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0312 - Ihn peitschte die Angst

0312 - Ihn peitschte die Angst

Titel: 0312 - Ihn peitschte die Angst
Autoren: Ihn peitschte die Angst
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Sie bereits Ihre Verbindung mit dem Revier, als das Glas entzweiging?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube kaum. Weil es so schnell nach den Schüssen klirrte. Nein, da werde ich wohl die Nummer des Reviers noch nicht gewählt haben können.«
    »Okay. Sie verständigten also das Revier von den Schüssen. Was taten Sie danach?«
    »Ich habe den Hammer aus meinem Nachtschränkchen hervorgeholt.«
    »Was für einen Hammer?« fragte ich verdutzt.
    »Einen richtigen, ganz gewöhnlichen Hammer! Den verwahre ich seit dem Einbruch drüben bei Mr. Hotches immer im Nachtschränkchen auf. Man ist nicht ganz so wehrlos, wenn man einen mittelschweren Hammer in der Hand hat.«
    Ich warf einen flüchtigen Blick auf seine gepflegten dünnen Finger und versuchte mir vorzustellen, wie diese Hand aussehen mußte, wenn sie einen klobigen Hammer hielt. Mein Vorstellungsvermögen ließ mich im Stich. Zu diesem zerbrechlich anmutenden alten Herrn paßte so etwas einfach nicht.
    »Sie holten den Hammer«, nickte Phil. »Und dann?«
    »Dann habe ich an der Wohnungstür gelauscht. Ich war ja nicht sicher, ob es nicht mein Schaufenster war, das so laut geklirrt hatte.«
    »Hörten Sie etwas?«
    »Im Haus? Aber nein. Es war totenstill. Sonst wäre natürlich in der Wohnung über mir schon ein Heidenspektakel gewesen, aber zum Glück sind die Winters mit ihren verzogenen Kindern für ein paar Wochen verreist.«
    »Was taten Sie, nachdem Sie im Treppenhaus gelauscht hatten?«
    »Ich schaltete alle Lichter wieder aus, ging zurück ins Schlafzimmer und sah hinab auf die Straße.«
    »Und?« fragte ich gespannt. »Was sahen Sie?«
    »Ein Mann lag auf der Straße. Man konnte ihn anfangs nur undeutlich sehen, später wurde es besser, weil immer mehr Leute das Licht in ihren Wohnungen anknipsten, so daß immer mehr Lichtschein auf die Straße fiel.«
    »Sahen Sie ein Auto?« fragte Phil. »Nein, kein einziges.«
    »Nicht?« wiederholte ich kopfschüttelnd. »Das verstehe ich nicht. Gehen wir doch die Zeiten noch einmal durch. Sie werden wach, weil Sie Schüsse hörten. Spätestens eine halbe Minute danach klirrt Glas. Aber da sind Sie schon am Telefon und wählen die Nummer des Reviers. Wie lange kann Ihr Gespräch gedauert haben?«
    »Nicht lange! Ich sagte nur meinen Namen und die Adresse und fügte hinzu, hier wäre eine Schießerei im Gange. Dann legte ich auf.«
    »Um das zu sagen, braucht man keine zwei Minuten, selbst wenn man langsam spricht. Dann holten Sie den Hammer uhd traten im Schlafzimmer ans Fenster. Ist das richtig?«
    »Absolut richtig.«
    »Rechnen wir für den Hammer eine Minute, dann ergibt sich eine Zeit von dreieinhalb Minuten, vielleicht vier. Also vier Minuten nach den Schüssen war in der Straße schon kein Auto mehr zu sehen?«
    »So scheint es gewesen zu sein. Ich habe natürlich nicht daran gedacht, eine Stoppuhr zu verwenden.«
    »Haben Sie denn in dieser kurzen Zeitspanne nicht einmal das Geräusch eines anfahrenden Wagens gehört?«
    Er runzelte die Stirn.
    »Doch, ich glaube, da war so ein lautes Brummen eines Automotors.«
    »Wann?«
    »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht mehr sagen.«
    »Schade«, sagte ich und stand auf. »Das wäre alles. Wir wollen Sie nicht länger stören, Mr. Jacobson.«
    »Einen Augenblick noch!« rief Phil schnell. »Kennen Sie zufällig einen gewissen Holly Martins?«
    »Martins? Holly Martins? Nein, nicht daß ich wüßte. In dieser Straße kann er nicht wohnen.«
    Phil nickte. Wir verabschiedeten uns und stiegen die Treppe hinab zur Haustür. Ich war in Gedanken noch immer bei meiner Zeitschätzung. Wenn man alles mit einer Stoppuhr verfolgt haben würde, hätte sich wahrscheinlich eine wesentlich kürzere Zeit als dreieinhalb Minuten ergeben.
    Vielleicht sogar nur zwei Minuten. Und in dieser kurzen Zeit hatten die Burschen einen Fahrer erschossen, die Scheibe eingeschlagen und den zweiten Fahrer entweder bewußtlos geschlagen oder ihn gezwungen, mit den Gangstern die Fahrt fortzusetzen?
    Konnte man so etwas überhaupt in zwei Minuten abwickeln? Oder stak der zweite Fahrer mit den Gangstern unter einer Decke?
    ***
    Als wir bei dem Postamt ankamen, von dem der Transport ausgegangen war, zeigte die elektrische Uhr am Tor auf fünf Uhr früh. Die Dunkelheit der Nacht hatte sich zu einem düsteren Grau abgeschwächt, in dem alle Gegenstände schon in geringer Entfernung seltsam verwaschen und unscharf wirkten.
    Einige dünne Nebelschleier verstärkten den unwirklichen Eindruck. Wir
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