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0259 - Messalinas Höllentrank

0259 - Messalinas Höllentrank

Titel: 0259 - Messalinas Höllentrank
Autoren: Rolf Michael
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von London waren viel mehr zu fürchten.
    Trotz der sommerlichen Temperaturen trugen Zamorra und seine Freunde lange Mäntel, unter denen sie ihre sonderbare Kleidung verbargen. Beim Zeitsprung war es ganz passend, sofort die Bekleidung der jeweiligen Epoche zu tragen, um nicht unnötig aufzufallen. Doch hier mußten sie sich der modernen Zeit anpassen und die Mäntel erst im letzten Moment ablegen.
    »Und was unternehmen wir, wenn wir im alten Rom sind?« fragte Carsten Möbius. Professor Zamorra lachte.
    »Hast du denn meinen Freund, den Germanen Ursus, vergessen!« sagte er. »Er wollte mit dem Geld, das er bei seinen Gladiatorenkämpfen verdiente, eine Weinschänke am Circus Maximus eröffnen. Das wird dann unser Hauptquartier. Doch hier sind wir schon!«
    Sie gingen wieder durch die enge Gasse am Marcellustheater vorbei zum Protricus. Wo heute noch die Synagoge von Rom steht und hauptsächlich Israelis wohnen, war auch in den Tagen der Cäsaren die Judenvorstadt im Tiberviertel. Eine Materialisierung fiel dort nicht allzu stark auf, da schon in den alten Tagen dort immer reger Betrieb herrschte.
    »Schweigt - während ich mich auf den Ring konzentriere!« befahl Zamorra. Die beiden Freunde wußten, was sie zu tun hatten. Während der Meister des Übersinnlichen völlig in die Betrachtung des Ringes zu versinken schien, hielten sie alle Störungen von ihm fern.
    »Jetzt… jetzt… !« preßte Zamorra hervor. Gleichzeitig zog der den Mantel aus. Die beiden Männer mit den jungenhaften Gesichtern folgten seinem Beispiel.
    Für einen kurzen Augenblick sahen die vorbeihastenden Menschen drei Typen stehen, die offensichtlich aus einer Neuverfilmung von »Ben-Hur« entlaufen waren. Sonderbarerweise gaben sie sich die Hand und der ältere Mann in der Mitte redete mit lauter Sprache seltsame Worte.
    Im nächsten Moment waren die drei Männer spurlos verschwunden…
    ***
    Es war wie ein unendlich langer Tunnel, durch den Sandra Jamis gerissen wurde. Wie eine Feuerkralle brannten die Finger der Hexe Locusta auf ihrem Oberarm, so fest hatte sie das Giftweib gepackt.
    Irgendwo in der Ferne gleißte grelle Helligkeit auf, zu der sie von einem wirbelnden Sog hingerissen wurden.
    »Der Tod!« dachte Sandra Jamis. »Das also ist der Tod…!«
    Im nächsten Augenblick war die Helligkeit heran.
    Der Tod?! - Dann mußte das, was dahinter war, die Hölle sein!
    Eine düstere, von trüben Lichtern erhellte Kammer, deren Felswände von Titanenfäusten aufgetürmt schienen. Sandra wunderte sich, daß sich ihre Augen vom gleißenden Licht sofort an die trübe Beleuchtung gewöhnten. Sofort war sie wieder aktionsfähig.
    Nur der feste Griff der Hexe blieb…
    Vor sich sah Sandra Jamis einen Tisch, der an einen Opferaltar erinnerte. Rinnen zum Abfließen des Blutes waren in die Steinplatte geritzt und zeugten von wahnsinnigen Opferriten, die hier in den Tagen des römischen Königs Tarquinius Superbus gefeiert wurden. Sandra kannte diesen Raum aus den Erzählungen ihrer Freundin Tina, die durch die Dimensionen in den gleichen Raum verschleppt worden war. Erschauernd bemerkte sie, daß ihre Füße auf bleichem Totengebein standen, mit dem der Boden übersät war. Opfer, die einst zu Ehren des Dämonen Pluton getötet wurden, der sich von den Römern als Gott der Unterwelt verehren ließ. Sandra wußte, daß Locusta hier den Fürsten der Finsternis selbst um Beistand anrief.
    Von diesem Höllenweib war keine Gnade zu erwarten. Aber Sandra Jamis wollte leben. Obwohl sie eigentlich keine Kämpferin wie ihre Freundin war, gab es doch Situationen, wo sie über sich selbst hinauswuchs. Und in diesem Fall hatte sie nichts zu verlieren.
    Fauchend wie eine Wildkatze sprang das hübsche Mädchen die Gifthexe an, die sich gerade nach ihr umwandte. Ihre langen Fingernägel brachen, als sie in die langen, von grauen Strähnen durchzogenen Haare der Locusta fuhr und sich darin verkrallte. Das böse Weib kreischte auf, als Sandra kräftig in die Hand biß, mit der sie das Mädchen festhielt. Sandra Jamis hatte ausgezeichnete Zähne und legte alle Kraft in den Biß. Kaum lockerte sich der Griff, als Sandra der Hexe schon entschlüpfte. Während Locusta irre Worte vor sich hinkreischte, wirbelte Sandra herum und rannte zu dem Teil des Raumes, wo sie eine Tür vermutete.
    Doch das, was sie für den Ausgang hielt, war nackter Fels. Eine mächtige, glattpolierte Steinplatte, für die man einen Mauerbrecher gebraucht hätte. Verzweifelt trommelten Sandras
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