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0236 - Voodoo-Samba

0236 - Voodoo-Samba

Titel: 0236 - Voodoo-Samba
Autoren: Jason Dark
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Knöpfe am Jackett fehlten, und der vorn als auch hinten überhaupt nicht paßte.
    Kilbys Gesicht zeigte ein mausähnliches Aussehen, so spitz lief es unter der Nase zu. Auf dem Kopf nur wenige Haare, die er glatt und scheitellos nach hinten gekämmt hatte, so daß sie wie angeklatscht wirkten.
    »Kilby?« fragte ich den Mann, dessen Alter so gut wie überhaupt nicht zu schätzen war.
    »Ja.«
    »Hier sind die drei Pfund.« Ich ließ meine Rechte in der Tasche verschwinden.
    »Nein, Bulle, keine drei. Fünf sind es.«
    Ich grinste. »Okay, dann fünf. Das erste war auch nur ein Test. Ich wollte wissen, ob Sie es tatsächlich sind.« Ich reichte ihm die Banknote, die er auseinanderfaltete, sich anschaute und dann in seiner Kleidung verstaute.
    »Wer seid ihr?«
    »Spielen Namen eine Rolle?«
    Kilby legte den Kopf schief. »Eigentlich nicht, Mister. Ihr seid aber bei den Bullen was Besonderes — oder?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil ich nicht will, daß einfache Bullen kommen. Die Sache ist viel zu heiß.«
    »Dann sehen wir sie uns mal an«, schlug Suko vor.
    »Sie sind 'nen Chink, wie?«
    »Chinese«, verbesserte Suko, »und zudem Inspektor bei Scotland Yard, Meister.«
    »Klar, ich meinte auch nur.« Er grinste. »Kommt mit und haltet euch immer dicht bei mir.«
    Das taten wir auch, obwohl es uns schwerfiel, denn Kilby roch wie eine Mülltonne.
    Diese Gegend von London war mir ziemlich unbekannt. Kaum ein Fall hatte uns hierher geführt. Es war das reinste Abbruchgelände. Die Häuser konnte man nur mehr als bessere Kasernen bezeichnen, aber sie waren bewohnt.
    Aus den Fenstern fiel Licht, erhellte immer Ausschnitte der Straße, und manchmal sahen wir auch die schattenhaften Gestalten, wenn sie durch die hellen Streifen huschten.
    »Wir sind zu dritt«, flüsterte Kilby, »da werden sie sich hüten, uns anzugreifen.« Einen Atemzug später sahen wir ihn nicht mehr. Da war er wie vom Erdboden verschwunden.
    Wir blieben stehen, hörten sein Lachen und wandten uns nach rechts.
    Eine bleiche Hand schob sich uns entgegen. Sie drang aus einem düsteren Spalt zwischen zwei Häusern. Der Weg war gerade so breit, daß ein Mensch hindurchpaßte, wobei er noch Mühe hatte, nicht mit den Schultern anzustoßen.
    Wir folgten Kilby. Ein ungutes Gefühl hatte ich schon, und meine Hand blieb in Nähe der Beretta.
    Hinter mir hörte ich Sukos Schritte.
    Kilby kicherte, bevor er sagte: »Wenn es unter euren Füßen weich wird, dürft ihr euch nicht wundern. Dann seid ihr auf eine der Ratten getreten, die hier rumliegen.«
    »Danke für die Information.«
    Wir traten tatsächlich auf Ratten. Unter mir bewegte sich dieser tote Körper, als er mit dem Gewicht belastet wurde.
    Ich war nur froh, daß wir kein Licht gemacht hatten, der Anblick einer zerquetschten Ratte ist nicht eben das Wahre.
    Weit brauchten wir nicht mehr zu laufen. Die schmale Gasse hatte ungefähr die Länge einer Hausbreite. Anschließend landeten wir in einem Hof. Obwohl keine Lampe brannte, konnten wir mehr sehen. Dies lag allein schon an der Weite.
    Fast wäre ich gegen Kilby gelaufen. Als ich ihm auswich, zupfte er mich am Arm. »Sehen Sie den Berg da?«
    »Ja.«
    »Das ist eine Schutthalde. Wir müssen da hoch.«
    Nun, die Schutthalde war ein kleiner Hügel, nur wenige Schritte von uns entfernt. Leider war der Aufstieg mit Geräuschen verbunden, und ich trat so manches Mal auf ein undefinierbares Zeug, das man mit dem Sammelbegriff widerlich umschreiben konnte.
    Hier hörten wir die Ratten sogar. Ihr scharfes Fiepen erschreckte uns.
    Wir vernahmen das Rascheln, und ich spürte auch Bewegungen an meinen Hosenbeinen.
    Suko schimpfte ebenfalls, aber das interessierte Kilby nicht weiter. Er stieg voran und blieb erst stehen, als er sich auf dem Hügel befand. Wie ein kleiner Feldherr wirkte er. Seine Gestalt zeichnete sich als Schatten ab.
    Ich erreichte ihn als zweiter, suchte mir einen einigermaßen festen Stand, und Suko kam als letzter, wobei sich der Chinese noch an meiner Schulter abstützte.
    »Seht mal nach vorn!« verlangte Kilby flüsternd.
    Das taten wir.
    »Und?« fragte Suko.
    »Könnt ihr nicht das Haus erkennen? Man kann es nur von hier sehen, gut sehen, meine ich.«
    »Wo denn?«
    Kilby nahm meinen Arm, brachte ihn in die Höhe und richtete ihn genau aus. »Da, mein Lieber.«
    Tatsächlich, da war ein Haus. Ich hätte es nicht erkannt, wenn ich es nicht gewußt hätte, weil eben kein Licht zu sehen war.
    »Das ist die Ruine«, flüsterte
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