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0291 - Die Doppelrolle eines Satans

0291 - Die Doppelrolle eines Satans

Titel: 0291 - Die Doppelrolle eines Satans
Autoren: Die Doppelrolle eines Satans
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hinauf in den Rückspiegel. In unserem Acht-Millionen-Nest gibt es keine Stunde am Tage und auch nicht in der Nacht, wo nicht Hunderte von Autos unterwegs sind. Also sah ich auch jetzt im Rückspiegel die abgeblendeten Scheinwerfer von einem halben Dutzend Wagen. Das Wetter hatte sich ein wenig gebessert. Jedenfalls regnete es nicht mehr. Dafür allerdings war der Wind stärker und schneidender geworden.
    »Hast du einen bestimmten Wagen im Auge?«, fragte ich.
    »Ja«, nickte Phil »Er verfolgt uns schon seit etwa zehn Minuten. Leider habe ich nicht gleich vom Distriktsgebäude an aufgepasst, sonst wüssten wir . jetzt, ob er uns schon davor erwartet hat.«
    »Behalte ihn weiter im Auge«, sagte ich.
    »Vielleicht hat er wirklich nur zufällig denselben Weg«, meinte Phil. »Es kann doch gar nicht bekannt sein, dass wir den Verein in der 98. Straße ausgehoben haben.«
    »Eigentlich nicht«, gab ich zu.
    Ein paar Minuten fuhren wir schweigend weiter. Sobald man über eine Kreuzung kam, erfasste uns der starke Nordwind, der gellend durch die Straßenschluchten brauste, die in Nord-Süd-Richtung verliefen. Meine ganze Aufmerksamkeit galt dem Steuer. Einmal wegen des Windes, zum anderen aber weil die Fahrbahnen stellenweise von Schneematsch so bedeckt waren, dass man jeden Augenblick ins Schliddern kommen konnte.
    Wir erreichten die Ecke, wo ich Phil gewöhnlich absetzte, wenn ich ihn nach Hause bringe.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte ich, »Ist der Bursche noch hinter uns? Soll ich erst einmal um den Block fahren?«
    »Ach was«, meinte Phil. »Es ist spät genug, und ich bin müde. Außerdem kann ich dir wirklich nicht sagen, ob der Kerl noch hinter uns ist oder nicht. An der letzten Ampel haben sich vier oder fünf Wagen von der Seite her in unsere Kolonne hineingeschoben. Ich habe die Übersicht verloren. Halt an der Ecke an, wie üblich!«
    Ich betätigte Blinksignal und Bremse, fuhr dicht nach rechts an den Gehsteigrand und stoppte.
    »Also, bis morgen früh«, sagte Phil und klopfte mir auf die rechte Schulter.
    »Und sei vorsichtig, wenn du morgen früh aus dem Hause gehst. Die Zeitungen erscheinen zum Teil schon vor sechs Uhr. Bis wir uns auf der Straße sehen lassen, können unsere Freunde schon allerlei organisiert haben.«
    »Ich glaube nicht, dass sie so schnell sind«, wandte ich ein. »Aber ich werde natürlich die Augen offenhalten. Mach’s gut, alter Junge!«
    Phil stieg aus. Er schlug die Tür zu, während ich schon den ersten Gang einlegte. Ich sah, wie er von der Bordsteinkante wegging auf die kleine Grünanlage zu, die zwischen zwei modernen Mietshäusern liegt. Schon wandte ich meinen Blick wieder nach vorn und wollte Gas geben, als mich ein Geräusch zusammenfahren ließ, das ich nur allzu gut kannte: das heisere Rattern einer Maschinenpistole.
    Ich nahm den Fuß vom Gaspedal, den ersten Gang raus und zog die Handbremse. Mit einem Schwung warf ich mich zur Seite weg, um den Oberkörper aus einer möglichen Schusslinie herauszubringen. Aber noch in diesem blitzschnellen Wegducken sah ich Phil, der dicht am Beginn der Grünanlage war und sich in die Büsche hinein überschlug.
    Ein eisiger Schreck durchfuhr mich. Ich zerrte in meiner halb liegenden Haltung die Dienstpistole aus dem Schulterhalfter, stieß die Tür auf, die an der Gehsteigseite war und rutschte mit dem Kopf zuerst aus dem Wagen.
    Während ich mühsam meine Beine unter dem Steuer wegzog, ratterte die Tommy Gun bereits zum zweiten Male. Ich kam endlich frei und ging in die Hocke, wobei ich vorsichtig über den Kühler des Jaguars hinwegpeilte.
    Ein Automotor heulte auf, und eindunkles Kabriolett schoss dicht neben meinem Jaguar vorbei die Straße hinauf. Ich riss meine Waffe hoch und wollte schießen. Im letzten Augenblick überlegte ich es mir anders: Ich sah für eine Sekunde deutlich die erleuchtete Nummer des hinteren Kennzeichens: NB 32-41. Ich schob meine Waffe zurück in die Schulterhalfter, stand auf und hetzte hinüber zu der Grünanlage.
    »Phil!«, rief ich unterwegs. »Phil. Bist du verletzt?«
    In den Büschen raschelte es. Gleich darauf tauchte Phils Kopf zwischen den Sträuchern auf. Er war nicht ganz salonfähig, denn Gesicht, Hals und Hände waren dreckverschmiert.
    »Verletzt«, knurrte er. »Weiß nicht. Ich bin mitten in ein Schlammloch gestürzt. Verdammt noch mal! Vorgestern habe ich einen Anzug in die Reinigung geschickt, jetzt kann ich den Mantel auch noch dazugeben. Wenn das FBI nicht bald unser monatliches
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