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0248 - Gatanos Galgenhand

0248 - Gatanos Galgenhand

Titel: 0248 - Gatanos Galgenhand
Autoren: Jason Dark
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der Kiste mit einem glitschigen Schmier bedeckte.
    Sie hoben den Sarg an, aber Link passierte das Mißgeschick. Ihm rutschte die Totenkiste aus den Fingern. Da er nicht schnell genug zur Seite sprang, fiel sie auch noch auf seine Füße, malträtierte seine Zehen, und Link begann fürchterlich zu schreien.
    »Verdammt, was ist…« Fred sprach nicht mehr weiter. Er starrte auf die billige Totenkiste, und seine Augen wollten aus den Höhlen springen, als er das schaurige Bild in sich aufnahm. Durch den Aufprall war der Deckel abgesprungen.
    Der Tote lag frei vor ihnen.
    Sie konnten in ein entstelltes, graues, jetzt auch nasses Gesicht schauen, in dem der Mund offenstand. Das aber war nicht das Schlimmste, sie hatten schon oft genug Tote gesehen. Am schaurigsten war der Körper des Henkers.
    Ihm fehlte der rechte Arm!
    ***
    Link preßte beide Hände gegen sein Gesicht, stöhnte dumpf, machte dann kehrt und wollte wegrennen. Er stolperte jedoch über eine Furche.
    Auf dem glatten Boden verlor er das Gleichgewicht, so daß er auf den Schlamm des Ackers fiel.
    Dort blieb er liegen und schrie.
    Bis ihn Fred in den Nacken schlug. »Sag mal, bist du wahnsinnig?« fuhr er seinen Kumpan an. »Mir kannst du hier nicht so ein Theater vorspielen, Mensch!«
    »Aber die Hand…«
    »Scheiß was auf die Hand. Sie ist nicht da und der Arm auch nicht.«
    Link stemmte sich hoch und wischte und schüttelte sich den Schlamm sowie die Nässe aus dem Gesicht. »Ja, das habe ich gesehen, er ist nicht da. Aber wo ist er, zum Teufel?«
    »Was fragst du mich? Weiß ich es?« Fred lachte. »Vielleicht bei dem, den du erwähnst Beim Teufel!«
    »Er hat doch gestöhnt…«
    »Ach, hör auf! Wir schieben den Sarg in die Grube und fertig damit. Denkst du, ich halte mich hier noch länger auf. Die werden dem Toten den Arm abgeschnitten haben, das ist es!«
    »Warum sollten sie es getan haben?«
    »Weil er Gatano war, der Henker. Deshalb!«
    Link klammerte sich an seinem Freund fest. »Verdammt, Fred!« flüsterte er. »Verdammt, ich habe Angst. Schrecklichen Schiß! Verstehst du das?« Er zitterte am gesamten Leib, aber nicht vor Kälte.
    »Dann beeilen wir uns.« Mit einer wilden Bewegung befreite sich Fred von den Händen. Auch ihm war nicht wohl, aber das konnte er schlecht zugeben.
    Die beiden Männer gingen wieder zurück. Es regnete in den offenen Sarg. Der Tote lag noch so da, wie sie ihn in Erinnerung hatten.
    Niemand hatte ihm die Augen zugedrückt. Die Pupillen wirkten wie helle, leblose Steine.
    »Und jetzt schieb das Ding auf die Grube zu!« befahl Fred.
    Link gehorchte. Durch den gemeinsamen Druck der beiden Männer glitt der Sarg auf die offene Grube hin, erreichte den Rand, bekam das Übergewicht und kippte.
    Hochkant prallte er auf. Das Wasser spritzte hoch, und dann neigte sich der Sarg allmählich zur Seite, wobei er die Leiche fast noch verlor, auf jeden Fall geriet sie ins Rutschen und kippte halb aus dem Unterteil der Totenkiste.
    Das war den beiden Männern egal. Sie hatten bereits nach den Schaufeln gegriffen und waren damit beschäftigt, die feuchte Erde wieder in die Grube zu schleudern und sie aufzufüllen.
    Sie arbeiteten noch schneller. Link atmete besonders auf, als der Sarg unter der nassen, schweren Ede verschwunden war.
    Fünf Minuten später stemmten sie die Schaufelblätter in den weichen Boden.
    Sie hatten es geschafft.
    »Jetzt aber weg!« sagte Fred und begann zu laufen.
    Link rannte hinterher. Noch einmal schaute er sich um. Und da glaubte er, eine riesige Hand mit einer Henkersschlinge daran über dem Grab schweben zu sehen.
    Link erschrak bis ins Mark. Seinem Kumpan jedoch sagte er nichts davon. Der hätte ihn nur ausgelacht.
    Ungefähr 200 Jahre später dachte niemand mehr an Gatanos Galgenhand. Denn auf dem Fleckchen Erde, unter dem er begraben lag, war ein Stadtteil von New York entstanden, den man als einen der hektischsten bezeichnen konnte.
    Greenwich Village.
    Doch die Galgenhand und die Schlinge des Henkers schwebten nach wie vor über dem Häusermeer.
    Nur sah sie niemand. Aber einer wartete darauf, wieder erweckt zu werden…
    ***
    »Es war wunderbar, Lucille. Ich danke Ihnen. Wirklich, Sie haben mir so viel gegeben.« Die alte Dame drückte der blondhaarigen Frau die Hand und bedankte sich noch einmal mit zuckenden Mundwinkeln. »Beim nächstenmal kann es vielleicht klappen, nicht?«
    »Ganz bestimmt, dann werden Sie mit Ihrem Mann sprechen können.«
    »Auch wenn er schon über drei Jahre tot
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