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0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf

0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf

Titel: 0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf
Autoren: Jason Dark
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Schreibtisch. Leer sah er wirklich nicht aus. Ich hatte aber keine Zeit, die Akten noch aufzuräumen. Der Kram sollte liegenbleiben, bis Glenda Perkins wieder da war. Sie entspannte sich bei einer Verwandten, denn der letzte Fall hatte sie geschafft.
    Mein Mantel hing am Haken. Ich hatte das Futter in den Burberry geknüpft. Draußen war es wirklich lausig kalt. Als ich den Mantel vom Haken hievte, fragte ich Suko: »Willst du mitfahren?«
    Der Chinese schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, John, aber Shao wartet auf mich. Sie wird sicherlich schon unten in der Halle sein. Außerdem wollen wir noch etwas einkaufen.«
    »Was denn?« Ich war neugierig. Suko verzog das Gesicht.
    »Sie will mir unbedingt zwei Hemden und auch Hosen andrehen.«
    Ich prustete los. Wie viele Männer, so hatte auch Suko keine Lust, in irgendein Geschäft geschleppt zu werden, wo er Kleidung kaufen sollte. Aber Shao war da rigoros. Sie kannte kein Erbarmen, ebenso wie Sheila mit ihrem Bill.
    »Dann kauft mal schön«, kommentierte ich und warf mir meinen Mantel über.
    Gemeinsam fuhren wir nach unten. Ich schaute vom Fahrstuhl aus in die Eingangshalle hinein, sah Shao nicht und trennte mich von dem Chinesen. Ich bat ihn, seine Freundin von mir zu grüßen.
    »Mach ich.« Der Bentley stand im Hof. Er war inzwischen wieder ein Jahr älter geworden, und ich hatte ihn vor einem Tag zur Inspektion gegeben.
    Der zuständige Meister hatte den Kopf gewiegt und gemeint: »Wenn Sie noch länger Freude an Ihrem Fahrzeug haben wollen, dürfen Sie es nicht so stark misshandeln, Sir.«
    Eine Antwort war ich ihm schuldig geblieben. Mir hätte er das nicht zu sagen brauchen, sondern meinen Gegnern. Dämonen nahmen nun mal auf Autos keine Rücksicht. Aber das Innenleben des Fahrzeugs war okay, wie mir der Meister versicherte. Nur von außen glänzte er nicht mehr so wie früher. Einige Roststellen, durch Steinschlag hervorgerufen, waren doch zu sehen. Einem Fahrzeug ergeht es ebenso wie einem Menschen. Wir werden auch nicht jünger.
    Ich ging einmal um den Wagen herum und fand ihn ganz in Ordnung. Er sprang auch sofort an, kaum dass er den Zündschlüssel gerochen hatte. Gemächlich rollte ich mit dem Silbergrauen über den hinteren Parkplatz am Yard Gebäude. Ich schaltete das Radio ein, hörte Nachrichten und erfuhr, dass es wieder einmal nur Schlechtes in der Welt gegeben hatte. Nach den Neuigkeiten brachte der Sender Tanzmusik, vermischt mit Interviews, die mich auch nicht gerade fröhlicher stimmten, denn da war wieder einmal von Streik die Rede. Wie gern hätte ich mir gewünscht, dass die Dämonen mal streikten. Das allerdings würde wohl niemals geschehen.
    Die Straßen glänzten nass. Die Temperaturen lagen unter dem Gefrierpunkt, so dass sich mancher Autofahrer fragte, ob es nun glatt war oder nicht. Die meisten verhielten sich vorsichtig. Als ich an einer Ampel stoppte, sah ich einen Bobby, der durch die Fenster der haltenden Wagen in die Fahrzeuge blickte. Er sah auch mich, stutzte für einen Moment und lächelte dann. Der gute Mann hatte mich erkannt.
    Und er lächelte, obwohl sein Dienst wirklich keine Erholung war. Denn ich hätte nicht gern mit ihm getauscht. Trotzdem hatte er gute Laune. Ich beschloss, seine Laune zu übernehmen, und dachte an den vor mir liegenden Abend. Ihn wollte ich in aller Ruhe genießen, ein wenig auf den Bildschirm starren, etwas Lesen und eigentlich früh ins Bett gehen.
    In meinem Job wusste man nicht, was der nächste Tag noch alles bringen konnte. Da hatte ich schon die tollsten Überraschungen erlebt. Deshalb ist für mich ein gemütlicher Feierabend Gold wert. Ich dachte an das frische Bier, das mir Will Mallmann aus Deutschland geschickt hatte. Die acht Flaschen standen in Styropor verpackt in meiner kleinen Küche. Zwei Flaschen würde ich mindestens trinken, das nahm ich mir fest vor.
    Ich kannte mich in London sehr gut aus. Vor allen Dingen wusste ich über Schleichwege in der eigentlichen City Bescheid. Dieses Wissen nutzte ich aus, umging die großen Ampelstaus und gelangte in meine Wohngegend. Der Wagen hatte, wie auch Sukos Feuerstuhl, seinen Platz in der Tiefgarage. Die Parktaschen befanden sich nebeneinander. Ich sah sie im Licht der eingeschalteten Scheinwerfer, die helle Tunnels in das Dämmerlicht stachen. Ich kurbelte am Volant und lenkte den schweren Wagen auf seinen Standplatz. Licht aus, Gurt lösen, Motor abstellen, alles Bewegungen, die mir in Fleisch und Blut übergegangen waren.
    Ich öffnete
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