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0201 - Der Teufelsschatten

0201 - Der Teufelsschatten

Titel: 0201 - Der Teufelsschatten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Setz dich, laß dir von Babs vergifteten Tee bringen und störe mich nicht. Der Sup will heute abend Papier sehen.«
    Gryf grinste und hob einen unbeschriebenen Bogen hoch. »Kein Problem. Zeig ihm das hier. Ist doch genug von da.«
    Kerr tippte sich nur an die Stirn. Wie Gryf gehörte auch er zu den Druiden, bloß hatte er erst sehr spät seine besonderen Fähigkeiten entdeckt und fühlte sich mit ihnen gar nicht wohl. Er hielt sich soweit wie möglich von allen Paravorkommnissen fern und wollte nichts weiter sein als ein ganz normaler Kriminalbeamter. Seine Druidenkraft war ihm unheimlich, und er kam auch ohne sie ganz gut durchs Leben.
    Nur ließ es sich manchmal doch nicht vermeiden, sie zu benutzen, und Kerr ahnte, daß wieder so ein Fall auf ihn zukam. Dabei hatte er Einsatzberichte und Spesenabrechnungen zu schreiben, die er über eine Woche lang immer vor sich hergeschoben hatte, weil es Wichtigeres zu erledigen gab. Aber jetzt hatte Superintendent Powell ihm Dampf gemacht. Als Kerr Anstalten machte, weiterzuschreiben, nahm Gryf ihm Papier und Stift aus der Hand, wischte einmal über die Schreibtischplatte und hatte sie mit dieser Bewegung aufgeräumt.
    »Ich brauche deine polizeiliche Hilfe, alter Freund.«
    »Polizeiliche oder druidische?« vergewisserte sich Kerr.
    »Fahndung«, brummte Gryf und berichtete von Teris Verschwinden. Die Druidin mit dem fast hüftlangen goldenen Haar war Kerr nicht unbekannt.
    »Irgendwo muß sie versteckt gehalten werden«, behauptete Gryf. »Aber ich bekomme keinen Kontakt. Ihre Fähigkeiten sind fast erloschen und müssen sich erst regenerieren. So lange können wir aber nicht warten, weil Asmodis sie mit Sicherheit vorher umbringt.«
    Kerr stützte sich mit den Ellenbogen auf die Schreibtischplatte. »Sag mal, Alter, weißt du überhaupt, was du da verlangst? Das ist so ähnlich, als habe jemand, den du nicht kennst, eine Stecknadel in irgendeinen Heuhaufen geworfen. Und jetzt suchst du alle Heuhaufen in ganz England nach besagter Stecknadel ab.«
    »Ich denke, daß wir uns auf London beschränken können«, meinte Gryf.
    »Asmodis wird den Mord recht spektakulär veranstalten, wie ich ihn kenne. Sozusagen ein Festakt, und das läßt sich am besten dort machen, wo es besonders viele Hexenclubs und Teufelsanbeter gibt, die dabei jubilieren können.«
    »Und die gibt's nun mal besonders in London«, nickte Kerr. »Aber weißt du, daß es zehntausendmal mehr Möglichkeiten gibt, ein Mädchen zu verstecken, als ganz Großbritannien an Polizisten hat, um nach ihr zu suchen?«
    »Großfahndung«, beharrte Gryf. »Alles mobilisieren. Fotos, Plakate. Entsetzliche Strafandrohungen und so weiter.«
    Kerr winkte ab. »Dir hat ein Vogel ins Hirn…«
    »Kusch«, murmelte Gryf, ehe der Inspektor direkter werden konnte. »Eine Dame hört zu.«
    »Was du nicht sagst«, murmelte Kerr und schenkte Babs einen liebevollen Blick. »Paß auf, alter Freund. Ich tue, was ich kann. Bis wann muß Teri denn gefunden werden?«
    »Bis vorgestern gegen Mittag«, brummte Gryf.
    »Ich lasse eine Großfahndung ausschreiben«, versprach Kerr. »Aber versprich dir nicht zuviel davon. London ist teuflisch groß, und wer weiß, ob Asmodis sie überhaupt nach London gebracht hat.«
    »Ich versuche derweil weiter, Gedankenmuster aufzunehmen«, versicherte Gryf seinerseits. Aber er wußte, daß in einer Riesenstadt wie London auch das nur ein Lotteriespiel war. Zu viele andere Impulse überlagerten alles, und wenn Asmodis so schlau war, wie Gryf annahm, hatte er Teri zusätzlich abgeschirmt.
    Aber beide, Kerr und Gryf, wußten, daß sie nicht viel mehr tun konnten. Wenig später hielten ein paar tausend Polizisten Ausschau nach möglichen Punkten, an denen man recht unauffällig einen Menschen verstecken konnte.
    Aber an einem Schrottplatz im Nordosten der Stadt dachten sie nicht einmal im Traum!
    ***
    »Was wirst du nun tun?« fragte Tane Carru nach einer Weile.
    Nicole hob den Kopf und sah ihn an. Sie hatte wie im Traum dagestanden, ihre Gedanken rotierten im Leerlauf. Ansu Tanaar ist tot! hämmerte es immer wieder in ihr, obgleich es ihr schwerfiel, das zu begreifen. Und wo ist ihr Schädel?
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise und starrte wieder das kopflose, goldene Skelett an. Es sah aus, als sei es säuberlich abgenagt worden - oder als läge es schon ein paar hundert Jahre hier! Kahl und blank waren die Knochen, die wie poliert schimmerten.
    »Ich schenke dir das Pferd«, sagte Tane Carru. »Ich
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