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0223 - Rückkehr des Pharao

0223 - Rückkehr des Pharao

Titel: 0223 - Rückkehr des Pharao
Autoren: Rolf Michael
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Seite. Nur seine halb geduckte Haltung ließ erahnen, daß er etwas Besonderes vorhatte.
    Schon meinte er, den Atem aus den Nüstern der Pferde auf seiner nackten Haut zu verspüren, als er sprang. Das Bronzeschwert zwischen den Zähnen, griff er mit beiden Händen in die Kopfgeschirre der Pferde. Die strampelnden Beine fanden Halt auf der Wagendeichsel.
    Fast knickten die Pferde unter der ungwohnten Last ein. Irre Angst flackerte in ihren Augen. Die Zähne mahlten knirschend auf den Gebißstücken, während sie, von der Peitsche des Lenkers brutal angetrieben, weiter vorwärts rasten.
    Auf den Hängen des Tales tobte ein einziges Inferno. Alles schrie, brüllte und tobte in allen Sprachen und Dialekten des Nillandes. Der Mob schenkte dem blonden Kämpfer seine ungeteilte Sympathie. Auch aus den Rufen des Kreters auf dem Streitwagen klang Hochachtung.
    »Theseus! - Herakles!« meinte Ullich aus dem Kauderwelsch der Wort zu verstehen.
    Er mobilisierte seine Kräfte und zog sich an den Kopfgeschirren der Tiere hoch. Der Wagenlenker verzog sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse, als er den nackten Körper des verwegenen Kämpfers jetzt zwischen den beiden dahinrasenden Pferdeleibern auf der Deichsel balancierend, sich dem Wagen nähern sah.
    Sein rechter Arm schwang die Peitsche. Klatschend ringelte sich das Leder um Michael Ullichs Körper. Der konnte gerade noch einen Schmerzensschrei unterdrücken, Denn sonst wäre ihm das Schwert, das er immer noch zwischen den Zähnen hielt, verloren gegangen.
    So hörte der Lenker nur ein gepreßtes Stöhnen. Wieder durchzischte die Peitsche im sausenden Schwung die Luft. Klatschend traf sie den nackten Körper.
    Wieder - und wieder! Alles in Michael Ullichs Körper schien nur noch aus Schmerz zu bestehen. Vor seinen Augen waberte ein blutigroter Feuersee. Und er drohte darin zu versinken.
    Sich nur noch mit der Linken in das Leitgeschirr eines Pferdes festkrallend, die schlingernden Bewegungen der ihm Stand gewährenden Deichsel mühsam ausbalancierend, schwang er das Schwert.
    Leder und Metall trafen in der Luft zusammen. Es gab ein knallendes Geräusch, als die scharfe Klinge die geflochtene Peitsche durchschnitt. Der Lenker warf das in seiner Hand verbliebene, nutzlose Fragment der Peitsche in den Sand.
    Im selben Augenblick hatte die Klinge noch einmal ihr Werk getan. Ratschend hatte sie das Leder der Zügel durchtrennt. Und noch ehe die beiden Männer auf dem Streitwagen etwas dagegen unternehmen konnten, hatte Ullich auch mit einigen Schwertschlägen die Zugleinen durchschlagen, mit denen die Pferde an den Wagen gefesselt waren.
    Der Wagenlenker riß einen der Speere aus der Halterung und wog ihn in der Hand. Auf diese Entfernung war kein Fehlwurf möglich.
    Aber in diesem Augenblick hatte Michael Ullich auch die Brustgurte des Gespannes durchtrennt. Es war das Letzte, was die dahinstürmenden Pferde noch an den Wagen band. Krachend kippte der Streitwagen vornüber, splitternd zerbrach die Deichsel. Die beiden Männer wurden aus dem Wagen geschleudert und meterweit durch die Luft gewirbelt.
    Ullich hatte sich auf einen der Pferderücken geschwungen. Mit der flachen Klinge trieb er das erschreckte Tier in die Richtung, wo sich die beiden Kämpfer des Pharao gerade stöhnend erheben wollten.
    Mit einem pantherhaften Satz warf sich Ullich vom Rücken des galoppierenden Pferdes auf den sich gerade emporrappelnden Lenker. Ein kurzer, trockener Hieb mit der flachen Klinge schickte den Ägypter ins Reich der Träume.
    Aber der Kreter war aus anderem Holz geschnitzt. Katzenhaft war er auf die Füße gekommen. Den Schild hatte er verloren, das kurze Schwert war bei den turbulenten Ereignissen aus der Scheide geglitten.
    Aber in seiner rechten Hand wog er die Doppelaxt, das heilige Symbol der Insel, die seine Heimat war. Die grelle Sonne ließ die beiden Blätter der Axt golden aufblitzen.
    »Bring mir seinen Kopf, Argosteios!« hörte der Kreter die laute Stimme des Pharao. »Bring mir seinen Kopf und ich werde dich mit Gold aufwiegen…!«
    ***
    »Wenn du noch ein Gebet zu deinen barbarischen Göttern sprechen willst, dann sprich es jetzt!« rief der Kreter Michael Ullich zu.
    »Trink an Odins Tafel in Walhall schon mal ein Pils und bestell den Walküren, ich käme später nach. Es gäbe auf dieser Welt noch zu viele hübsche Mädchen…!« knurrte Ullich.
    Keiner verstand die Worte des anderen. Dennoch hielten sie das ungeschriebene Gesetz echter Krieger, daß sie vor dem Streit
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