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0325 - Das Zeitexperiment der Verbannten

Titel: 0325 - Das Zeitexperiment der Verbannten
Autoren: Unbekannt
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schien.
    Schutt und Zerfall, die Spuren von Jahrhunderten der Vernachlässigung und fohlenden Wartung, blieben hinter ihnen zurück. Was vor ihnen lag, in einem kreisrunden Raum von hundert Metern Durchmesser und fünfzehn Metern Höhe, war neu und funktionierte. Maschinen aller Arten, in scheinbar wahllosem Durcheinander aufgestellt, fühlten die merkwürdige Halle. Kleinere standen, zu Gruppen geordnet, wie Unterholz in einem mächtigen Wald zwischen den gigantischen Kolossen der großen, die wie Türme in die Höhe ragten. Ein leises, aber durchdringendes Summen ging von der Gesamtheit der Geräte aus und erfüllte die Luft.
    Mit Bestürzung stellte Icho Tolot fest, daß sein Plangehirn nicht in der Lage war, die fremden Maschinen nach ihrer Funktion zu identifizieren. Es gab Geräte, die Ähnlichkeit mit solchen hatten, die er kannte. Aber die Anlage im ganzen war offenbar das Produkt einer völlig fremden Technologie, und es erschien voreilig, aus Ähnlichkeit der äußeren Form auf Gleichheit des Verwendungszwecks zu schließen.
    Er versuchte zu erkennen, aus welcher Richtung das eigenartige Gefühl der Feindseligkeit kam, aber was auch immer es war, das von seinem Ordinärgehirn als Haß und Zurückweisung gedeutet wurde, schien ebenso allgegenwärtig und isotrop zu sein wie das Summen, das von den Maschinen ausging.
    Icho Tolot zögerte unter dem Portal.
    „Gehen wir hinein, Tolotos?" fragte Fancan Teik.
    Er war der Jüngere, und er hatte etwas gefunden, was ihn der Lösung der Aufgabe, die er sich gestellt hatte, näherführen mochte. Seine Ungeduld war begreiflich. Icho Tolot gab nach. Er selbst tat den ersten Schritt ins Innere der Halle.
    Im nächsten Augenblick verfluchte er seine Weichherzigkeit. Er hatte den Fuß nach dem ersten Schritt noch nicht wieder zu Boden gesetzt, da überfiel es ihn wie die feuchten, klebrigen Stränge eines unsichtbaren, gigantischen Spinnennetzes. Etwas schlug sich ihm um die säulenförmigen Beine und begann, ruckartig zu ziehen. Icho Tolot geriet zeitweise aus dem Gleichgewicht. Er stolperte, verlagerte den Schwerpunkt nach vorne und stürzte. Donnernd brandete das Geräusch des Aufpralls durch die Halle.
    Aber der Gegner, wer er auch immer sein mochte, hatte sich verrechnet. Mit einem mächtigen Ruck stemmte der Haluter sich in die Hohe. Die unsichtbaren, klebrigen Fesseln schienen sich zu dehnen und gaben ihm die nötige Bewegungsfreiheit. Sein Planhirn arbeitete fieberhaft an dem Problem, um was für eine Art von Waffe es sich handelte und wie er sich dagegen wehren konnte, aber vorläufig war die Lösung noch nicht in Sicht, und es schien, als wäre er um so besser daran, je heftiger er sich bewegte.
    Er bemühte sich, nicht mehr stillzustehen, und schlug, während er lief, mit allen vier Armen wie mit Windmühlenflügeln. Er sah sich nach Fancan Teik um. Fancan war offenbar in dieselbe Falle geraten wie er.
    „Das kommt von einer der Maschinen, Tolotos", rief er Icho Tolot zu. „Wenn wir sie isolieren können, sind wir besser daran."
    Icho Tolot war bereit, ein kleines Risiko einzugehen und zu ermitteln, ob die Wirkung der gegnerischen Waffe in einer bestimmten Richtung rascher zunahm als in allen anderen - vorausgesetzt natürlich, daß ihre Wirkung überhaupt von der Entfernung des Opfers abhängig war. Auf diese Weise hätte der Standort des Geräts sich vielleicht ermitteln lassen.
    Aber der unsichtbare Gegner machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er setzte seine zweite Waffe an, und diese war ungleich gefährlicher als die erste.
    Stechender Schmerz fuhr Icho Tolot durch den Leib. Die Pein war so intensiv, daß er ein wütendes Knurren von sich gab. Fancan Teik schrie laut auf.
    Icho Tolot wandte sich um. Sie standen jetzt etwa dreißig Schritte innerhalb der Halle. Das Vernünftigste war, sich zurückzuziehen und von anderswoher zu versuchen, die fürchterlichen Geheimnisse dieses Raums zu ergründen. Er rief Fancan Teik zu: „Kommen Sie, Teiktos - wir verschwinden von..."
    Mitten im Satz überfiel ihn die zweite Schmerzwelle, und diesmal verlor er um ein Haar das Bewußtsein.
    Als sein Blick sich wieder klärte, wußte er, daß er keinen dritten dieser Anfälle mehr überstehen konnte. Der Feind ließ ihm keine Zeit, auch nur bis zum Ausgang zu kommen. Er wirbelte herum und sah Fancan Teik, vor Schmerz gekrümmt, sich am Boden winden.
    Es gab nur noch einen Ausweg.
    „Stehen Sie auf, Teiktos!" schrie er den Jüngeren an. „Strukturänderung -
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