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0326 - Burg der tausend Schrecken

0326 - Burg der tausend Schrecken

Titel: 0326 - Burg der tausend Schrecken
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herauskam. Wenn er nicht schwarz, sondern blondhaarig gewesen wäre, hätte Zamorra ihn glatt für einen Bruder des Druiden Gryf halten können. Der junge Mann kam schnurstracks auf den Cadillac zu, neben dem Nicole sich jetzt in aufreizender Pose aufbaute.
    »Das ist Privatgrundstück«, sagte der Junge. »Haben Sie das Schild an der Straße nicht gesehen? Unbefugten ist der Zutritt verboten.«
    »Da war kein Schild. Außerdem ist uns das Benzin ausgegangen«, behauptete Nicole und grinste dabei jungenhaft.
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen. Nehmen Sie Ihr Vehikel und verschwinden Sie.«
    »Hören Sie, Señor«, sagte Zamorra und stieg langsam aus. »Höfliche Menschen wünschen einander erst einmal einen guten Tag, was ich hiermit nachhole. Buenos dias, Señor. Da war übrigens wirklich kein Schild, und außerdem sind wir absichtlich hierher gefahren. Wir hatten eine ausführliche Unterredung mit der Polizei in Murcia.«
    Aufmerksam beobachtete er den jungen Mann, der es immer noch nicht für nötig hielt, sich vorzustellen; Zamorra vermutete, daß es sich um den jungen Ferreira handelte. Aber als der liebe Gott die Höflichkeit verteilte, schien er gerade weit abwesend gewesen zu sein.
    »Dann hat Ihnen die Polizei sicher auch gesagt, daß es seit Jahren keine Touristenführungen mehr gibt, und daß Fremde hier nicht gern gesehen sind. Also, bitte - dort hinter Ihnen hat man vor tausend Jahren eigens das Loch in der Mauer gelassen, damit Sie jetzt ihren Straßenkreuzer wieder hinausfahren können.«
    Zamorra seufzte. »Wer war übrigens das schwarzhaarige Mädchen, das vorhin hier einritt, und wohin ist es so schnell verschwunden!« fragte er aus einer Eingebung heraus.
    Der junge Spanier zuckte deutlich zusammen.
    »Sie müssen sich irren«, sagte er dann. »Hier ist niemand eingeritten.«
    »Das Mädchen hatte eine deutliche Ähnlichkeit mit Ihnen, Señor«, sagte Zamorra.
    »Sie irren sich«, sagte der Spanier schroff. »Wenn Sie nicht in fünf Minuten verschwunden sind, rufe ich die Polizei an. Und täuschen Sie sich nicht - sie kommt sehr schnell.« Abrupt wandte er sich um und kehrte ins Gebäude zurück. Das Portal schloß er leise.
    Nicole sah Zamorra an.
    »Sag mal…«, grübelte sie. »Diese Ähnlichkeit des reitenden Mädchens, die ist mir auch aufgefallen, aber erst, als du davon sprachst. Dann ihr schnelles Verschwinden, so spurlos -glaubst du, wir haben einen Geist gesehen?«
    »Das ist anzunehmen«, sagte Zamorra. »Schade, daß das Amulett im Handschuhfach liegt. Es hat sich vielleicht bemerkbar gemacht, ohne daß wir es merkten.«
    »Also doch eine typische Spukgeschichte«, sagte Nicole und stieg wieder hinter das Lenkrad. »Nur daß der klassische Rauswurf nicht in der Kneipe, sondern beim bösen Grafen in seinem Spukschloß stattfindet.«
    »Wir bewegen uns immer noch im Rahmen des gängigen Klischees, liebe Nici«, gab Zamorra bekannt. »Der Rausschmiß durch den bösen Grafen gehört nämlich auch dazu.« Er nahm das Amulett aus dem Handschuhfach, sah es nachdenklich an und verschob dann mit leichtem Druck der Fingerkuppe eines der eigenartigen Schriftzeichen auf dem Rand um einen halben Millimeter. Dabei flüsterte er etwas, das Nicole nicht verstand.
    »Was machst du da?« fragte sie.
    Zamorra grinste. »Aus dem Rausschmiß wird erst mal nix«, verkündete er. »Versuche doch mal zu starten.«
    Nicole versuchte. Der Wagen orgelte nur, sprang aber nicht an.
    »Wir geruhen eine kleine Panne zu haben«, verkündete Zamorra vergnügt. »Damit liegen wir hier fest.« Er griff an Nicole vorbei und betätigte lautstark die Hupe.
    ***
    Der Spanier tauchte ziemlich schnell wieder auf, diesmal entschieden verärgerter als zuvor.
    »Unser Wagen springt nicht an«, sagte Nicole bedauernd und demonstrierte es sofort. »Wir haben eine Panne. Vielleicht können Sie uns helfen, Señor.«
    »Uralter Trick«, murmelte der Mann abfällig. »Natürlich haben Sie die Zündkerzen verölt. Schrauben Sie sie raus, trocknen Sie sie ab und verschwinden Sie.«
    »Aber das habe ich bestimmt nicht getan«, sagte Nicole. »Bitte…« Sie betätigte den Haubenzug, stieg aus und klappte die Motorhaube hoch. Der Spanier warf einen nur mäßig interessierten Blick auf den riesigen Motor mit respektablen 8,2 Litern Hubraum.
    »Brauchen Sie Werkzeug?« fragte er. »Sie können…«
    Er unterbrach sich jäh. Auch Nicole schnappte nach Luft. Sie verstand immerhin genug von Autos, Motoren und Technik, daß sie wußte: ein
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