0225 - Mord-Insekten
Zeugen geworden. Eine kleine, jedoch schwerwiegende Panne, wie der Züchter fand. Sein Plan, seine Arbeit war zu früh entdeckt worden. Von der zweiten, losgeschickten Biene hatte er nichts mehr gehört. Es war auch so ruhig geblieben, von der Polizei war er nicht belästigt worden, trotzdem wollte er sein Haus aufgeben.
Er hatte nicht vor, zu fliehen, nein, das war keine Flucht, sondern nur eine Umorientierung des Plans. Was er eigentlich erst in Tagen hatte machen wollen, verlegte er jetzt vor.
Shawn Braddock wollte mit seinen Mörderbienen der Stadt London einen Besuchabstatten.
Darauf lief alles hinaus. Wie tödliche, lebende Raketen sollten die Bienen aufräumen, und er wollte sich an der allgemeinen Panik ergötzen.
Rasch hatte er noch Experimente durchgeführt. Zusammen mit der großen Königin besaß er jetzt fünf Killerbienen. Vier waren nur unterarmgroß, aber sehr gute Helfer, denn wer von den Bienen gebissen wurde, der trug selbst den Keim in sich.
Zudem befanden sich noch zwei Bienen in Freiheit. Also konnten bald sieben unterwegs sein.
Shawn Braddock hatte zeit seines Lebens immer auf dem Sprung gelebt. Er war von seinen Kollegen ausgelacht und als Spinner abgetan worden und hatte sich deshalb so etwas wie eine Rückendeckung geschaffen. Wenn es sein mußte, dann konnte er ein Haus oder eine Wohnung von einer Stunde zur anderen verlassen.
So war es auch in diesem alten Haus, das er gemietet hatte.
Allerdings tat es ihm sehr leid, den Schlupfwinkel verlassen zu müssen, denn er hatte sich in diesem Haus wohl gefühlt, denn allein der Keller war das Mietgeld wert gewesen.
Was hatte er dort experimentieren können, nachdem er die Räumlichkeiten so umgebaut hatte, wie er es für richtig hielt. Da stand alles an seinem Platz, und er hoffte, daß er irgendwann einmal in das Haus zurückkehren konnte, als wahrer Meister und König, den alle anerkannten.
Noch war es nicht soweit. Erst einmal mußte er flüchten, denn das Vorhandensein der Bienen würde Aufsehen erregen. Zum Glück hatte sich nur ein Zeuge gemeldet, aber es würden sicherlich mehr werden und die Aussage des ersten Zeugen erhärten.
Am Hintereingang stand sein Wagen.
Es war ein LKW mit geschlossener Ladefläche, der auch als Kühlwagen hätte durchgehen können, doch auf der Ladefläche sah es etwas anders aus. Da hatte Braddock in weiser Voraussicht bereits vor Monaten einiges umbauen lassen. Wände mit Honigwaben und Blut teilten die Ladefläche auf. Dazwischen war der Raum in vier Käfige aufgeteilt worden. Einen sehr großen für die Königin und drei kleine für die veränderten Arbeitsbienen.
Zudem blieb noch zwischen dem Einstieg und dem Beginn der Käfige soviel Freiraum, daß sich der Meister dort bequem bewegen konnte.
In den letzten beiden Stunden hatte er eine fieberhafte Hektik an den Tag, beziehungsweise an die Nacht gelegt, denn die Uhr näherte sich langsam der mitternächtlichen Stunde. Der Wagen war so an die Tür gefahren worden, daß Braddock vom Haus aus direkt auf die Ladefläche steigen konnte.
Trotz seines relativ hohen Alters bewegte er sich noch erstaunlich geschmeidig und flink. Die 60 hatte er fast erreicht. Sein Haar war im Laufe der Zeit weiß geworden. Einen Friseur kannte er nur vom Hörensagen, das Haar hatte er sich immer selbst geschnitten, wenn es nötig war, und dementsprechend sah die Frisur auch aus. So stufig, als wäre jemand mit einer Heckenschere daran entlanggegangen. An einigen Stellen berührte es die Schultern, an anderen wiederum ließ es den Nacken durchschimmern.
Nicht nur die Haare fielen bei Braddock auf, sondern auch die Hautfarbe. Sie erinnerte an einen Honigton. In der Tat aß der Mann sehr viel Honig, er wollte so sein wie seine Bienen, und er hatte auch an sich selbst Experimente durchgeführt, hatte sich von behandelten Bienen stechen lassen und etwas anderes gespürt als sonst. Er verstand sich plötzlich mit den Tieren und spürte eine Sucht nach dem Honig. Äußerlich zwar noch ein Mensch, aber innerlich fühlte er sich den Insekten zugeordnet.
Und er schaffte es, die gleichen Laute auszustoßen wie sie, so daß die Tiere von ihm verstanden wurden und er sich sogar als der verlängerte Arm ihrer Königin bezeichnete.
Braddock ging immer ein wenig geduckt, als hätte er vor irgend etwas Angst. Noch ein Überbleibsel aus früherer Zeit, als andere das Sagen hatten und nicht er.
Heute war es umgekehrt.
Noch einmal ging er zum Wagen. Durch die gespitzten Lippen saugte
Weitere Kostenlose Bücher