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0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

Titel: 0246 - Im Räderwerk der Unterwelt
Autoren: Im Räderwerk der Unterwelt
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mochte, stand jetzt blass, ratlos und unentschlossen neben der Couch. Er vermied geflissentlich, den Toten anzusehen.
    »Auf jeden Fall müssen wir etwas unternehmen«, meinte Phil nach einer kurzen Pause. »Ich werde mal hören, ob schon der Hausarzt verständigt worden ist.«
    Ich nickte und folgte ihm. Als der Diener sah, dass wir auf ihn zukamen, ging er uns ein paar Schritte entgegen.
    »Es ist furchtbar«, sagte er tonlos.
    »Ja«, nickte Phil. »Aber wir dürfen jetzt nicht den Kopf verlieren. Ist der Hausarzt schon verständigt worden?«
    »Ja, Sir. Ich habe Mister Leaven selbst angerufen.«
    »Wann war das?«
    »Noch bevor Sie eintrafen, Sir. Vor etwa zehn Minuten.«
    »War der Arzt zu Hause?«
    »Ja, Sir. Die Sprechstundenhilfe sagte mir, dass der Doktor gerade einen Unfall behandle. Aber anschließend würde er sofort kommen.«
    »Gut«, sagte Phil. »Ist Mister Rubbers auch schon verständigt?«
    »Oh, das habe ich…«
    »Zeigen Sie mir das Telefon«, sagte ich schnell. »Diesen Anruf möchte ich erledigen.«
    Phil warf mir einen überraschten Blick zu, sagte aber nichts. Der Diener führte mich hinaus in einen anderen großen Raum, der offenbar eine Art Diele darstellen sollte, denn wir waren durch dieses Zimmer in die Wohnung gekommen.
    In einer Nische stand ein Tischchen mit dem Telefon und einem Block, der für Notizen gedacht war. Ein magnetischer Bleistift klebte am metallenen Rand des Notizblocks. Der Diener nahm den Hörer, wählte und hielt mir den Hörer hin.
    »Danke«, brummte ich.
    In der Leitung war das Summzeichen aus dem Ortsnetz. Ich wartete. Der Diener sah mich fragend an. Mit einer stummen Bewegung gab ich ihm zu verstehen, dass ich ihn hier jetzt nicht mehr brauchte. Er deutete eine knappe Verbeugung an und entfernte sich auf lautlosen Sohlen. Er verschwand durch eine Tür, die ich in der Holztäfelung der Diele vermutlich gar nicht entdeckt hätte, wenn der Diener nicht durch sie hindurchgegangen wäre. Sie fügte sich so geschickt in das rötlich getönte Holz der Täfelung ein, dass man sie schon aus wenigen Schritten Entfernung nicht erkennen konnte.
    »Rechtsanwalt Rubbers«, sagte eine weibliche Stimme.
    »Ich möchte Mister Rubbers sprechen«, sagte ich, ohne meinen Namen zu nennen.
    »Wer ist denn da?«, fragte die Stimme ungeduldig.
    »Das tut nichts zur Sache«, erwiderte ich.
    »Anonyme Anrufe nimmt Mister Rubbers prinzipiell nicht an«, verkündete die weibliche Stimme hoheitsvoll. »Also…«
    »Sind Sie die Sekretärin von Mister Rubbers?«, fragte ich schnell.
    »Nein. Ich sitze nur an der Telefonzentrale.«
    »Dann verbinden Sie mich mit der Sekretärin.«
    »Meinetwegen.«
    Es dauerte nicht einmal zehn Sekunden, da meldete sich schon eine andere weibliche Stimme mit dem Satz: »Hier ist das Büro von Rechtsanwalt Rubbers, am Apparat ist Helen Siefer. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ist Mister Rubbers da?«, wiederholte ich meine Frage, auf die es mir ankam.
    »Wer spricht denn da?«
    Ich gab es auf. So würde ich nie zum Ziel kommen. Es blieb mir offenbar nichts anderes übrig, als meinen Namen zu sagen. Ich tat es und fügte hinzu, dass der Anwalt vor etwa zwei Stunden mit mir gesprochen hätte. Sie sollte sich auf dieses Gespräch berufen, wenn sie die Verbindung her stellte.
    »Einen Augenblick«, sagte sie ungerührt. »Ich werde feststellen, ob Mister Rubbers in seinem Arbeitszimmer ist.«
    Ich wartete. Diesmal dauerte es ein wenig länger. Dann drang die Stimme des Anwalts durch die Leitung.
    »Mister Cotton? Hier ist Rubbers. Sind Sie der Mann, mit dem ich vor einiger Zeit wegen Will telefonierte?«
    »Ja«, erwiderte ich. »Ich bin der G-man, mit dem Sie verbunden wurden, als Sie das FBI anriefen. Mister Rubbers, ich befinde mich im Augenblick in Ihrer Wohnung, und ich muss Sie dringend bitten, unverzüglich herzukommen.«
    »Aber ich stecke mitten in der Arbeit! Mein Terminkalender…«
    »Werfen Sie das Blatt von heute aus Ihrem Terminkalender ruhig in den Papierkorb. Was auch immer Sie für Besprechungen haben mögen, es kann für Sie gar keine wichtigere Unterredung geben, als das, was in der Wohnung auf Sie wartet.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Ja, es ist etwas passiert. Und nun beeilen Sie sich!«
    Ich legte den Hörer auf, bevor er noch irgendetwas sagen konnte. Nachdenklich steckte ich mir eine Zigarette an. Wenn irgendwo ein Mord geschieht, soll sich der Kriminalist, der sich darum zu kümmern hat, vor allem davor hüten, ohne strengste Überprüfung
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