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0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

Titel: 0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab
Autoren: Ein Mörder rechnet zweimal ab
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Macht genau neun Dollar.«
    »Raubvogelgesicht« nickte, beugte sich über den Bewußtlosen, griff unter dessen Jacke und zog eine schweinslederne Brieftasche hervor. Er klappte sie auf.
    Heraus flatterte eine Tausend-Dollar-Note.
    Wie ein kleines Papierflugzeug glitt sie durch die Luft, schaukelte einen Augenblick wie ein welkes Blatt im Herbstwind und fiel dann auf den schmutzigen Boden.
    Schlagartig wurde es still in der Kneipe.
    Alle starrten auf die Banknote.
    Auch ich fixierte den Schein. Ich wurde mir dessen erst bewußt, als ich einen Blick auf mir ruhen fühlte, den Kopf hob und in die eisigen Augen des Raubvogelgesichtigen schaute. Für den Bruchteil einer Sekunde fraßen sich unsere Blicke ineinander. Dann bückte sich der Mann, hob den Schein auf, legte ihn in die Brieftasche zurück, klappte sie zu, steckte sie zurück in die Tasche des Bewußtlosen, griff in die eigene Hosentasche, zog ein paar Münzen hervor und warf sie auf die Theke.
    »Stimmt so.«
    Billy rührte sich nicht.
    Ich stand auf und ging quer durch die Kneipe. Vor dem »Raubvogelgesicht« blieb ich stehen.
    »Ich werde Ihnen helfen, den Mann nach Hause zu bringen«, sagte ich.
    »Allein schaffen Sie’s nicht. Er ist zu schwer.«
    Es waren wirklich die kältesten Augen, die ich jemals gesehen hatte.
    Der Mann nickte.
    »Fassen Sie links an.«
    Ich tat’s, und gemeinsam stellten wir den Weißhaarigen auf die Füße. Er war schwer und hing wie leblos zwischen uns. Sein Gesicht war totenbleich. Der Mund stand etwas auf, und der Whisky-Atem erregte Übelkeit.
    Während wir den Betrunkenen zur Tür schleppten, blieb es hinter uns ruhig. Normalerweise hätte Billy jetzt blitzschnell das nächste Polizeirevier angerufen und melden müssen, daß zwei Burschen einen Betrunkenen, der eine Tausend-Dollar-Note in der Tasche hatte, abschleppten. Aber Billy tat’s nicht, denn er wußte ja, wer ich war.
    ***
    Wir traten auf die Straße. Die Tür klappte hinter uns zu.
    »Nach links. Dort hinten in der Einfahrt habe ich meinen Wagen geparkt«, sagte der Mann.
    Die Einfahrt war breit und dunkel und lag etwa dreißig Yard entfernt.
    Wir gingen darauf zu.
    Ich war entschlossen, den Weißblonden keine Sekunde allein zu lassen. Es sind schon Leute wegen weit geringerer Beträge als tausend Dollar umgebracht worden.
    Ich überlegte. Was für eine Rolle spielte das »Raubvogelgesicht«? War er ein Killer, ein berufsmäßiger Mörder?
    Wir erreichten die Einfahrt.
    Ich zögerte. Ich fühlte, wie sich mir die Nackenhaare sträubten.
    »Ein paar Schritte noch«, sagte der Vollathlet auf der anderen Seite des Betrunkenen. »Dann können wir ihn in meinen-Wagen setzen. In der Brieftasche finden wir sicherlich die Adresse. Wenn wir ihn wohlbehalten abliefern, fällt vielleicht eine Belohnung für uns ab. Ein Stückchen von dem Tausend-Dollar-Schein wäre nicht schlecht.«
    Ich brummte eine Zustimmung.
    Dann schwankten wir in die pechschwarze Einfahrt. Sie war von dem ersten Stock eines alten Hauses überdacht.
    »Wo ist Ihr Wagen?« fragte ich.
    »Auf dem Hof. Wir sind gleich da.«
    Ich fühlte Kopfsteinpflaster unter den Füßen.
    Während wir durch die Dunkelheit tappten, wandte ich den Kopf und blickte zurück. Das helle Rechteck der Einfahrt lag mindestens zehn Schritte hinter uns.
    Ich hatte den linken Arm des Weißhaarigen hinter meinen Nacken gelegt, den Unterarm des Mannes hielt ich auf meiner linken Schulter fest. Meine Rechte hatte ich zwischen die Schulterblätter des Mannes gelegt. Auf diese Weise konnte ich ihn gut transportieren und vorwärtsschieben.
    Das »Raubvogelgesicht« hatte den Bewußtlosen auf die gleiche Weise gepackt.
    Da wir beide erheblich größer als der Weißhaarige waren, berührten dessen Füße nicht mehr den Boden.
    Plötzlich wurde der Mann neben mir bleischwer. Er sackte so schnell nach unten, daß ich sein Gewicht kaum auffangen konnte. Blitzartig wurde mir klar, was geschehen war. Der andere hatte den Bewußtlosen losgelassen.
    Noch in der gleichen Sekunde erhielt ich einen furchtbaren Schlag gegen den Magen. Der Schmerz überfiel mich wie eine Lähmung. Ich ließ den Weißhaarigen los. Meine Knie drohten einzuknicken. Ich merkte, wie ich langsam nach vorn kippte. Ich hörte ein tiefes Stöhnen. Es kam aus meiner Kehle.
    Dann erhielt ich den zweiten Schlag. Es schien eine eiserne Faust zu sein — oder ein Pferdehuf. Ich wurde an der gleichen Stelle getroffen und fiel auf das Pflaster.
    Ich lag auf dem Gesicht. Mit dem Mund
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