ich zurück.
    »Nein, muss ich das?«
    »Müssen nicht, aber es klingt glaubwürdiger. Übrigens, ist Osgood zu Hause?«
    »Nein, er ist verreist«, sagte sie schnell.
    »Mit Ihrem Wagen? Vielleicht bis Chester?«
    »Zum Teufel, lassen Sie mich endlich in Ruhe«, zischte sie gar nicht charmant und damenhaft.
    »Das geht nicht so schnell«, sagte ich und Schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich habe mir fest vorgenommen, Ihnen ein paar Fragen zu stellen. Und ich bin leider stur wie eine ganze Panzerdivision. Aber frieren Sie nicht? Ich begleite Sie gern nach oben.«
    Sie änderte ihre Taktik wie ein Chamäleon die Farbe. Mit einer kurzen Handbewegung hieß sie mich mitkommen und ging vor mir her. Sie war wirklich rassig wie ein italienischer Sportwagen der Sonderklasse.
    Schweigend fuhren wir im Lift nach oben. Celina schloss die Tür auf und ließ mich vorangehen. Ich hielt mich aber dicht vor ihr, um nicht plötzlich allein und eingeschlossen im goldenen Käfig zu sitzen. Bei Osgood wusste man nie, welche technischen Raffinessen er sich gerade wieder ausgedacht hatte. Aber es passierte vorläufig nichts.
    Sie schlug die Tür zu, schickte mich an die bestens eingerichtete Hausbar und verschwand nebenan.
    ***
    Fachgerecht mixte ich zwei Manhattan und ließ die Eiswürfel in die Gläser klingeln. Als ich die Tür gehen hörte, schwang ich mich auf dem Barhocker herum. Verblüfft sah ich die verwandelte Celina an. Sie stand in einem zitronengelben Bademantel vor mir, das Haar offen und bis auf die Schultern fallend.
    »Nun«, sagte sie und gab ihrer Stimme ein rauchiges Timbre, »ich stehe voll und ganz zu Ihrer Verfügung.«
    Die Betonung des Wortes ,voll’ ließ mich bereits innerlich auf Distanz gehen. Schließlich war ich dienstlich hier. Ich gab ihr das Glas und bot ihr eine Zigarette an.
    »Wo waren Sie heute Nacht, Celina? Erzählen Sie mir aber bloß nicht, Sie hätten einen heimlichen Hausfreund. Bei der stadtbekannten Einstellung von Osgood nehme ich Ihnen das auf keinen Fall ab.«
    »Nun, ich befand mich tatsächlich in Chester«, gab sie ohne zu zögern zu. »Sie hätten es ja doch herausbekommen, oder nicht?«
    Der Augenaufschlag, mit dem sie mich aus zwei Fuß Entfernung bedachte, hätte glatt eine Breitwand im Freilichtkino zum Zittern bringen können.
    »Ich wusste es bereits«, entgegnete ich so bescheiden wie möglich. »Sie waren den Gangstern auf der Spur, die den Raubüberfall ausgeführt haben. Wer war es?«
    »Gangster?«, sagte sie erstaunt. »Ich dachte, es sei mehr ein Scherz. Rein zufällig beobachtete ich, wie ein Mann etwas in einer Hütte versteckte. Ich sah nach. Reine weibliche Neugierde, G-man.«
    Das Parfüm, das sie mir um die Nase wehen ließ, hatte bestimmt 29 Dollar gekostet. Celina rückte näher.
    »Sie denken doch nichts Schlechtes von mir, oder?«, fuhr sie fort.
    »Ich nicht, aber vielleicht Brent?«, grinste ich.
    »Ach, der kommt so schnell nicht wieder«, schmollte sie.
    »Wo steckt er?«
    »Ich weiß nicht. Er hinterließ mir einen Zettel, dass er auf längere Zeit verreisen müsse. Wollen Sie den Zettel sehen? Er liegt im Schlafzimmer.«
    Leichtfüßig sprang sie vom Hocker und dehnte sich kurz wie ein dressierter Tiger. Celina wusste ganz genau, dass sie sich mit ihrer Figur sehen lassen konnte.
    »Okay, zeigen Sie mir das Meisterwerk. Ich warte inzwischen hier.«
    Wortlos verließ sie das Zimmer. Ich drückte gerade die Kippe aus, als das Telefon zart summte. Mit einem Satz war ich vom Hocker und neben dem Couchtisch, auf dem der weiße Apparat stand. In der Wohnung gab es bestimmt noch mehr Apparate, und ich war sicher, Celina würde einen anderen benutzen. Ich musste nur den richtigen Zeitpunkt abwarten
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