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0231 - Meer der weißen Särge

0231 - Meer der weißen Särge

Titel: 0231 - Meer der weißen Särge
Autoren: Jason Dark
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dem Boot gebeugt und über die Bordwand gegriffen, wobei ich den Sarg festhalten wollte, doch eine Welle schwemmte ihn wieder von mir weg.
    »Fahren Sie näher, Kommissar!«
    Tolini nickte. Er hatte inzwischen seinen ersten Schrecken überwunden, und wußte, was er tun mußte. Er ließ den Motor wieder an und lenkte das Boot in einen Kreis. Die Schraube am Heck erzeugte Wellen und Strudel, die schaumig über die Oberfläche quirlten, sich auch ausbreiteten und die helle Totenkiste erfaßten, so daß sie den Sarg immer wieder ein Stück von uns wegtrugen.
    Gegen das Motorboot hatte der Sarg keine Chance. Wir kamen heran, und schon bald stieß er ein zweites Mal gegen die Bordwand. Suko hatte sich neben mich gekniet. Wie auch ich machte er seine Arme lang und versuchte, den Sarg zu fassen, um ihn näher an das Boot heranzuziehen, damit wir ihn über Bord hieven konnten.
    »Halt fest!« riet ich meinem Freund, denn ich merkte, wie glatt und seifig das Holz durch die nasse Oberfläche geworden war.
    Beide mußten wir uns sehr weit herabbeugen, bis es uns gelang, die Hände auch unter die Totenkiste zu schieben, um sie dann anheben zu können.
    Wir schafften den Sarg an Bord.
    Kaum stand er zwischen uns, als der Kommissar den Motor abstellte und das Boot treiben ließ. Neugierig kam er näher. Wir machten Platz, und Tolini schaute auf den Sarg, während er sich durch seinen Schnauzer fuhr, die Stirn in nachdenkliche Falten legte und schließlich fragte: »Jetzt bleiben Sie sicherlich.«
    »Wahrscheinlich«, antwortete ich.
    »Ob der. Sarg etwas mit den toten, blutleeren Tauben zu tun hat?« meinte Tolini.
    »Vielleicht.«
    »Dann öffnen Sie ihn doch.«
    »Wenn das mal so einfach ginge«, sagte Suko, der dabei war, die weiße Totenkiste zu untersuchen. »Ich finde keine Verschlüsse, die sich öffnen ließen.« Suko drückte seinen Körper zurück. »Schau du mal nach, John.«
    Auch ich untersuchte den seltsamen Sarg. Suko hatte recht.
    Verschlüsse konnte ich nicht entdecken. Die beiden Teile schien jemand aufeinander gepreßt zu haben.
    Wirklich seltsam.
    »Das ist kein normaler Sarg«, meinte auch Commissario Tolini.
    »Wirklich nicht, der ist nicht normal.«
    »Es sieht aber so aus«, bemerkte Suko trocken.
    Der Italiener schlug ein Kreuzzeichen. In der Dunkelheit leuchtete sein Gesicht bleich. Die Zunge huschte nervös über seine trocken gewordenen Lippen. »Vielleicht versündigen wir uns, wenn wir ihn öffnen. Laßt uns lieber zurückfahren und ihn ins Polizeipräsidium bringen. Wenn wir ihn dort…«
    Ich winkte ab. »Da versündigen wir uns auch. Nein, nein, mein lieber Tolini, Sie haben mit Ihrem Anruf in London die Suppe zum Kochen gebracht. Jetzt bleiben Sie auch dabei, wenn wir sie gemeinsam auflöffeln.«
    »Ich nehme mal das Taschenmesser«, sagte Suko, griff in die Tasche, holte das Messer hervor und klappte es auf. Dann legte er sich auf die Planken und suchte nach einem Spalt, in die er die Spitze des Messers schieben konnte.
    Der war schwer zu finden, denn die beiden Teile klebten fast aufeinander. »Als wären sie mit Gummi abgedichtet«, murmelte Suko, hatte es dann aber geschafft und drückte die Spitze zwischen Oberund Unterteil der Totenkiste.
    Danach hebelte er.
    Wir ließen den Chinesen in Ruhe. Mich hatte eine ebensolche Spannung erfaßt wie den Kommissar. Wir waren wirklich gespannt, was wir in dem Sarg finden würden.
    War er leer?
    Das konnte natürlich auch sein, auf jeden Fall konnte kein sehr schwerer Gegenstand innerhalb der Totenkiste liegen, denn dann wäre sie nicht auf dem Wasser geschwommen.
    »Ich hab’s«, meldete Suko, der es mit seinem Taschenmesser an mehreren Stellen versucht hatte und endlich einen Erfolg bekam. Er schaute zu uns hoch. »Faßt mal mit an!«
    Tolini wollte sich auch bücken, ich aber stellte mich vor ihn und sagte: »Warten Sie lieber!«
    Suko und ich nahmen die Sache in Angriff. An den beiden Enden packten wir an. Ein saugendes Geräusch entstand, als der Deckel in die Höhe glitt und wir wenig später in den Sarg hineinschauen konnten.
    Im ersten Augenblick wollte ich es nicht glauben. Wie betäubt war ich. Aber das Bild trog mich nicht.
    Im Sarg lag etwas.
    Es war eine Strige – eine Satans-Eule!
    ***
    Darüber nachdenken konnte ich nicht. Ich war zu geschockt, aber sofort entstand ein Bild vor meinem geistigen Auge. Ich sah die Conollys und mich auf einem Schiff. Wir hatten eine Kreuzfahrt unternommen, als der Liner von den Satans-Eulen angegriffen
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