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0201 - Der Teufelsschatten

0201 - Der Teufelsschatten

Titel: 0201 - Der Teufelsschatten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihnen geben.
    Wir entfremden uns immer mehr voneinander, dachte Asmodis in wehmütiger Erinnerung. Damals, in der alten Zeit… standen wir nicht Seite an Seite? Und nun wird die Kluft zwischen uns von Jahrhundert zu Jahrhundert größer!
    »Ich habe nicht vor, meinen Entschluß zu ändern«, sagte er. »Wenn die Sonne sinkt und Zamorra noch nicht aus der SdG zurückgekehrt ist, stirbt das Mädchen.«
    Merlin erwiderte nichts. Der Blick aus seinen Augen, die jung waren wie die Ewigkeit, schien Asmodis durchbohren zu wollen. Der Fürst der Finsternis fühlte sich verunsichert.
    »Das war mein letztes Wort in dieser Angelegenheit«, sagte er. »Sie wird also sterben.«
    Merlin erwiderte immer noch nichts. Schweigend sah er zu, wie Asmodis sich entmaterialisierte.
    Zurück in seiner Höllensphäre, in der die Seelen der Verlorenen schrien und das ewige Feuer sie jahrmilliardenlang zerglühte, machte er sich in wilden Verwünschungen Luft, die selbst das glosende Höllenfeuer aufflackern ließen.
    »Merlin!« schrie er wütend. »Merlin, warum hast du dich auf die andere Seite gestellt? Warum? Was alles könnten wir gemeinsam erreichen? Aber du willst nicht! So wird sie doch sterben!«
    Denn er kannte Merlin und Zamorra doch zu gut. Und er wußte, daß Zamorra nicht umkehren würde…
    Das Urteil war gesprochen und blieb unwiderruflich.
    ***
    Draußen auf dem Schrottplatz trafen sie unter freiem Himmel die letzten Vorbereitungen. Jemand hatte einen langen, flachen Tisch aufgebaut, auf dem der schwarze Samt lag, in dem die magischen Zeichen eingestickt waren.
    Sie trugen ihre Kutten und hatten die Kapuzen bis tief ins Gesicht gezogen. Zuweilen, wenn das Licht der Sterne sie traf, funkelten Augenpaare aus den Schatten auf.
    Niemand würde sie hier draußen stören. Niemand kam um diese Stunde zu der abgelegenen Stelle. Sie waren vollkommen sicher.
    Leonard Ring war der einzige, der seine Kapuze zurückgeschlagen hatte. Er war es auch, der die schwarzen Kerzen entzündete, die rechts und links des samtüberzogenen Altartisches standen. Dahinter stand das umgedrehte Kreuz auf einem Sockel, die Verhöhnung des christlichen Symbols und Zeichen des Satans.
    Rings Gesicht zeigte keine Regung, als er den flachen, dunklen Koffer öffnete, in dem der lange Dolch mit der gezackten Klinge lag. Er nahm den Dolch heraus und hielt ihn zum Himmel empor.
    Kalt glitzerte das Licht der Sterne und schuf blitzende Reflexe auf der Klinge, die dem Teufel geweiht war.
    Die Teufelsanbeter nahmen ihre Positionen ein. Ein dumpfes Murmeln erklang. Unzählige Male hatten sie bereits ihre schwarzen Messen durchgeführt, in der Regel in verschlossenen Räumen. Es war Routine. Gleich würde das Opfer herangeführt werden.
    Leonard Ring wandte sich um, die Hand mit dem Dolch wieder gesenkt. Sein Blick traf die Wellblechhütte, in der sich das Opfer befand. Er rief ein magisches Wort. Wie durch den Zauber hervorgerufen, flog die Tür des Schuppens explosionsartig auf.
    Unterdrücktes Stöhnen erklang aus den Reihen der Teufelsanbeter, als sie erkannten, wer die Hütte verließ.
    Wandelnde Skelette, wie sie sie nie zuvor gesehen hatten! Zu viele Gelenke in den Gliedmaßen, die ihnen einen seltsam schaukelnden Gang verliehen. Und die gräßlichen Echsenschädel! Aber das war noch nicht alles.
    Zwischen sich zerrten die Knochenmänner ein nacktes Mädchen, dessen hüftlanges Haar im Sternenlicht golden aufglitzerte. So manchem der Teufelsanbeter wurde jetzt doch mulmig, als sie erkannte, daß dies das Opfer sein sollte. Tieropfer waren für sie normal, aber ein Mensch…
    Aber sie konnten nicht zurück. Leonard Ring, ihr Meister, würde es nicht zulassen, und noch weniger ihr Herr, der Teufel. Und Ring mußte wissen, was er tat.
    Eiskalt trat er zur Seite, verfolgte mit brennenden Blicken, wie die nichtmenschlichen Knochenmänner das sich heftig wehrende Mädchen zum Altar schleiften und hinauf zerrten. Das samtene schwarze Tuch verrutschte, als das Mädchen mit dem goldenen Haar heftig um sich schlug und trat. Aber die Kraft der Skelette war weitaus stärker und unüberwindlich.
    Wieder hob das Murmeln an, als Leonard Ring das Zeichen gab.
    Die furchterregenden Echsenmänner-Skelette hielten das Mädchen unerbittlich fest. Noch immer bäumte es sich heftig auf, versuchte sich gegen das zu wehren, was jetzt geschah. Aber sie kam nicht mehr frei.
    »Teri Rheken«, murmelte Leonard Ring dumpf. »Dein Blut weihe ich Asmodis, dem Fürsten der Finsternis. Es wird
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