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0244 - Der Seelen-Vampir

0244 - Der Seelen-Vampir

Titel: 0244 - Der Seelen-Vampir
Autoren: Jason Dark
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geschlossen. Wenn er schnell fliehen mußte, dann durch diesen unheimlichen Tunnel.
    Das Mädchen zitterte. Es war nicht festzustellen, ob vor Kälte oder Entkräftung. Wahrscheinlich stimmte beides. Die Augen hatte Lilian weit geöffnet. Ihre Pupillen besaßen bereits keinen Glanz mehr, sie schienen ins Leere zu starren.
    »Meister«, wisperte sie.
    Tarrasco kicherte hohl und produzierte gleichzeitig dieses widerliche Schlürfen, eine schreckliche Vorfreude auf das neue Opfer, das bald ihm gehören sollte.
    »Ich bin ja bei dir, Kleines«, sagte er. »Keine Sorge, ich bleibe in deiner Nähe…«
    »Und ich will dir meine Seele geben«, erwiderte Lilian flüsternd.
    »Bald, bald bekommst du sie. Ich fühle es bereits. Der Tod, dieser unheimliche Geselle, nähert sich immer mehr…«
    »Ja, er wird dich packen.«
    »Und dann?«
    »Werde ich erstarkt sein und leben, kleine Lilian«, sagte der Seelensauger. »Erfüllt es dich nicht mit Stolz, so in den Tod gehen zu können?«
    »Ja, großer Meister, ich warte darauf!«
    Der Seelensauger nickte. So hatte er sich das vorgestellt, so mußte es auch sein. Wenn sie tot war, würde er die Leiche ins Meer werfen.
    Die vorherigen vier hatten die anderen mitgenommen. Tarrasco war froh, wieder allein zu sein. Er mochte keine Konkurrenz, auch wenn sich diese Lady X sehr jovial gezeigt hatte. Zudem hatte man ihm zwei Leibwächter überlassen, die allerdings verschwunden waren.
    Er dachte auch darüber nach, was er an Informationen gegeben hatte. Viel war es nicht gewesen. Nur über Rumänien und die Familie Marek, die wohl jeder Schwarzblütler auf dem Balkan kannte.
    Die Mareks waren ihnen ein Begriff! Gnadenlos ging Frantisek Marek gegen die Geschöpfe der Finsternis vor, und seinem zugespitzten Eichenpfahl war kaum jemand entkommen.
    Lilians Hustenanfall unterbrach seine Gedankenkette. Er drehte ein wenig den Kopf und sah, wie der Körper regelrecht geschüttelt wurde. Das waren schon Krämpfe. Der schmale Rücken bog sich in die Höhe. Lilian verkrallte ihre Hände in das schmutzige Laken, der Kopf lief rot an, vor ihren Lippen sprühte heller Speichel.
    Sie war fast am Ende…
    Allmählich beruhigte sie sich wieder, und der Seelensauger schaute aus seinen schwarzen Pupillen in das leichenblasse Gesicht des Mädchens. Wie er vor dem Bett hockte, hatte er in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Filmgestalt des Grafen Dracula. Er war ebenso groß und machte einen ebenso düsteren Eindruck.
    Hatte der Seelen-Vampir vorhin so schrecklich geschlürft, gab das Mädchen einen ähnlichen Laut von sich.
    Der letzte Atemzug?
    Das Gesicht des Seelensaugers nahm plötzlich einen gespannten Ausdruck an. In seinen Augen lag ein schon lauerndes Leuchten, in jeder Minute konnte der Tod des Mädchens eintreten und ihre Seele freigeben.
    »Es… es ist so kalt«, flüsterte Lilian. »So schrecklich kalt, ich friere…«
    »Keine Angst, gleich wird dir warm werden«, erwiderte der Dämon hechelnd. »Wenn der Tod kommt, dann schnappt er zu. Du wirst nach der Kälte seine herrliche Wärme spüren, denn du wirst in mir stecken. Deine Seele gibt mir die Kraft. Es ist ein gutes Gefühl, dies einer Sterbenden sagen zu können…«
    Lilian Lancaster achtete nicht mehr auf die Worte des Unheimlichen. Wahrscheinlich hatte sie die Sätze auch nicht verstanden, zu dicht sah sie das Ende vor ihren Augen.
    Und es würde kommen…
    »Die Dunkelheit«, wisperte sie mit einer Stimme, die nur mehr ein Hauch war. »Sie kommt immer näher. Sie ist wie ein Tuch. So groß, so finster. Sie wird mich fressen…«
    Gebannt hörte der Vampir zu. Er lauschte und konzentrierte sich nur auf sein Opfer.
    Bald kam die Seele frei, bald…
    »Ist es noch dunkel?« zischelte er.
    »Ja, ja… so finster. Aber dahinter.« Das Mädchen atmete rasselnd.
    »Dahinter… ein Licht, der Himmel! Mein Gott, der Himmel ist nahe. Ich werde aufge …«
    Mit einem Fluch auf den Lippen sprang Tarrasco hoch. Die Worte Himmel und Gott störten ihn sehr. Er schüttelte den Kopf, die schwarzen Haare flogen, so etwas wollte er nicht noch einmal vernehmen. Es gab für ihn keinen Himmel und auch keinen Gott. Niemals!
    Noch einmal bäumte Lilian Lancaster ihren Oberkörper in die Höhe. Sie riß so weit ihren Mund auf, daß sie sich fast den Unterkiefer ausrenkte. Über ihre Lippen floß ein grauenvolles Stöhnen.
    Es war soweit.
    Lilian Lancaster starb!
    Das wußte auch der Seelensauger. Tarrasco hatte seine Erfahrungen gemacht. Er wußte genau,
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