Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0364 - Shimadas Höllenschloß

0364 - Shimadas Höllenschloß

Titel: 0364 - Shimadas Höllenschloß
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
bodenlose Tiefe, in der die Finsternis mündete.
    Hart riß ich mich zusammen. Es war schwer, der Stimme einen gleichgültigen oder lässigen Klang zu geben, aber ich schaffte es.
    »Was soll das?«
    »Wolltest du zu Shimada?«
    »Ja.«
    »Dann ab!«
    Im gleichen Moment raste ich in die Tiefe, und mein gellender Schreckenschrei verhallte wie in einer langen Tunnelröhre…
    ***
    Das kann dein Tod sein!
    Dieser Satz jagte durch meinen Schädel und trieb in mir eine fürchterliche Angst hoch.
    Irgendwo zerschmettert am Grund der blauen Festung liegen, wo die Knochen allmählich vermodern.
    Eine fürchterliche Vorstellung, die mich bei dem rasenden Fall in die Tiefe fast um den Verstand brachte.
    Aber ich war nicht allein.
    Von oben stießen die Vögel wie Schattenwesen herab, wurden noch schneller als ich, erreichten mich und blieben auf gleicher Höhe. Sie hatten die Flügel angelegt, um möglichst wenig Luftwiderstand zu bieten.
    Meine Augen waren weit geöffnet. Ich konnte in ihre Gesichter sehen. Diese blasse schattenlose Haut, dazu die schmalen Augen und das harte Lächeln auf ihren Lippen, das zugleich sehr wissend wirkte.
    »Du wolltest zu ihm!« vernahm ich ihr scharfes Flüstern. »Den Gefallen haben wir dir getan, da du dich bereits auf dem Weg zu Shimada befindest. Er wird dich ebenfalls töten. Dein Kopf wird seinen Gürtel schmücken, oder er wird dich in unseren Kreis einreihen…«
    Allmählich gewöhnte ich mich an den Fall. Er war abgebremst worden, so daß ich nicht mehr damit rechnete, irgendwann zerschmettert auf dem Boden zu liegen.
    »Vieles mußt du noch über uns und Shimada lernen!« vernahm ich ihre Erklärungen. »Du weißt nur einen kleinen Teil, und den wirst du bald vergessen haben. Hättest du dich uns angeschlossen, wärst du in eine Magie eingeweiht worden, die zu den stärksten überhaupt gehört. Nippons Götter hättest du von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden…«
    »Doch mehr Götzen!« rief ich.
    »Spielt das eine Rolle? Macht es einen Unterschied?«
    Für mich schon, für andere nicht. Das band ich ihnen nicht gerade auf die Nase.
    Und ich fiel weiter.
    Plötzlich wieder schnell, so daß mir der Ruck den Magen in die Kehle trieb.
    Wieder bekam ich Angst, bis der Fall abgestoppt wurde, ich unter mir eine hellere Fläche sah und auf sie zufiel.
    Die Landung.
    Zuerst berührten meine Füße den Boden. Ich konnte aber nicht stehenbleiben, der Schwung war einfach zu groß, so daß es mich nach vorn trieb, ich einige Schritte laufen mußte und ich mich fangen konnte, bevor ich gegen eine Wand krachte.
    Sofort drehte ich mich um.
    Die Vogelmenschen hielten sich in meiner Nähe auf. Sie umkreisten meinen Kopf, bewegten hektisch die Flügel, und ich vernahm die heftigen, flatternden Geräusche.
    Wollten sie mir noch etwas sagen?
    Nein, es sah nicht so aus, aber ich hatte eine Frage an sie. »Wie ist das? Wo finde ich Shimada?«
    »Überall…«
    »Ich will ihn aber sehen. Seine Gestalt, mehr nicht. Ich will ihm…«
    »Geh weiter, geh nur weiter…«
    »Wohin?«
    »Es ist egal!«
    Mehr erklärten sie nicht. Die mutierten Vögel verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, und sie jagten in die Höhe, um sich im Turm niederzusetzen.
    Seit ich diese Festung betreten hatte, war mit mir nur gespielt worden. Immer hatten andere die Initiative ergriffen. Das war ich, verdammt noch mal, leid. Ich mußte endlich etwas tun.
    Mit normalen Erklärungen kam man hier doch nicht weiter. Mir war erklärt worden, daß ich einfach losgehen sollte, ohne großartig auf die Richtung zu achten.
    Das tat ich.
    Eine Himmelsrichtung war sowieso nicht feststellbar. Es spielte also keine Rolle, in welche Richtung ich schritt.
    Die gesamte Festung war für mich eine düstere, wattige Insel, aber auch ein Bauwerk, das nicht konstant blieb, das sich verändern konnte, je nach dem, welche Laune sein Erschaffer momentan besaß.
    Das Schloß und Shimada waren eine Person. Wenn er starb, da war ich mir sicher, würde auch die Festung nicht mehr bestehen.
    Ich sah keine Wände, ich sah keine Gegenstände, kein Licht, nur diese dichte Bläue. Auch einen Ausgang entdeckte ich nicht. Ich kam mir vor wie in einem Labyrinth, aus dem es für mich kein Entrinnen mehr gab, denn ich fand einfach nicht den Hinweis, an dem ich mich hätte orientieren können.
    Ohne einen Widerstand zu spüren, schritt ich durch die wattige Bläue. Ich lauschte dabei auf Kampfgeräusche oder Stimmen.
    Beides hörte ich nicht.
    Dafür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher