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033 - In den Krallen der Tigerfrauen

033 - In den Krallen der Tigerfrauen

Titel: 033 - In den Krallen der Tigerfrauen
Autoren: A.F.Morland
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sie damit nicht beleidigte. Er würde schon die richtigen Worte finden, damit sie nicht dachte, er hielte sie für eine… Gott weiß, was.
    Sie hatte ihn längst bemerkt, und ein neues Spiel begann für ihn.
    Ihre hübschen Plüschaugen hatten ihn nur kurz gestreift, aber er hatte Zeit gehabt, sie anzulächeln.
    Und nun wartete er darauf, daß sie ihn wieder ansah. Dann würde er dieses freundliche Lächeln wiederholen.
    Ein junger Mann nahm ihr gegenüber Platz. Er trug Jeans und ein schwarzes Polo-Shirt. Außer seiner Jugend hatte er nur noch eine gehörige Portion Frechheit zu bieten.
    Er sprach das Mädchen an, und über Rob Andrews'
    Nasenwurzel bildete sich eine unwillige V-Falte. Wie würde das Mädchen reagieren? Würde ihr gefallen, was dieser Grünschnabel zu ihr sagte? Fühlte sie sich von seiner Jugend mehr angesprochen als von Rob Andrews?
    Zog sie Jeans und Polo-Shirt einem eleganten Maßanzug vor?
    Anscheinend nicht. Andrews hatte den Eindruck, der Junge hätte nicht den richtigen Ton gefunden.
    Das Mädchen blickte ihr Gegenüber ärgerlich an und schaute dann durch das Fenster. Jedenfalls sah es so aus. In Wirklichkeit aber richtete sie ihren Blick durch das spiegelnde Glas auf Rob Andrews, und er vermeinte in ihren großen Augen die Bitte erkennen zu können, er möge ihr helfen, möge sie von diesem lästigen Gesellen befreien.
    Er freute sich darüber. Du hast echte Chancen bei ihr, sagte er sich. Du kommst besser an als dieser Lümmel.
    Auf Grund seiner gesellschaftlichen Stellung wollte er jedoch jedes Aufsehen vermeiden, deshalb konnte er nicht zu dem Jungen hingehen und ihn auffordern, die junge Dame in Ruhe zu lassen.
    Wenn der Bursche sich das nämlich nicht gefallen ließ, wenn er aufsprang und sich wütend auf ihn stürzte — diese jungen Leute sind ja so impulsiv —, würde es morgen in allen Zeitungen stehen: »Unterhausabgeordneter prügelt sich in der U-Bahn mit jugendlichem Fahrgast!«
    Darüber würden seine politischen Gegner natürlich schadenfroh lachen. Das wäre Wasser auf ihre Mühlen, Öl in ihr Feuer gewesen. Doch diese Freude würde ihnen der fuchsschlaue Politiker nicht machen.
    Bei der nächsten Station ging Rob Andrews näher an die beiden heran. Das Mädchen sollte sich durch seine Anwesenheit beschützt fühlen. Gleichzeitig wollte er den Jungen damit irritieren.
    Es gelang ihm auch. Der Bursche musterte den aufgerückten Mann verstimmt. Es war ihm sichtlich unangenehm, daß Andrews nun jedes Wort mithören konnte. Das Mädchen schenkte dem Unterhausabgeordneten dafür einen dankbaren Blick.
    Seine Augen sagten: Keine Sorge, ich bin in deiner Nähe, es kann dir nichts mehr passieren. Mit dem Jungen werden wir spielend fertig.
    »Wie weit fährst du?« wollte der Junge wissen.
    Keine Manieren, dachte Rob Andrews. Er duzt sie gleich, denkt, Erfolg zu haben, wenn er mit der Tür ins Haus fällt. So ein Spiel muß man langsam anlaufen lassen, du Rüpel. Sonst zieht sich das Mädchen in ihr Schneckenhaus zurück und kommt nicht mehr heraus.
    Es mochte Mädchen geben, bei denen man auch auf diese plumpe Tour ankam, dazu gehörte dieses jedoch nicht. Man mußte unterscheiden können. Rob Andrews beherrschte das, der Typ im Polo-Shirt zum Glück nicht.
    Dadurch verschaffte er dem Unterhausabgeordneten ungewollt einen beruhigenden Vorsprung. Rob Andrews konnte das nur recht sein. Er glaubte zu fühlen, daß es zwischen dem Mädchen und ihm bereits eine hauchdünne seelische Verbindung gab.
    Er mußte sie nur noch verstärken, dann würde das die Nacht der Nächte werden. Das Mädchen gab dem jungen Mann keine Antwort. Andrews fiel wieder auf, daß er von der Kleinen durch das Fensterglas angesehen wurde.
    Er lächelte ihr aufmunternd zu und nickte kaum merklich.
    Nickte sie ebenfalls? Oder bildete er sich das nur ein?
    »Du siehst super aus, Baby«, sagte der Jeans-Typ. »Hast 'ne klasse Figur. Wie hältst du dich in Form? Mit Aerobic? Wow, ich würde dich irrsinnig gern mal tanzen sehen. Du bewegst dich bestimmt großartig. Wie'n Tier. So etwas gefällt mir. Da steh' ich drauf wie 'ne Eins!«
    Er konnte sagen, was er wollte, das Mädchen würdigte ihn keines Blickes.
    »Ich kenn' 'nen Tanzschuppen, der hat rund um die Uhr auf«, fuhr er fort. »Hast du Lust, noch 'ne kesse Sohle mit mir aufs Parkett zu legen?«
    Im Lautsprecher wurde die nächste Station ausgerufen:
    »Latimer Road.« Das Mädchen erhob sich.
    »Dann eben nicht«, sagte der junge Mann. »Dämliche Ziege. Du
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