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037 - Enthüllungen

037 - Enthüllungen

Titel: 037 - Enthüllungen
Autoren: Bernd Frenz
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ihr und der Platte aufgestaut hatte.
    Mit unglaublicher Geschwindigkeit glitt der Fladen über die Tischkante hinweg und segelte lautlos durch die Luft. Mit eleganten Flügelschlägen, die an einen Meeresrochen erinnerten, überbrückte er die Entfernung bis zur nächsten Wand, an der er mit einem leisen Sauggeräusch kleben blieb.
    Die ganze Flucht hatte nur wenige Sekunden gedauert, und weder Hacker noch Phil hatten das Geringste davon bemerkt. Der Rochen sondierte die Lage, baute erneut ein Luftpolster auf und zischte die Wand hinauf. Oben angekommen jagte er an der Decke entlang in die Mitte des Labors.
    Dort hielt er erneut inne.
    Nicht der leiseste Farbunterschied wies darauf hin, dass an dieser Stelle eine bionetische Lebensform verharrte. Selbst die beiden stecknadelgroßen Augen, die aus seinem Leib traten, waren nicht viel auffälliger als Fliegendreck. Die Minilinsen stellten sich zuerst auf die Glastanks mit den Gefangenen ein, dann drehte sich der Rochen langsam im Kreis und verschaffte sich einen Überblick über das gesamte Labor. Knapp zehn Minuten später hatte er jeden Gegenstand im Raum vermessen.
    Zeit für den Rückzug.
    Lautlos glitt er in Richtung des Verbindungsgangs und verharrte geduldig vor dem geschlossenen Stahlschott. Die Minuten verliefen zäh wie Baumharz, bis Mr. Hacker seine Arbeit beendet hatte und zur Kommandozentrale zurückkehrte. Die Zeit, in der er die Tür öffnete, genügte dem Rochen, um an der Innenseite des Stahlrahmens entlang zu gleiten. Die Bewegung war nicht mehr als ein irritierender Reflex. Der Rebell bekam nichts davon mit, obwohl das Wesen für einen Sekundenbruchteil direkt über seinem Kopf hing.
    Während die Draisine über die Schienen zurück rollte, befand sich der Rochen schon längst vor dem Keller des Kennedy Centers in Wartestellung. Zusammen mit Hacker drang er in den Kontrollraum ein. Auch hier begann er sofort mit Vermessungen.
    Eddie und Honeybutt lösten hastig die Hände voneinander, als ihr Vorgesetzter so unvermittelt eintrat. Hacker tat so, als hätte er nichts gesehen obwohl er bedauerte, dass ein knackiger Kerl wie Eddie an die Frauenwelt verloren war. »Bei euch alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Keine besonderen Vorkommnisse«, meldete Miss Hardy dienstbeflissen, obwohl der rote Schimmer auf ihren Wangen sie Lügen strafte. Hackers Lippen umfloss ein wissendes Lächeln, das die junge Frau noch stärker erröten ließ. »Okay, ihr könnt euch jetzt hinhauen«, entließ er das Pärchen aus dem Dienst. »Ihr habt für heute genug getan. Seid aber so gut und klopft bei Mr. Miles an. Die Wachablösung von Mr. Rod steht an.«
    Geschwind zogen sich die beiden in den Schlaftrakt zurück. Kurze Zeit später waren aus derselben Richtung Schritte zu hören.
    »Komme ja schon«, maulte Miles schlaftrunken. »Dass immer alle Angst haben, ich könnte verpennen…«
    Hacker ließ seinen Blick über den Feldagenten wandern. Mit unbeweglicher Miene musterte er die zerknitterte Uniform und den heraushängenden Hemdzipfel, bevor er einen demonstrativen Blick auf die Uhr über seinem Computermonitor warf.
    Das Display zeigte 14:03.
    »Drei Minuten zu spät«, sagte er. Mehr nicht. Das war auch nicht nötig. Ohne ein weiteres Wort des Protestes eilte Mr. Miles aus der Kommandozentrale. Er passierte einige Räume im unbeheizten Kellertrakt, bis er den westlichsten Teil des Kennedy Centers erreichte. Von dort gelangte er an eine schwere Stahltür, die nachträglich in die Wand eingesetzt worden war. Dahinter lag der zweite Tunnel, den die Running Men vor Jahren selbst angelegt hatten. Bisher war er noch nie richtig benutzt worden, und das würde hoffentlich auch so bleiben. Er war ihr letzter Trumpf, falls das Hauptquartier angegriffen wurde. Ein Fluchttunnel, der unter die Stadtmauer hindurch und zum Potomac führte.
    Miles hielt es allerdings für blanken Unsinn, den Gang Tag und Nacht von einem bewaffneten Posten bewachen zu lassen. Eine Entdeckung von der Uferseite war so gut wie unmöglich. Der Tunnel endete unter Wasser, und dort schnüffelte sicherlich niemand herum, solange sich derart viele Kaimare im Fluss herumtrieben.
    Doch obwohl er den Dienst in diesem feuchten Loch hasste, öffnete Miles seufzend die schwere Tür. Hacker achtete mit Adleraugen darauf, das Mr. Blacks Befehle weiterhin penibel ausgeführt wurden, als wäre ihr Anführer immer noch zugegen.
    Miles musste also, wohl oder übel, seine Pflicht tun.
    Hätte der Rebell geahnt, das er nicht
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