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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
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hingegeben. Und nun hielten sie die Schergen dès Todes in ihren Krallen.
    Sie wunderte sich, daß sie überhaupt noch am Leben war. Als die Ghouls im hellen Haufen über sie herfielen, hatte sie ihr letztes Stündlein kommen sehen. Und dann die fürchterliche Angst, als die Leichenfresser sie gepackt hatten.
    Sie hörte den Geliebten ihren Namen rufen, merkte am Klang der Stimme, daß er kämpfte und alle seine Kräfte anspannte.
    Ihr immer noch logisch denkender Verstand sagte ihr, daß Menschenkraft hier vergeblich war.
    Und dann fühlte sie sich von den Ghouls emporgehoben. Vier, fünf Gestalten packten Tinas Körper und trugen ihn davon. Das Mädchen sah, daß auch Michael Ullich auf diese Weise weggeschleppt wurde. Ihr schlanker Mädchenkörper bebte auf und ab, versuchte, sich den Griffen zu entwinden. Und ihr Hilfeschrei schrillte durch Luxor, dessen Bewohner furchtsam hinter verrammelten Türen hofften, daß der Spuk der Nacht an ihnen vorbeiziehen möge.
    Und wer das Grauen aus den Gräbern gesehen hatte, der konnte ihnen nicht einmal böse sein.
    »Zamorra, hilf!« brüllte auch Michael Ullich. Er wußte, daß nur der Parapsychologe mit seinem enormen Wissen über die Welt des Übersinnlichen und der Kraft, die in seinem Amulett schlummerte, hier wirksam eingreifen konnte.
    Es war der Ruf, der an das Ohr des Parapsychologen drang, als er den flüchtenden Ghouls nachsah.
    Und der ihn sofort zum Handeln veranlaßte…
    ***
    »Das Boot hat aber keine Ruder!« bemerkte Carsten Möbius. »So kommen wir nie über den Fluß!« In seiner Stimme schwang so etwas wie Resignation.
    Sie standen am Ufer des Nil, wohin sie die Spur der Ghouls geführt hatte. Eine eklig-schleimige Substanz auf dem Straßenpflaster von Luxor ließ keinen Zweifel zu, daß die Ungeheuer hier entlanggezogen waren.
    Ein kleines Ruderboot, gerade ausreichend für zwei Personen, dümpelte in den leicht ans Ufer schlagenden Wellen des Stromes. Aber ohne Ruder würden sie nie an das andere Ufer gelangen.
    Und dort, am Westufer des Nil, sahen sie die Scharen der Ghouls gerade an Land kriechen. Die Ungeheuer hatten also den Nil irgendwie durchquert. Und Professor Zamorra sah, daß sie auf ihren Schultern zwei hin- und herzuckende Körper trugen.
    Der Meister des Übersinnlichen stieß pfeifend die Luft aus. Michael Ullich und Tina Berner waren also noch am Leben.
    Und wo Leben ist, da ist noch Hoffnung.
    »Vielleicht solltest du mal wieder einen der Elementargeister beschwören…«, schlug Carsten Möbius vor.
    Aber Professor Zamorra winkte ab.
    »Das hat gar keinen Zweck!« antwortete er. » Velayaya, der Elementargeist des Wassers, den ich in diesem Falle anrufen müßte, ist bestimmt noch wütend, daß ich ihn damals am Rio Negro übers Ohr gehauen habe. [2] Von dem ist nicht der kleinste Gunstbeweis zu erwarten. Wir müssen uns anders helfen!«
    »Aber wie?« In Carstens Stimme schwang Mutlosigkeit. »Wir können ja nicht mit den Händen paddeln. Hier soll es nämlich Krokodile geben und…«
    »Zurück zum Hotel!« kommandierte Zamorra. »Da muß es doch etwas geben, womit man so einen Kahn über das Wasser bringt…«
    Beide waren sich später einig, daß sicherlich noch nie jemand auf so komische Art die Fluten des Nil durchfurcht hatte. Wie nicht anders zu erwarten, war im »Winter-Palace«, wo man eben eine improvisierte Siegesfeier rüstete, alles aufzutreiben.
    Nur nichts, womit man ein Boot rudern konnte.
    Kurzerhand hatte Professor Zamorra, des langen Palavers mit den Hotelangestellten leid, die Füße von zwei außerhalb des Hotel stehenden Gartentischen abgebrochen und war mit Möbius wieder in Richtung Nil gelaufen.
    Kopfschüttelnd sah man ihnen nach. Was sollte das, den Ungeheuern auch noch nachlaufen. Das hieße ja, den Tod selbst herausfordern. Wenn zwei Menschen den Ghouls in die Hände gefallen waren, nun, das war eben Kismet. Dann stand es im Buch verzeichnet, in dem nur Allah selbst zu lesen verstand.
    Aber der Meister des Übersinnlichen war nicht der Mann, der eine ausweglose Situation als unabänderliches Schicksal ansah.
    Er kämpfte. Denn sonst hätte sein abenteuerliches Leben schon längst ein Ende gefunden.
    Und er verstand sich meisterhaft darauf, in gewissen Situationen zu improvisieren. Deshalb ruderten er und Möbius jetzt mit den Tischplatten zweier Gartentische über den Nil.
    Das war gar nicht so einfach. Trotz der eingetretenen Nachtkühle rollte der Schweiß in großen Perlen von ihren Stirnen. Der Atem
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