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0244 - Der Seelen-Vampir

0244 - Der Seelen-Vampir

Titel: 0244 - Der Seelen-Vampir
Autoren: Jason Dark
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und nicht eingreifen konnten.
    Für einen Schuß war die Entfernung zu weit. Man hätte die Kugel mit der Hand auffangen können, und so mußten wir untätig mitansehen, wie der Pfarrer immer weiter auf den Rand der hohen Klippe zugedrückt wurde.
    Es war grauenhaft.
    Ich hörte Suko sprechen, verstand jedoch seine Worte nicht. Sein Gesicht zeigte eine seltsam graue Farbe, und ich wußte, daß ich bestimmt nicht anders aussah.
    Der Pfarrer konnte es nicht schaffen. Er war einfach zu alt und auch zu schwach.
    Wir hörten seinen Schrei.
    Der Mann mußte eine so große Angst ausstehen, daß der Schrei sogar das Rauschen der Brandung übertönte. Und es war der letzte Schrei in seinem Leben, denn plötzlich ruderte der Mann mit den Armen, trat nach hinten, machte genau einen Schritt zuviel und schaffte es nicht mehr, das Gleichgewicht oder die Standfestigkeit zu behalten.
    Er fiel.
    Wie eine Puppe sah er aus, als er während des Falls mit Armen und Beinen wirbelte. Und diesmal drang kein Schrei über seine Lippen. Stumm raste er in den Tod.
    Die Zeit, in der er sich in der Luft befand, war nicht zu stoppen.
    Für mich jedoch wurden die schrecklichen Sekunden zu einer Ewigkeit. Dann war der Körper zwischen den Felsen verschwunden.
    Wir hörten das Aufprallgeräusch nicht, das donnernde Rauschen der Brandung übertönte alles, aber der Pfarrer hatte keine Chance, den Fall zu überleben.
    Vor Grauen geschüttelt, blieben wir auf dem Fleck stehen, starrten zum Felsrand hoch und warteten auf seinen Mörder.
    Der zeigte sich!
    Er besaß die ungeheure Frechheit, sich an den Rand des Felsens zu stellen und in die Tiefe zu schauen. Dabei erfaßte ihn ein Windstoß und wirbelte einen langen dunklen Mantel in die Höhe, so daß der Mörder uns vorkam wie eine schwarze Fledermaus.
    Im nächsten Augenblick hörten wir sein Lachen.
    Es war so triumphierend, laut und gellend, daß es sogar das Tosen der Brandung übertönte. Dabei hielt er den rechten Arm vorgestreckt, die Hand war zur Faust geballt, und er drohte uns mit einer finsteren Gebärde. Noch einmal lachte er gellend auf, dann machte er kehrt und verschwand.
    Wir schauten uns an.
    In Sukos Augen schimmerte es feucht. Die Hilflosigkeit hatte den harten Mann fertiggemacht. Auch in meinem Hals steckte ein Kloß, ich war einfach nicht in der Lage, mich durch Worte verständlich zu machen. Zu tief saß der Schrecken.
    Nur zögernd hob ich den Arm und deutete dorthin, wo der Pfarrer ungefähr liegen mußte.
    Suko war einverstanden. Er folgte mir, als ich vorging. Wir konnten nicht normal gehen, sondern mußten von Felsen zu Felsen springen. Meine Beine zitterten dabei. Den unheimlichen Mörder zu verfolgen, hätte keinen Sinn gehabt, sein Vorsprung war einfach zu groß.
    Schließlich erreichten wir den Ort des Unglücks. Der Wind hatte den fallenden Mann abgetrieben. Er lag dort, wo die Reste des schäumenden Wassers abliefen.
    Wir stellten uns rechts und links des Pfarrers auf. Ihm konnte keiner mehr helfen. Sein Gesicht war seltsamerweise nicht verletzt.
    Es lag im Wasser, die Augen waren aufgerissen, und auf den Zügen lasen wir noch immer den Schrecken, den der Geistliche in den letzten Sekunden seines Lebens durchgemacht hatte.
    Dieses Bild prägte sich bei mir ein. Ich sah es immer dann, wenn das schaumige Wasser ablief und klar geworden war.
    Suko schielte in die Höhe.
    Der Mörder befand sich nicht mehr dort. Leer präsentierte sich die Felskante.
    »Wer war es?« schrie Suko plötzlich. »Verdammt, wer hat das getan?«
    Mich hatte das Entsetzen stumm gemacht, deshalb hob ich nur die Schultern.
    »Der Seelen-Vampir?«
    »Möglich.« Ich wußte nicht einmal, ob Suko das Wort verstanden hatte, denn ich drehte mich bereits um und schaute dorthin, wo die Felsen in das Meer hinauswuchsen.
    ***
    Lady X hatte ein wenig Angst davor, daß Vampiro-del-mar durchdrehen würde und die Besatzung angriff. Denn sie wollte auf keinen Fall auffallen. Marek war wichtiger.
    Mit diesem Tarrasco hatte sie großes Glück gehabt. Ihn schien wirklich der Teufel geschickt zu haben, sie hatte ihn genau zur richtigen Zeit getroffen, um ihn über Marek auszufragen.
    Das paßte Vampiro-del-mar nicht, weil er andere Dinge vorgehabt hatte. Er hatte sich mit Tarrasco zusammentun wollen, um auf die Blutjagd zu gehen. In letzter Zeit war er schlimm geworden. Man durfte keinen Menschen in seine Nähe kommen lassen, der Uralt-Vampir vergaß alles und fiel über seine Opfer her.
    Er wurde
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