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0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf

0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf

Titel: 0379 - 5000 Dollar für meinen Kopf
Autoren: 5000 Dollar für meinen Kopf
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sich in gebrochenem Englisch verständlich zu machen.
    Jas Murphy war kein Unbekannter. Zwar kannte ich ihn nicht persönlich, aber ich hatte zahlreiche dienstliche Berichte gelesen, in denen er auf eine nicht sehr rühmliche Art erwähnt war.
    Er organisierte mal in diesem, mal in jenem Hinterzimmer ein Spielchen, manchmal war es auch eine Privatwohnung. Der Schauplatz wechselte, ebenso wie die Hühnchen, die gerupft wurden. Was sich gleich blieb, waren die hohen Einsätze und der Profit, den Murphy aus dieser Art Beschäftigung zog. Man raunte sich zu, dass er seine Würfel einer Sonderbehandlung unterzogen und seine Karten gezinkt habe. Leider trug er nie Karten oder Würfel bei sich, wenn die Stadtpolizei ihn zu einer Unterhaltung einlud.
    Das also war der Mann, mit dem unser Kollege Gild zuletzt gesehen worden war. Wir wussten, dass Jas Murphy häufig in Florence Sheldons Kneipe anzutreffen war.
    Wir stiegen also in den geliehenen Cadillac und fuhren zur 51. Straße, einen Block östlich von der 7th Avenue. Das ist nicht weit vom Rockefeiler Center und dem RCA-Building.
    ***
    In Florence’ Kneipe war nicht viel Betrieb um diese Zeit. Ein paar der üblichen Typen saßen herum und nuckelten an einem Gin.
    Mir war gar nicht wohl dabei, denn jeden Augenblick konnte ein lieber alter Bekannter hereinkommen und uns die Sache gründlich verpatzen. Wenn wir hier erst einmal als G-man erkannt waren, fiel unser ganzer schöner Plan ins Wasser. Es blieb uns nichts anderes übrig, als auf unser Glück zu vertrauen. Vorläufig blieb es uns auch hold.
    Wir spielten die schweren Jungens, die irgendwo im Lande einen sauberen Coup gelandet haben und nun nach New York gekommen sind, um in dieser großen Stadt ihre Bucks aus der Tasche zu lassen. Es gelang uns über Erwarten gut.
    In einer Viertelstunde hatten wir einen Rattenschwarm beruflicher Nichtstuer und Tagediebe um uns versammelt, die uns hochleben ließen und unaufgefordert bestätigten, wir wären feine Kerle. Das kostete zwar einige Runden, brachte uns aber unserem Ziel näher.
    Schließlich fand ich es an der Zeit, einen der Stammgäste mit meinem Anliegen vertraut zu machen.
    »Ihr seid eine langweilige Bande hier in New York«, erklärte ich. »Außer Saufen kennt ihr wohl kein Vergnügen? Was haltet ihr von einem kleinen Spielchen?«
    »Das ist in diesem Staat verboten«, sagte mein Gesprächspartner vorsichtig, ein fieser Bursche.
    »Da, wo wir herkommen, ist es auch verboten«, grinste Phil und ließ ein Augenlid zuklappen. »Habe aber noch nicht erlebt, dass sich dadurch einer hätte abhalten lassen. Es soll nicht allzu gesund sein für neugierige Cops, ihre Nasen in solche Privatsachen zu stecken.«
    Mein Nachbar stieß seinen Nebenmann an. Der stand auf und ging zur Theke, beugte sich über die Platte und flüsterte Florence etwas ins Ohr. Die Dame sah uns prüfend an, war anscheinend zufrieden, nickte und angelte sich den Telefonhörer. Wir machten also Fortschritte.
    Zehn Minuten später war Jas Murphy da.
    Er musste seine Hütte also irgendwo in der Nachbarschaft haben. Jas sah genauso aus, wie man sich einen professionellen Falschspieler vorstellt. Er hatte nichts von einem Gewaltverbrecher an sich, war artig gekleidet und verfügte über jenen Teil guter Manieren, der in seinem Gewerbe notwendig ist, um das Vertrauen der Kundschaft zu erwerben.
    Murphy war ohne Zweifel ein vorsichtiger Mann. Eine gute halbe Stunde beschnupperte er uns wie der Hund den Knochen. Seiner Vorsicht zuliebe mussten wir noch ein paar Runden springen lassen.
    Kein Mensch sprach mehr davon, dass man ein Spielchen auflegen wolle, und wir hielten uns ebenfalls zurück, taten, als hätten wir uns mit einer so langweiligen Stadt und ihren puritanischen Gebräuchen abgefunden.
    Unsere wohltätigen Absichten schienen sich mit Windeseile im Viertel herumzusprechen, denn der Laden wurde immer voller. Mir schien es genug des Guten, ich rief nach der Wirtin. Wir hatten eine Menge durstiger Kehlen angefeuchtet, und das war nicht billig.
    Meine Brieftasche fiel zu Boden, und obwohl ich mich scheinbar bemühte, den Dollarsegen darin nicht allzu vielen Augen zur Weide werden zu lassen, trieb es Jas Murphy doch die Äuglein aus den Höhlen. Er hatte genug gesehen und gab sich nicht weiter spröde. Seine Gier war nun einmal geweckt, und er betrachtete uns schon als leichte Opfer.
    Wir wurden schnell mit ihm einig. Er winkte einem Burschen, und durch einen Nebenausgang verließen wir das Lokal,
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