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0233 - Gejagt von den Dämonenschatten

0233 - Gejagt von den Dämonenschatten

Titel: 0233 - Gejagt von den Dämonenschatten
Autoren: Manfred Weinland
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sei allein gewesen.«
    »Und hätte sich allein umgebracht«, ergänzte Kerr.
    »Natürlich nicht. Den Indizien zufolge sieht es eben so aus, als wäre sie von ihrem eigenen Mann umgebracht worden. Danach müßte er geflohen sein.«
    »Ohne Auto.«
    »Das ist das Merkwürdige. Aber vielleicht stand er nach der Tat unter Schock…«
    Kerr nickte. »Dann müßte er aber zu finden sein. Geben Sie eine Fahndung nach dem Mann heraus, Sergeant. Irgendwo im Haus wird sich ja wohl ein einigermaßen ähnliches Bild des Herrn finden lassen. Versorgen Sie die Streifen damit.«
    »Wird erledigt, Sir!« Der Sergant salutierte fast. Aber diesmal war Kerr gewarnt, und ihm entging nicht, daß es in den Augen des jungen Mannes ironisch aufblitzte.
    »Na, dann hauen Sie ab.«
    Der Sergeant drehte auf dem Absatz und ging hinaus, wo der Dienstwagen stand, um die Instruktionen per Funk weiterzuleiten.
    Kerr blieb zurück.
    Die Anwesenden im Raum beachtete er überhaupt nicht mehr. Auch nicht das Kommando, das mit dem Zinksarg in einer Ecke des Zimmers wartete, bis die Tote zum Abtransport freigegeben wurde.
    Kerr sah nur noch die Tote. Ihr allein galt seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Mit langen Schritten näherte er sich dem Bett, in dem der Leichnam lag.
    Als er ihn erreichte, hatte er einen Teil seiner normalen Persönlichkeit ausgeschaltet.
    Der Mann, der sich kurz darauf über die Tote beugte und ihr die flache Hand auf die Stirn legte, war nicht mehr Inspektor Kerr.
    Er war nur noch Druide.
    Und mit der Kraft seiner Ahnen öffnete er sich den Weg zu der Ermordeten…
    ***
    War es Täuschung?
    Narrte ihn ein Spuk?
    Zamorra fühlte, wie ihm der Boden unter den Füßen zu entweichen drohte. Alles in ihm wehrte sich gegen die Erkenntnis, daß Merlin tot sein sollte. Aber die Züge der im Bernstein gefangenen Gestalt änderten sich nicht. Sekunden verstrichen, Minuten, aber das Bild blieb.
    Nicole sah ihn an. Zamorra erwiderte ihren Blick, konnte jedoch die gleiche stumme Frage darin, die auch ihn beschäftigte, nicht beantworten.
    Wie kam Merlin hierher?
    »Er ist nicht tot«, flüsterte Zamorra rauh. »Er kann nicht tot sein…«
    Nicole preßte seine Hand. Sie fühlte sich elend wie selten und hätte am liebsten losgeheult, um dem steigenden Druck in ihr ein Ventil zu öffnen.
    Zamorra ging es ähnlich.
    Vielleicht noch schlimmer.
    Denn Merlin war mehr für ihn gewesen, als er sich selbst offen eingestanden hatte. Nicht nur der Hüter der Menschheit und sein wohlwollender Mentor…
    Ein Freund!
    »Vielleicht täuscht der Eindruck«, versuchte Nicole eine Erklärung. »Wie oft sind wir Merlin schon in unmöglichen Situationen begegnet, die für einen Normalsterblichen absolut tödlich hätten verlaufen müssen - er hat sie immer wieder überlebt…«
    Sie hörte auf.
    Sie hörte auf damit, etwas Unfaßbares mit banalen Worten erklären zu wollen. Die Wirklichkeit, das was sie sahen, war in seiner Intensität erschlagend.
    Zamorra löste seine Hand aus der ihren. Er machte einen weiteren Schritt auf den Bemsteinblock - wie er ihn der Einfachheit halber nannte -zu. Seine Beine zitterten dabei, als hätte er gerade einen Zehntausendmeter-Lauf hinter sich gebracht. Er fühlte sich müde und ausgelaugt, dachte kaum noch an das Amulett, das ihn überhaupt erst in die Nähe dieses Ortes verschlagen hatte. Mehr als alles andere beschäftigte ihn das Schicksal des Uralten, der reglos eingebettet vor ihm lag, und den er unter den widrigsten Umständen und unter den vielfältigsten Namen stets als treues Vorbild in seinem Kampf gegen die Gewalten der Hölle kennèngelernt hatte.
    Als er fast mit den Knien gegen den schwerelos in der Luft hängenden rechteckigen Block stieß, blieb er stehen.
    Ganz nah war er der gefangenen Gestalt jetzt. So nah wie irgend möglich unter diesen Umständen.
    Und da geschah etwas Seltsames: Plötzlich streifte es ihn wie ein unerwarteter eisiger Windstoß an einem heißen Sommertag - das Fremde!
    Das Gefühl, keinen Freund, sondern einen völlig Unbekannten vor sich zu haben…
    Zamorra zuckte zurück.
    Hatte er eben noch die Hände gegen die kühle Oberfläche des Bernsteins gepreßt, so konnte er sie nun nicht schnell genug lösen. Etwas stieß ihn plötzlich von dem Gebilde ab. Eine körperlich spürbare Kraft, ein Anti-Pol!
    Als sei das Objekt negativ geladen und damit unverträglich für Zamorra…
    »Merlin«, murmelte er nachdenklich.
    Sein Blick blieb am Gesicht des Uralten haften.
    Merlin?
    Sein
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