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0254 - Treffpunkt Leichenhaus

0254 - Treffpunkt Leichenhaus

Titel: 0254 - Treffpunkt Leichenhaus
Autoren: Jason Dark
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offenstand. Es war die, die ich soeben passieren wollte.
    Das machte mich mißtrauisch.
    Sofort blieb ich stehen.
    In den Wagen hineinzuschauen, brachte nicht viel, denn dort brannte kein Licht. Durch die Fenster mit den Vorhängen sickerte nur eine graue Brühe, die kaum etwas erhellte.
    Dieser Wagen interessierte mich, denn ich war mir sicher, daß aus ihm das Stöhnen gedrungen war. Die drei Stufen der kleinen Treppe überwand ich mit einem Schritt, stand vor der Tür und drückte sie nach innen.
    Jetzt fiel mehr Licht in den Wagen, und mein Herz übersprang vor Schreck fast einen Schlag, als ich das Kind auf dem Boden liegen sah.
    Es war ein kleines Mädchen mit pechschwarzen Haaren. Im ersten Augenblick wirkte es wie tot. Mein Magen zog sich zusammen. Ich eilte auf die Kleine zu, bückte mich, und meine Finger fuhren über das blasse Gesicht mit den geschlossenen Augen.
    Die Haut war warm, und ich spürte auch das Zucken der Halsschlagader.
    Das Kind lebte.
    Aber hatte es gestöhnt?
    Wohl kaum, denn ein kindliches Stöhnen hätte sich auf alle Fälle anders angehört.
    Nein, da mußte noch etwas anderes dahinterstecken, und mir wurde bewußt, daß dieser Wagen auch eine Falle sein konnte.
    Im nächsten Moment bekam ich die Gewißheit, denn hinter mir war ein Geräusch aufgeklungen.
    Schon verdammt nahe. Ich brachte den Laut mit den Schritten in Verbindung, warf mich gleichzeitig zur Seite und drehte mich noch in der Bewegung herum.
    Deshalb verfehlte mich der Hieb.
    Er war mit einem Knüppel geführt worden, und diese Waffe befand sich in der Hand eines alten Mannes, dessen verzerrtes Gesicht wie ein geisterhafter Fleck leuchtete.
    Die Schlagwaffe hatte mich verfehlt, der Knüppel schrammte über den Boden, der Alte grunzte wütend und wollte sich herumwerfen. Ich trat im Liegen zu, erwischte ihn auch, so daß er zurückgeschleudert wurde, auf einen Stuhl krachte und diesen kurzerhand mit umriß.
    Kaum hatte er den Boden berührt, als er sich mit einer für sein Alter unwahrscheinlichen Geschmeidigkeit wieder erheben wollte, um mich erneut zu attackieren.
    Diesmal ließ ich ihm keine Chance, denn ich hatte etwas Schreckliches an ihm festgestellt.
    Er war zu einem Vampir geworden!
    Aus seinem Oberkiefer wuchsen zwei spitze Zähne. Das Gesicht war verzogen, in den Augen stand die Gier nach meinem Blut, da jedoch sollte er sich geschnitten haben.
    Das Kreuz wollte ich nicht nehmen, die Beretta ebenfalls nicht, sondern den Dolch.
    Ich riß ihn hervor.
    Der alte Vampir schien zu ahnen, daß seine letzte Stunde geschlagen hatte, er ächzte voller Angst, beugte seinen Oberkörper nach hinten und hob einen Arm angewinkelt an, um ihn als Deckung vor sein Gesicht zu halten.
    Ich warf noch nicht, denn dieser Bluttrinker sollte mir zuvor noch Auskünfte geben.
    »Wer war es?« fuhr ich ihn an. »Wer hat dich zum Vampir gemacht? Los, gib Antwort!«
    »Ich…ich…« Er konnte vor Angst kaum sprechen und mußte mit ansehen, wie ich schwungvoll auf die Füße kam und dicht vor ihm stehenblieb, so daß er genau auf die Dolchklinge schauen konnte und wahrscheinlich schon die Ausstrahlung dieser geweihten Waffe spürte.
    »Rede! War es eine Frau?«
    »Ja…«
    Da wußte ich Bescheid. Lady X hatte sich für diese Tat verantwortlich gezeigt. Ich schaute den Vampir genauer an. Er stand in einer Schräglage vor mir. Sein Hals war gestrafft, und dort sah ich auch die beiden roten Flecken, die der Vampirbiß hinterlassen hatte.
    Dann stieß ich zu.
    Ich tat es nicht gern, aber es gibt nun mal keine andere Möglichkeit, um Vampire zu erlösen. Seit altersher waren es dieselben Methoden, daran hatte sich nichts geändert, und der Stich mit dem Dolch traf ihn dorthin, wo sein nicht mehr schlagendes Herz saß.
    Der Alte starb.
    Mit einem Ruck zog ich die Klinge aus dem Körper. Ich sah den Vampir zusammenbrechen. Er fiel zuerst gegen den Tisch, dann auf ihn. Sein Mund war weit geöffnet. Die Zunge hing ein Stück hervor, und ein dünner Blutfaden rann über sie, berührte die Unterlippe und sickerte am Kinn entlang.
    Ich drehte mich um, denn ich wollte nichts mehr sehen. Das kleine Mädchen nahm ich auf die Arme. Mit ihm zusammen verließ ich den Wagen.
    Draußen erwartete mich Myxin. »Ich wollte gerade reinkommen«, sagte er, »was hat es gegeben?«
    Mit dünnen Worten berichtete ich ihm. »Und das Kind?«
    »Ist okay.«
    Erleichterung zeichnete sich auf dem Gesicht des kleinen Magiers ab.
    Ich aber ging mit der Kleinen zu den anderen.
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