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0245 - Verdammt und begraben

0245 - Verdammt und begraben

Titel: 0245 - Verdammt und begraben
Autoren: Jason Dark
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Oft dachte der Pfähler noch an die Männer, die er als seine Freunde bezeichnete, und er erinnerte sich gut an die Zeit in London, obwohl sie sehr hart gewesen war.
    Er stieg aus.
    Eigentlich hätte er John Sinclair gern bei sich gehabt, aber der Geisterjäger war weit weg und hatte andere Aufgaben zu erfüllen.
    Einmal hatte ihm John Sinclair geschrieben und etwas über eine gefährliche Mordliga berichtet. Einzelheiten wußte der Pfähler allerdings nicht.
    Er knöpfte seine gefütterte Jacke zu, schließlich war es kalt geworden, und machte sich auf den Weg.
    Noch hatte sich die Dunkelheit nicht vollständig über das Land gelegt, aber in den Wäldern war es bereits finster. Nur hin und wieder schimmerte der graue Himmel über den entlaubten Kronen der Bäume.
    Frantisek Marek ging genau den Weg, den auch immer die Holzfäller nahmen. Sie hatten sich eine Schneise geschaffen, die allerdings kaum zu erkennen war. Man mußte schon hier zu Hause sein, um sich orientieren zu können.
    Unter seinen Füßen raschelte das Laub oder knackten kleinere Zweige. Die Natur starb, ein Winter stand bevor, der unheimliche November war längst angebrochen. Er brachte den späten, aber dichten Herbstnebel, die Trauer, und es war die beste Zeit für Vampire, um Menschen anzufallen.
    Marek passierte die aufgeschichteten Holzstöße. Durch rechtzeitiges Ducken wich er den tief wachsenden Ästen aus, und er achtete auch auf aus dem Boden wachsende Baumwurzeln, die leicht zu Stolperfallen werden konnten.
    Obwohl ihm der Weg nicht fremd war, mußte er dennoch achtgeben, daß er ihn nicht verfehlte. Der Nebel verdichtete sich von Minute zu Minute. Er schien als nie abreißendes graues Tuch zwischen den Bäumen zu hängen. Gleichzeitig nahm der Himmel eine andere Farbe an. Der Abend löste den Tag ab.
    Frantisek Marek ging unverdrossen weiter. Fast 20 Minuten schritt er dahin, den Eichenpfahl hielt er mit der rechten Hand umklammert, und er schaute auch immer wieder nach rechts und links, ob er keine Feinde entdeckte.
    Baron von Leppe und sein Diener würden kommen!
    Er hatte es im Gefühl. Sie waren einfach gezwungen, ihre schrecklichen Gräber zu verlassen, um ihren schlimmen Trieb zu stillen.
    Plötzlich sah er das Licht.
    Im ersten Moment erschien es ihm wie ein heller Fleck im Grau des Nebels, und er wollte nicht so recht daran glauben, daß er schon die Hütte des Köhlers erreicht hatte, doch als er sah, wie das Licht schwankte, da wußte er, daß es nur die alte Sturmlaterne sein konnte, die vom Dach der Holzhütte herabhing.
    Marek erkannte auch die Anzeichen, daß hier in der Nähe ein Köhler leben mußte.
    Es waren die sorgfältig aufgeschichteten Holzmeiler, mit denen die Holzkohle hergestellt wurde. In der Luft hing ein beißender Geruch, und Marek bewegte sich jetzt noch vorsichtiger zur Seite, denn er wollte die Fallen, die der Köhler und er für die Vampire aufgebaut hatten, nicht zerstören.
    Zudem waren sie auch für Menschen gefährlich…
    Deshalb blieb er stehen, legte beide Hände vor den Mund, wo sie einen Trichter bildeten, und rief in den Wald hinein.
    »Ich bin es, Stephan!«
    Wenn der Köhler Stephan den Ruf gehört hatte, würde er die Hütte verlassen.
    Sekunden verstrichen. Dann eine fragende Stimme. »Marek?«
    »Ja.«
    »Komm her, Freund, ich warte auf dich. Oder nein, ich hole dich ab. Es ist sicherer.«
    Marek lächelte. Der Freund war besorgt. Dies aus gutem Grund, denn die Fallen, die sie aufgebaut hatten, gehörten zu den raffiniertesten, die man sich vorstellen konnte. Wenn der Blutsauger da hinauflief, gab es kein Entrinnen mehr.
    Er schaute nach vorn in den Dunst. Sein Blick war auf die Lampe fixiert, und er konnte sehen, daß sich die alte Sturmlaterne jetzt heftiger bewegte als zuvor.
    Der Köhler kam.
    Er ging zielstrebig, wenn er auch hin und wieder aus einem besonderen Grund einen Haken schlug. Seine Gestalt war nicht zu erkennen, die löste sich erst später geisterhaft aus dem Nebel.
    Die letzten Schritte ging Marek ihm entgegen.
    Die beiden Männer begrüßten sich mit einem festen Händedruck.
    Sie wußten beide, daß sie eine große Aufgabe zu bewältigen hatten.
    Stephans Alter war schlecht zu schätzen. Er konnte ebenso alt wie Marek sein, aber auch zehn Jahre älter. Ein dunkler Bart bedeckte fast sein gesamtes Gesicht. An den Seiten ging es sogar über in die Augenbrauen. Das Haar des Köhlers war grau. Es wuchs lang in den Nacken und berührte den Kragen, der nach Holzkohle und
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