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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett
Autoren: 2 Romane
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Sonne seiner Anbetung bedürftig, um zum Leben zu erwachen ...“
    Lucinda unterdrückte ein Lachen. „Ich habe das Gefühl, er dürstet danach, dich in einer von Madame Bouillons Togen zu sehen.“
    „Ich würde sagen, er will mich ohne diese Toga sehen. Alberner Mann! Warum macht er mir nicht gleich einen unsittlichen Antrag?“
    „Rachel! Du würdest doch sicher nicht auf so einen Antrag eingehen?“
    „Warum nicht? Ich denke, die Ehe wird allgemein überschätzt. Es hat seine Vorteile, eine Mätresse zu sein – Geld und Freiheit, um nur zwei zu nennen.“
    „Du meine Güte! Und ich hätte geschworen, dass du nie wieder etwas sagen oder tun könntest, das mich so schockieren würde!“ Lucinda lachte, wenn auch ein wenig unsicher. „Erzähl bitte June nichts von diesen Theorien. Du weißt, wie viel sie auf deine Meinung gibt. Es wäre entsetzlich, wenn sie auch irgendwann im letzten Moment Reißaus nähme aus lauter ...“ Sie brach ab und sah Rachel um Verzeihung heischend an.
    „Panik?“, beendete Rachel scheinbar ungerührt, obwohl ihre Freundin recht taktlos auf ihre erste gelöste Verlobung anspielte, auf die sonst niemand und unter keinen Umständen zu sprechen kam. „Oh, mit June ist es ganz anders.“ Sie fächelte sich Luft zu, da die Wärme des schönen Frühlingstages begann, ihr ein wenig zu schaffen zu machen. „Wie könnte ich Bedenken haben, was Junes Verlobung angeht? Immerhin brauchte ich ganze drei Monate, um sie einzufädeln.“
    „Ungefähr so lange wie für meine Verlobung mit Paul“, fügte Lucinda leise hinzu.
    „Ja, es muss in etwa genauso lange gedauert haben.“ Rachel legte in gespielter Nachdenklichkeit den Kopf schief. „Mein Problem ist, dass ich zu selbstlos bin.
    Stattdessen hätte ich versuchen müssen, einen dieser großartigen Männer für mich zu behalten.“ Sie seufzte theatralisch. „Jetzt bin ich endgültig eine alte Jungfer und muss mir gefallen lassen, dass armselige Dichterlinge mir alberne Verschen schicken.“
    Lucinda lachte. „Ich finde eher, Moncur erinnert an Lord Byron. Er sieht hinreißend aus und ist so wunderbar empfindsam.“

    Eine kleine Weile verbrachten sie in freundschaftlichem Schweigen und betrachteten vom Sitz ihres Landauers aus die im Hyde Park promenierenden Damen, die an diesem außergewöhnlich warmen Frühlingstag zarte Musselinkleider und hübsche Sonnenschirme trugen.
    „Jener erste Gentleman, Rachel ... du weißt doch, der irische Major ...“, als sie sich dem Ausgang des Parks näherten.
    „Wer?“, fragte Rachel recht scharf, als ärgerte es sie, dass ihre Freundin den Gesprächsfaden wieder aufgriff. „Oh, der.“ Sie seufzte gelangweilt. „Das ist so lange her, Lucinda, dass ich mich kaum noch erinnern kann, wie er aussah ...“
    „Nun, dann sieh doch mal nach links und frische dein Gedächtnis auf“, schlug Lucinda ihr verschmitzt vor.
    Rachel folgte ihrer Aufforderung neugierig und mit einem ungläubigen Lächeln um die sinnlichen Lippen. Doch das Lachen verging ihr sofort.
    So oft hatte sie sich gefragt, was sie empfinden würde, sollte sie ihn jemals wiedersehen. Nach sechs Jahren schien es zunehmend unwahrscheinlich, dass ihre Wege sich je wieder kreuzen könnten. Besonders, da sie mit ihrer Mutter und ihren Schwestern London nur noch für gelegentliche Einkaufsausflüge aufsuchte und um ihre Freundin Lucinda zu besuchen. Diese Woche waren sie und ihre Familie nur wegen der Vorbereitungen für Junes Hochzeit hier.
    Im Lauf der Jahre hatte sie sich auch immer wieder gefragt, wie er bei einer zufälligen Begegnung aussehen mochte, wie sie aussehen mochte und ob die Zeit sie so verändert haben würde, dass sie sich nicht wiedererkannten. In jedem Fall waren solche Gedanken natürlich müßig und belanglos, und Rachel, vernünftig, wie sie war, verbannt sie auf der Stelle. Jetzt erfuhr sie die niederschmetternde Wahrheit: Ein einziger Blick auf Major Connor Flint genügte, um ihr Herz stocken zu lassen. „Oh, Isabel. Wie sehr wünschte ich, du wärst jetzt bei mir ...“, flüsterte sie mit gequälter Stimme.
    Lucinda hörte den schmerzvollen Ton und fügte beunruhigt hinzu: „Er ist es wahrscheinlich gar nicht. Entschuldige, wie dumm von mir. Der Mann dort drüben scheint mir viel zu jung, und der Major muss doch inzwischen über dreißig sein ...
    und hat sicher einen dicken Bauch und ergrauendes Haar. Und außerdem weilt er gewiss in Irland.“
    „Doch, er ist es“, widersprach Rachel gedankenverloren. Oh
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