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0230 - Heroin für Gangsterarme

0230 - Heroin für Gangsterarme

Titel: 0230 - Heroin für Gangsterarme
Autoren: Heroin für Gangsterarme
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rauhe Stimme wieder: »Wenn ich noch mal höre, daß du dich bewegst, klettere ich rüber und bring’ dir bei, daß du liegenbleiben sollst.«
    Es hatte keinen Zweck. Im Augenblick lagen alle Trümpfe dieses gemeinen Spiels in ihrer Hand. Ich blieb also liegen und regte mich nicht. Meine rechte Seite spürte ich schon nicht mehr. Dafür rebellierte noch immer mein Magen.
    Ich weiß nicht, wie lange wir durch die Nacht fuhren. Es kam mir stundenlang vor, obgleich es wahrscheinlich nicht mehr war als etwa 30 Minuten. Dann fühlte ich, wie der Wagen in eine scharfe Rechtskurve ging. Gleich darauf hielt er an.
    Sie stiegen vorn nach beiden Seiten aus. Dann wurde die Tür auf meiner Seite aufgerissen. Eine Hand griff in mein Haar und zerrte.
    »Los, komm raus, du lausiger Kerl!« sagte die rauhe Stimme.
    Stöhnend Vor Schmerz, kletterte ich mit dem Kopf zuerst hinaus. Meine Hände fühlten scharfkantigen Kies oder kleines Schottergestein, ich blieb keuchend liegen.
    »Steh auf, du lausiger Kerl!« fauchte die rauhe Stimme.
    Ächzend blieb ich liegen. Vor meinen Augen tanzten wieder rote Sterne. Ich biß mir in die Unterlippe.
    »Du willst wohl nicht?« fragte der Gangster.
    Ich hörte, daß der Kies unter seinen Schuhen knirschte, als er auf mich zukam. Eine andere Stimme sagte: »Ich geh mal und seh’ nach, ob wir ihn reinbringen können!«
    »Is’ gut«, erwiderte die rauhe Stimme.
    Ich versuchte auf die Beine zu kommen. Aber auf einmal drehte sich alles um mich. Es war, als ob ich mich in einer dieser verrückten Kabinen befände, in der sie Testpiloten durcheinanderwirbeln, um sie auf das vorzubereiten, was sie bei ihren Raketenflügen erwarten kann.
    »Dich mach’ ich fertig, daß du denkst, Weihnachten und der Unabhängigkeitstag wären ein und dasselbe«, sagte die rauhe Stimme.
    Er sagte es nicht nur. Er tat es.
    Als er von mir abließ, war ich nichts weiter als ein wimmerndes Bündel Schmerz. Es gab keine Muskelfaser, keinen Quadratzoll Haut, der nicht geschunden war.
    Ein paar Minuten lang blieb ich reglos liegen und versuchte, meinen Atem und meine Muskeln wieder unter Kontrolle zu bekommen. Als ich meinte, es würde mir noch nicht gelingen, sagte seine Stimme: »Wenn du nicht innerhalb von fünf Sekunden auf den Beinen stehst, machen wir das Ganze nochmals.«
    Ich öffnete die Augen zu einem schmalen Schlitz. Die Hitze der Schmerzen hatte in meiner Brust plötzlich einer eiskalten Entschlossenheit Platz gemacht. Zwischen den schmalen Schlitzen meiner Lider hindurch sah ich seine beiden Füße dicht vor meinem Kopfe stehen.
    Eine halbe Sekunde brauchte ich, um tief Luft zu holen und dabei alle meine Muskeln anzuspannen. Dann warfen sich meine beiden Hände nach vorn und umklammerten seinen rechten Fuß. Er stieß einen Laut der Überraschung aus, aber ich gab ihm keine Zehntelsekunde zum Nachdenken.
    Mit aller Wucht warf ich meinen Körper herum und riß seinen Fuß mit mir. Er stürzte mit seinem Oberkörper auf meine Hüfte. Ich ließ seinen Fuß los, drehte mich weiter und kam frei. Mit einem einzigen Satz sprang ich in die Höhe. Er lag direkt neben mir und richtete sich auf. Er beeilte sich natürlich, aber er war nicht schnell genug für die wilde Entschlossenheit, die sich in mir ausgebreitet hatte. Ich warf ihm meine gefalteten Hände ins Genick und riß seinen Kopf nach vorn, während ich gleichzeitig mein rechtes Knie hochzog.
    Sein Schrei gellte spitz durch die Nacht. Ich ließ ihn los, drehte mich um und rannte in die Dunkelheit hinein, die sich hinter dem Hause öffnete. Wenn ich nach vorn zu der erleuchteten Straße hinrannte, konnten sie mich mit ihren Pistolen abschießen wie die Figuren auf einem Schießstand von Coney Island.
    Ich spürte auf einmal, daß meine Füße über weichen Rasen trampelten. Der Atem ging pfeifend über meine Lippen. Büsche huschten als schweigende schwarze Umrisse von gespenstischen, bizarren Formen an mir vorüber. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, aber ich torkelte weiter.
    Bis auf einmal mein rechter Fuß ins Leere trat. Ich wollte mich zurückwerfen, aber es war bereits zu spät. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte mit dem Kopf zuerst nach vorn, in eine unbekannte, undurchdringliche Finsternis.
    ***
    Die Barkasse »Patrolman Talkowsky« war zusammen mit ihrem Schwesterschiff, der »Patrolman Long« im Juli 1959 in Dienst gestellt worden. Beide Schiffe hatten ihren Namen von einem gefallenen Streifenpolizisten erhalten und stellten die
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