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0244a - Heißer als die Hölle

0244a - Heißer als die Hölle

Titel: 0244a - Heißer als die Hölle
Autoren: Heißer als die Hölle
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entfernt auf dem widerlich stinkenden Fußboden, der nur aus Lehm bestand. Nach und nach wurde mir klar, dass ich mich im Keller irgendeines Hauses der Slums entweder in der Bowery oder in East Manhattan befinden musste.
    Vorsichtig bewegte ich Hände und Füße. Gefesselt war ich nicht. Noch reagierte mein Gehirn wie ein Plumpudding, in den eine Division Ameisen marschierte. Schön war das gerade nicht.
    Eine Holztür knarrte. Herein stürzte der drahtige Bursche mit dem Totschläger. Ich konnte bereits wieder etwas klarer sehen. Deshalb prägte ich mir sein Gesicht ein.
    »Ich habe Decker angerufen. Er weiß also Bescheid. Ich habe gesagt, um zwölf. Decker hat keine Ahnung, dass ich ihn kenne. Dieser Bursche dahinten auch nicht. Ich erzähle euch das später.«
    Der junge, drahtige Bursche mit dem Pokergesicht sprach eiskalt und sah in die Runde. »Ihr besorgt es dem G-man jetzt sofort und lasst ihn nicht zum Pier 100 bringen, weil die Cops bereits in einer Stunde das Pier belagern werden. Ihr erledigt ihn also an Ort und Stelle und verdrückt euch anschließend. Mein Partner wartet auf mich. Ich muss jetzt weg. Wir sehen uns morgen, Punkt drei. So long.«
    Es war überflüssig, nach meinem Schulterhalfter zu fassen. Meine 38er hatte irgendeiner der Burschen kassiert. Als der Drahtige mit dem Pokergesicht aus der knarrenden Tür verschwand, wusste ich, dass ich in einem der verlassenen Schuppen am Pier lag. Meine Rechte strich über den Boden. Ich wusste, dass meine Chancen zu überleben gleich null waren. Im selben Augenblick, als meine Hand ein Lattenstück erwischte, landete auf meiner Nasenspitze eine Fliege. Das kleine Biest kroch mir mit aufreizender Gründlichkeit über meinen lädierten Riechapparat. Es half nichts, ich musste - niesen.
    Die vier Männer standen augenblicklich auf den Beinen. Ich sah in vier Pistolenmündungen. Meine Hand krampfte sich um die Holzlatte. Eine armselige Waffe gegen vier Pistolen.
    ***
    Phil kam mit hartem und unbewegtem Gesichtsausdruck zur Theke zurück. Die Männer ringsum wichen vor ihm zurück. Er ging auf Hegdon zu.
    »Es ist dir klar, Hegdon, dass wir uns bald beim Richter sehen werden, wenn du uns nicht verrätst, wer meinen Freund Cotton hier gekidnappt hat? Deine gespielte Ahnungslosigkeit wirst du auf deinen Eid nehmen müssen. Deine Rechnung geht hier nicht auf.«
    Hegdons Gesicht wurde fahl, und seine schwammigen Wangen vibrierten wie die lappigen Tränensäcke.
    »Decker, ich mische hier nicht mit, verstehen Sie doch«, quetschte er mühsam heraus. Damit wandte sich Phil um und ging hinaus.
    »Ist es nicht besser, wir überwachen das Corner Inn?«, fragte vor der Kneipe ein Cop.
    Phil schüttelte den Kopf.
    »Nein, mein Lieber. Das würde uns nicht weiterbringen. Wir müssen es anders anfassen.«
    Der Cop nickte und öffnete Phil die Tür des Wagens.
    Fünfzehn Minuten später saß Phil im Büro unseres Chefs. Mister High hatte seinen Bericht gehört, und war in höchster Sorge.
    »Phil, es hat keinen Sinn zu warten. Wenn die Gangster zwölf Uhr nachts gesagt haben, dann werden Sie Jerry schon lange vorher ermorden. Sie werden ihn wahrscheinlich an Ort und Stelle umbringen wollen. Das ist also irgendwo auf dem Pier 100. Die Burschen wissen, dass sie nach dem Telefongespräch mit Ihnen niemals einen Toten zum Pier befördern können, ohne aufzufallen. Ich werde jetzt etwa fünfzig G-men und ebenso viele Detectives der Stadtpolizei einsetzen. Pier 100 wird augenblicklich so abgeriegelt, dass keine Ratte herausschlüpfen kann.«
    Phil nickte.
    »Sie haben recht, Chef. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.«
    Mister High griff zum Telefon und gab Großalarm.
    ***
    Mein Glück war, dass ich im Dunkeln lag. Bevor einer der vier Gangster den Zeigefinger am Abzug krümmen konnte, hatte ich mich zur Seite gerollt. Links neben mir stand eine Kiste. Trotz meines Brummschädels hatte ich eine Erleuchtung. Ich wand mich so lautlos wie möglich hinter die Kiste. Als ich allerdings Deckung nehmen wollte, knackte eine Latte. Die Antwort auf dieses morsche Geräusch waren zwei Schüsse, die allerdings in die Gegend meiner vorherigen Position gezielt waren.
    »Komm raus, lass den Unsinn! Wir kriegen dich doch!«
    Ich kroch schnell ein Yard weiter nach links. Dieses Spiel wiederholte sich noch vier Mal, und zwar mit insgesamt zehn Pistolenkugeln, die aber nur Dreck aufwirbelten. Schließlich war ich hinter den Rücken der vier Burschen.
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