Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0350 - Die Rache der Großen Alten

0350 - Die Rache der Großen Alten

Titel: 0350 - Die Rache der Großen Alten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hochzulaufen.
    Da der Mann nicht auf der Treppe geschlafen haben konnte, mußte er aus einer Wohnung gekommen sein. Die Tür sahen wir sehr bald. Sie stand noch offen.
    Leila erreichte das Zimmer als erste. Sie sprang über die Schwelle, blieb stehen und drehte sich, wobei sie das Gewehr in Anschlag hielt und die Mündung durch das Zimmer kreisen ließ.
    Es war ein runder Raum. Wir sahen die Fenster bleiern schimmern und die gewölbte Decke.
    Für diese Art des Raumes gab es nur eine Erklärung. Wir waren in einem Turmzimmer gelandet. Ich wußte, wie verschachtelt und verwinkelt die Häuser der Altstadt von Tanger angelegt waren. Es existierte kein einheitlicher Baustil, und so kam es vor, daß kleine Türmchen auf irgendwelche Dächer gesetzt worden waren.
    Leila hatte schon ein Fenster erreicht. Sie fluchte einige Male, bevor sie es aufzog, hinausschaute, sich zu mir umdrehte und erklärte, daß es gar nicht so schlecht aussähe.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wir könnten springen.«
    »Liegt da ein Dach?«
    »Ja.«
    Bevor ich sie erreichte, hockte sie bereits auf der schmalen Fensterbank. Mit der linken Hand hielt sie sich noch fest, in der rechten trug sie das Gewehr.
    Im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Ich hörte den dumpfen Laut, als sie aufprallte, erreichte das Fenster ebenfalls und sah Leila auf dem Dach stehen und winken.
    Auch ich sprang.
    Es war wirklich nicht tief. Ich konnte meinen Aufprall gut abfedern, aber ich sah sofort die Gefahr, die das Dach für uns beide barg.
    Es gab keinerlei Deckung. Eine freie Fläche lag vor unseren Augen, und bis zum Rand waren es einige Meter, die wir ohne Schutz überwinden mußten.
    Zusammen starteten wir. Während des Laufs merkte ich, daß sich die Dachbespannung aus zahlreichen Materialien zusammensetzte.
    Einige waren sehr hart, andere weich und nachgiebig.
    Leila erwartete mich. Sie hob die Schultern und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
    »Was ist denn?«
    »Sieh nach unten, Sinclair!«
    Das tat ich und peilte vorsichtig über den Rand. Ich schaute in eine schmale Gasse. Woher die Typen kamen, wußte ich nicht, jedenfalls schienen unsere Gegner die Bewohner der Altstadt mobilisiert zu haben, denn sie drängten sich in der Gasse unter uns zusammen, hatten die Köpfe in die Nacken gelegt und starrten zu uns hoch.
    Blaß schimmerten ihre Gesichter, manche Augen wirkten dabei wie dunkle Perlen, und die Münder standen offen. Auch sah ich das Blinken der Messer und konnte förmlich den Haß spüren, der uns entgegenwehte.
    »Denen werde ich es zeigen!« versprach Leila mit knirschender Stimme und senkte den Gewehrlauf.
    Sie wollte in die Menge hineinschießen, da kannte sie keinerlei Hemmungen, ich aber schlug ihr den Waffenlauf zur Seite. »Bist du wahnsinnig!« fuhr ich sie an.
    Sie sprang zurück und bedrohte mich. »Es ist unsere einzige Chance, verdammt!«
    »Nicht so!« Ich blieb hart.
    »Und wie dann?«
    »Die Gasse ist schmal, wir können sie überspringen.« Ich wartete ihre Antwort erst gar nicht ab, ging einige Schritte zurück und nahm die gleiche Strecke als Anlauf. Sie schaute mir zu, wie ich mich abstieß und über die schmale Gasse hinwegflog.
    Plötzlich wurden ihre Augen groß. Tief atmete sie ein und sah mir an, wie ich auf der anderen Seite aufprallte.
    Ich fiel nicht, lief nur einige Schritte, stoppte danach und drehte mich um. »Komm rüber!«
    Sie sah mein Winken und wurde gleichzeitig abgelenkt, als sie zurückblickte.
    Die Meute hatte das Dach erreicht.
    Leila und ich hörten die Schreie, und das Halbblut reagierte jetzt so, wie es schon vorgehabt hatte.
    Sie schoß.
    Der Krach zerriß die relative Stille.
    Weit rollte das Echo in die Nacht hinaus und verklang irgendwo am Nachthimmel. Ob sie jemand getroffen hatte oder nicht, konnte ich nicht erkennen, jedenfalls zuckten die Männer zurück, und Leila hatte sekundenlang freie Bahn.
    Auch sie nahm Anlauf.
    Ihr Sprung war gut, aber nicht gut genug. Ich sah, daß sie nicht dort landen würde, wo ich aufgekommen war. Sie warf noch die Arme hoch, ich lief ihr entgegen, und dann knallte sie gegen den Dachrand. Sie schrie, hielt das Gewehr aber weiterhin fest, und ich war im letzten Augenblick gekommen. Durch rechtzeitiges Zugreifen schaffte ich es, sie auf das Dach zu ziehen.
    Zum erstenmal sah ich Leila zittern.
    »Eine Scheiß-Idee war das!«
    »Wir sind erst mal in relativer Sicherheit!« Ich schleppte sie noch weiter und ließ auch unsere Verfolger auf dem anderen Dach nicht aus den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher