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0367 - Der Boß läßt seine Meute los

0367 - Der Boß läßt seine Meute los

Titel: 0367 - Der Boß läßt seine Meute los
Autoren: Der Boß läßt seine Meute los
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unverdünnten Schnaps trank.
    ***
    Phil stieß mich mit dem Ellenbogen an. Ich wandte den Kopf und folgte seiner Blickrichtung. Auf der anderen Straßenseite, ziemlich genau der umlagerten Einfahrt gegenüber, hatte ein muskulöser Farbiger den Stuhl aufgebaut, auf dem seine Kunden Platz nahmen, wenn er ihnen die Schuhe putzte.
    Ich nickte. Als an der nächsten Ampel das rote Licht den Fluss der endlosen Autoschlangen unterbrach, konnten wir auf die andere Straßenseite hinwechseln, ohne Kopf und Kragen zu riskieren.
    Auf dem Stuhl saß ein schwitzender Mann in den Vierzigern. Er wog sicherlich an die zweihundert Pfund, und er machte nicht den Eindruck, als ob viel Fett dabei wäre. Aus seinem schmallippigen Munde ragte eine dunkle, lange Zigarre, die er mit den Zähnen festhalten musste.
    »Haben Sie eine Ahnung, was da drüben los ist?«, erkundigte er sich ungeniert, als wir in die Nähe kamen.
    »Ein Mann ist niedergeschlagen worden«, erwiderte ich vage.
    »Es wird immer schöner«, schimpfte er. »Wozu bezahlt man eigentlich seine Steuern? Jetzt fallen sie schon am helllichten Tag über uns her. Ich möchte mal ein Jahr lang hier der Polizeichef sein! Die würden sich wundern!«
    »Was würden Sie denn machen?«, fragte ich, da wir ja doch warten mussten, bis der Schuhputzer mit seiner Arbeit fertig war.
    »Das ganze Gangstertum mit Stumpf und Stiel ausrotten!«, verkündete der Schwergewichtler, freilich ohne uns zu verraten, wie er sich das in der Praxis vorstellte. »Die Cops sind zu weich! Viel zu weich! Härte, damit kann man sich Respekt verschaffen! Nur durch Härte!«
    »Wir sind G-men«, sagte Phil. Nichts weiter.
    Das breite Gesicht klappte auseinander. Die Kinnlade fiel auf den Hals.
    »G-men?«, piepste der Farbige mit heiserer Stimme.
    »Können Sie Ihre Fabrik für Hochglanz hier eine Viertelstunde ohne Aufsicht lassen?«
    »Kann ich«, erwiderte er, nachdem er sich von der Überraschung erholt hatte. Er steckte vier Finger in den Mund und ließ einen Pfiff hören, der einer Lokomotive Ehre gemacht hätte.
    Eine halbe Minute später schossen aus dem nächsten Hauseingang ein Deutscher Schäferhund, hechelnd und wachsam und intelligent, und ein keuchender Junge von sieben oder acht Jahren, mit geflickter Cordhose, schreiend rotem Hemd und schätzungsweise fünfhundert Sommersprossen.
    »Hallo, Joe«, sagte er altklug und stopfte die kleinen Fäuste in die Hosentaschen, bis nicht einmal mehr die Ellenbogen zu sehen waren. »Was sind denn das für Figuren?«
    »Jimmy, gewöhne dir etwas mehr Höflichkeit an«, sagte der Farbige. »Das sind zwei richtige G-men, und wenn du dich nicht ordentlich aufführst, nehmen sie dich mit und sperren dich ein.«
    Der Dreikäsehoch musterte uns respektlos. Dabei legte er den linken Arm um den Hals des prächtigen Tieres und sagte: »Rex würde Hackfleisch aus ihnen machen.«
    Ich fuhr dem kleinen Burschen durchs Haar. Der Hund ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Seine Ohren standen aufrecht, seine Augen verfolgten die Bewegungen meiner Hand, um die kleinste Spur von Feindseligkeit im Ansatz erkennen zu können.
    »Ich gehe mit den G-men mal runter in den Drugstore, Jimmy. Übernimmst du den Stand hier solange?«
    »Klar, Joe. Aber wenn du einen schreien hörst, musst du gleich kommen.«
    »Selbstverständlich, Jimmy. Also bis gleich!«
    ***
    Während wir die Straße in westlicher Richtung hinabgingen, erklärte uns der Hochglanz-Fabrikant die letzten Sätze.
    »Wissen Sie«, sagte er, »es gibt immer wieder ein paar Strolche, die glauben, dass sie sich von so einem kleinen Burschen wie Jimmy die Schuhe putzen lassen können, ohne bezahlen zu müssen. Das müssten Sie mal erleben! Rex gehorcht dem Jungen aufs Wort. Wenn Jimmy sagt: ›Rex, halte den Kerl fest, bis er bezahlt hat!‹ dann ist was fällig. Der Hund reicht mir mühelos bis an die Kehle, wenn er sich auf den Hinterbeinen auf richtet und den Hals streckt.«
    Wir kamen zu dem Drugstore, holten uns einen Becher Kaffee an der Theke und setzten uns damit in die hinterste Ecke. Der Schuhputzer nannte seinen vollen Namen: Joe Eidermann, 31 Jahre alt, nicht vorbestraft.
    »Erzählen Sie mal, was sich heute Vormittag hier abspielte«, bat Phil.
    »Wenn Sie wegen der Geschichte in der Einfahrt fragen, dann kann ich Ihnen einen Tipp geben. Es muss gegen zehn gewesen sein, da fiel mir ein Mann auf, der aussah, als ob er nichts zu tun hätte oder als ob er auf jemand warten müsste. Er wäre mir vielleicht gar
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