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0233 - Gejagt von den Dämonenschatten

0233 - Gejagt von den Dämonenschatten

Titel: 0233 - Gejagt von den Dämonenschatten
Autoren: Manfred Weinland
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sich ohne das Amulett buchstäblich nackt in dieser unbekannten Umgebung fühlte. Wo war Merlins Stern in diesen Minuten, in denen er ihn gut hätte gebrauchen können? Lag er immer noch im Safe? Schritt die Veränderung, die auf Zamorra Übergriffen hatte, weiterhin fort, ohne daß ihr Einhalt geboten werden konnte?
    Der Parapsychologe witterte mehr denn je eine Falle. Unwillkürlich verlangsamte er seinen Schritt. Nicole paßte sich an, ohne Fragen zu stellen.
    Linkerhand, kaum fünf Schritte entfernt, wurde eine Art Tür sichtbar, die ihnen zuvor nicht aufgefallen war.
    Sie näherten sich ihr vorsichtig.
    Die Tür stand offen.
    Zamorra und Nicole sahen in einen mittelgroßen Raum, an dem etwas nicht stimmte, was sie im Augenblick jedoch nicht näher bestimmen konnten.
    Mitten im Raum stand ein Gebilde, wie es beide in dieser Form noch nie gesehen hatten. Aber seine Funktion war nicht falsch zu verstehen.
    Es war ein Sarg.
    Und in ihm ruhte ein Toter.
    ***
    Der Meegh durchquerte nacheinander dreizehn streng isolierte Dimensionskammern innerhalb des Spiders. In jeder Kammer lag ein einzelner Chibb, in magischen Tiefschlaf versetzt. Alle dreizehn Silberhäutige waren präpariert worden und trugen den Keim der Schwarzen Magie in sich.
    Befriedigt kehrte Llargllyn in die Zentrale, das Herz des Dämonenraumers, zurück.
    Zwei Stunden waren seit der Übermittlung des Ultimatums verstrichen. Merlin hatte sich seither noch nicht gemeldet, was auch nicht anzunehmen war.
    Der Meegh-Kommandant rechnete nicht vor Ablauf der Frist mit einer Entscheidung. Doch er hatte keinen Zweifel, daß die Entscheidung des Magiers zu Gunsten der Meeghs ausfallen würde.
    Stonehenge würde der Anfang sein.
    Die Basis.
    Aber auf andere Art und Weise als der König der Druiden je ahnen konnte…
    ***
    Bernsteinsarg.
    Woher kam dieser Begriff, dieser Gedanke, den beide zugleich dachten, weil der Anblick in beiden dieselbe Assoziation hervorrief?
    »Ein Bernsteinsarg«, flüsterte ihn auch Nicole.
    Hatte sie Angst, durch lautes Sprechen etwas zu wecken, was in diesem Raum schlummerte?
    In diesem - Sarg?
    Zamorra faßte Nicole am Handgelenk und zog sie mit sich zu dem atembeklemmenden Gebilde, das im Zentrum des Raumes schwebte.
    Daß der Sarg auf unsichtbaren Polstern hüfthoch über dem Boden hing, fiel nur Nicole in diesen Sekunden auf.
    Zamorra sah nur den Toten.
    Die Gestalt, die wie ein millionenjahrealtes Insekt in diesem Block aus einer transparenten, bemsteinähnlichen Masse eingebettet war.
    Eine Gestalt, die zu schlafen schien…
    Aber die tot sein mußte, weil man in diesem Gebilde unmöglich atmen und damit leben konnte!
    Dachte Zamorra.
    Und das war der größte Schock. Weitaus schlimmer als die eigentliche Entdeckung.
    Denn er kannte die Person im Bernstein.
    Den Toten.
    Es war jener, der ihm vor Jahren das Amulett zum Geschenk gemacht hatte und ihn über seinen Ursprung informiert hatte.
    Merlin!
    ***
    Regen peitschte ihm ins Gesicht, als er die Tür des silbermetallicfarbenen Vauxhall aufstieß und ins Freie kletterte. Er versank knöcheltief im aufgeweichten Morastboden und bekämpfte tapfer das dringende Bedürfnis, ausgiebig zu fluchen.
    »Inspektor!« rief ihn einer der Uniformierten an, der den Kiesweg heruntergelaufen kam, welcher vom Haus herführte.
    Kerr hob mißmutig den Kopf und drückte sich in der gleichen Bewegung den Hut tiefer in die Stirn, weil er sich wohl in den nächsten hundert Jahren immer noch nicht mit diesem typischen britischen Touristenwetter abfinden würde. Den Kragen seines grauen Trenchcoats schlug er ebenfalls hoch und erwartete dann in gespielter Gelassenheit das Herannahen des Bobbies.
    Der war schnell. Und außer Atem, als er Kerr erreichte, aber sein Bericht kam tadellos, wenn auch etwas stoßweise, über seine Lippen.
    Kerr hörte aufmerksam zu, obwohl er erst zwei Tassen Kaffee - Tee war ihm zuwider - an diesem trüben Spätsommermorgen zur Brust genommen hatte. Jedes Wort des Sergants blieb in seinem exakten Gedächtnis haften.
    »Kann ich sie sehen?« fragte er schließlich, als der erste Wortschwall langsam abebbte.
    Der Sergeant nickte. »Wir müssen uns aber beeilen. Das Kommando ist schon da.«
    Wen er mit Kommando meinte, war Kerr sonnenklar, weil er selbst diesen Begriff an einem ähnlichen Tag wie diesem mal geprägt hatte. Weil er sich wohl nie an die Art und Weise gewöhnen konnte, wie man mit Toten, die einem Verbrechen zum Opfer gefallen waren, umsprang.
    »Na dann«, murmelte er
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