Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

Titel: 0214 - Sie speisten uns mit Dynamit
Autoren: Sie speisten uns mit Dynamit
Vom Netzwerk:
aber konnte gegen die Kraft dieses Mannes nicht ankommen. Ich fürchtete mich auch, zu schreien, da er mir erklärte, er werde mir beim ersten Versuch die Kehle zudrücken, und er machte mir durchaus den Eindruck, als ob er es ernst meine. Als er dann immer zudringlicher wurde, wehrte ich mich verzweifelt und biß ihn in die Hand, mit der er mir den Mund zuhielt. Bei diesem Kampf muß ich versehentlich auf den Griff der Tür getreten haben, denn diese sprang plötzlich auf. Der Mann hatte eine furchtbare Wut und schrie: ›Wenn nicht, dann geh eben zum Teufel!‹ Damit gab er mir einen Stoß, und von diesem Augenblick an weiß ich nichts mehr.«
    »Hat er unterwegs nichts gesagt, was uns helfen könnte? Wo, zum Beispiel, wohnt er?«
    »Ich habe ein paarmal danach gefragt, bekam aber keine Antwort. Ich hatte den Eindruck, meine Neugierde sei für ihn im höchsten Grade ärgerlich. Wie lange bin ich eigentlich schon hier?«
    »Wir haben heute den 25ten Oktober, also gute vierzehn Tage.«
    »Mein Gott, so lange schon! Davon weiß ich ja gar nichts.«
    »Sie waren bewußtlos, und das erklärt alles«, gab ich zur Antwort. »Wissen Sie zufällig noch, wie der zweite Mann hieß?«
    »Es tut mir unendlich leid, aber ich habe es vergessen.«
    Wehn wir so zuversichtlich gehofft hatten, etwas von Nelly zu erfahren, so waren wir enttäuscht worden. Sie wußte nichts und litt außerdem immer noch unter dem Schock, den ihr Erlebnis ausgelöst hatte.
    ***
    Am nächsten Morgen kam unser Kamerad aus Detroit zurück und brachte Moses Main mit, der vor Angst fast verging. Dann jedoch war er recht vernünftig. Er bestätigte Willis' Aussage und erinnerte sich sogar noch der Kneipen, in denen sie in der letzten Stunde vor dem Mord in Betty Smock gewesen waren.
    Wir brachten ihn zum Polizeihauptquartier, wo er seine Aussage zu Protokoll gab. Leutnant Crosswing ließ kein Gras darüber wachsen.
    Er schickte ein paar Wagen los, die die Zeugen von damals innerhalb von zwanzig Minuten zur Stelle schafften.
    Sie waren gewaltig bestürzt, als Leutnant Crosswing ihnen auf den Kopf zusagte, sie hätten einen wissentlichen Meineid geleistet und kämen dafür ins Zuchthaus. Natürlich versuchten sie, auf ihrer Aussage zu bestehen und den so plötzlich aufgetauchten Entlastungszeugen als Lügner hinzustellen.
    Da wurde mir die Sache zu dumm.
    »Ich weiß genau, wer euch zu der falschen Aussage veranlaßt hat und was er Ihnen dafür bezahlte«, sagte ich. »Ihr Gauner könnt vielleicht dem Gericht einen Bären aufbinden, aber keinem G-man. Wenn ihr jetzt klein beigebt und die Wahrheit sagt, so werde ich sehen, was ich für euch tun kann. Dann kommt ihr bestimmt billiger weg, als wenn ihr es darauf ankommen laßt.«
    »Wir können unsere Aussage nicht berichtigen«, sagte der eine. »Wir könnten es selbst nicht, wenn wir wollten. Ich bin nicht lebensmüde.«
    »Mit was hat man euch denn gedroht?« fragte ich und bemerkte mit Genugtuung, daß der Leutnant das Tonbandgerät eingeschaltet hatte und jedes Wort festhielt.
    »Mit nichts Bestimmtem, aber der Mann zeigte uns eine Nadel mit dem Kreuz und den drei Buchstaben KKK, und was das bedeutet, weiß jedes Kind.«
    Es erübrigt sich, auf Einzelheiten einzugehen. Wir machten den alten Trick und nahmen uns die Gauner einzeln vor. Dabei erzählten wir jedem, die anderen hätten bereits gestanden, und es dauerte keine halbe Stunde, bis wir den unterschriebenen Widerruf der vorgestrigen Zeugenaussagen in Händen hielten.
    Das einzige, was wir nicht erfahren konnten, war der Name des Auftraggebers, auch die Beschreibung war mehr als dürftig, was kein Wunder war, denn der Mann hatte zuerst einen in der Gegend der Bowery in einer schlecht beleuchteten Straße angesprochen, und der hatte dann die beiden anderen herangeholt. Sie bekamen jeder ein paar Dollar Aufgeld, und nach der Verhandlung brachte ihnen ein halbwüchsiger Junge nochmals je zwanzig Dollar. So billig sind Meineide heutzutage.
    Leutnant Crosswing schickte beglaubigte Abschriften an die Staatsanwaltschaft und an Judge Jones vom Municipal Court, mit dem Erfolg, daß Willis innerhalb von zwei Stunden in Freiheit gesetzt wurde. Dafür konnten sich die drei falschen Zeugen jetzt in den Zellen des Untersuchungsgefängnisses überlegen, wie sie sich wohl am besten aus der Affäre ziehen könnten.
    Um zwei Uhr rief Leutnant Crosswing bei mir an.
    »Ich glaube jetzt, den wirklichen Mörder der Betty Smock gefunden zu haben, aber es wäre mir lieb, wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher