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020 - A.S. der Unsichtbare

020 - A.S. der Unsichtbare

Titel: 020 - A.S. der Unsichtbare
Autoren: Edgar Wallace
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vorgelegt. Ich habe Medizin studiert.«
    »Sie sind Arzt?«
    Andy nickte: »Ich führe viele Untersuchungen und Obduktionen aus. Ich bin eigentlich Pathologe.«
    Boyd Salter lächelte: »Dann hätte ich Sie mit Doktor anreden sollen. Sie haben sicher in Edinburgh studiert?«
    Andy bejahte die Frage.
    »Ich habe eine Vorliebe für Ärzte. Meine Nerven quälen mich entsetzlich. Gibt es dagegen nicht ein Heilmittel?«
    »Psychoanalyse. Mit ihrer Hilfe kann man krankhafte Komplexe erkennen und aus dem Denken ausschalten. - Leben Sie wohl.«
    Ein Gespräch über Medizin war das sicherste Mittel, Andy zum Aufbruch zu veranlassen.
    »Auf Wiedersehen, Herr Doktor. Sie sehen noch sehr jung aus für Ihre Stellung - Sie sind doch nicht älter als dreißig oder einunddreißig?«
    »Sie haben es richtig getroffen,« erwiderte Andy lachend und verabschiedete sich.

3
    Stella Nelson verließ das Postamt in Bestürzung und Schrecken. Obgleich sie sich nicht umsah, wußte sie doch, daß ihr der Herr mit den scharfgeschnittenen Gesichtszügen aus der Telefonzelle nachschaute. Was würde dieser Mann denken, für den wahrscheinlich schon das kleinste Zucken eines Augenlides Bedeutung hatte?
    Sie war beinahe schwach geworden, als sie das Wort Detektiv hörte; er hatte auch sicher gesehen, wie sie schwankte und blaß wurde, und er mußte sich über ihr Benehmen gewundert haben.
    Am liebsten wäre sie davongelaufen; und es bedurfte ihrer ganzen Willenskraft, ihre Schritte nicht noch mehr zu beschleunigen. Sie ging rasch den Abhang zum Bahnhof hinunter. Dort erfuhr sie, daß sie noch eine halbe Stunde bis zum Abgang des Zuges zu warten hatte. Sie war so frühzeitig von zu Hause fortgegangen, weil sie noch einige Besorgungen machen wollte. Aber konnte sie zurückkehren? Durfte sie sich seinen forschenden Blicken, die sie so erschreckt hatten, noch einmal aussetzen?
    Schließlich ging sie zurück. Ihr Selbstbewußtsein zwang sie dazu. Und sie atmete erleichtert auf, als sie sah, daß der dunkelblaue Wagen verschwunden war. Sie eilte von einem Geschäft zum anderen, um so schnell wie möglich fertig zu werden. Nach kurzem Zögern wandte sie sich wieder zum Postamt und kaufte noch einige Marken.
    »Welchen Beruf hatte der Herr, von dem wir vorhin sprachen?« Es kostete sie einige Mühe, ruhig zu fragen.
    »Er war Detektiv, mein Fräulein«, sagte der alte Postbeamte wichtig. »Ich weiß nicht, hinter wem er her ist.«
    »Wohin ist er denn gegangen?« Sie fürchtete schon die Antwort.
    »Er wollte nach Beverley Green fahren, wie er mir sagte.«
    Der Postbeamte schien nicht das beste Gedächtnis zu haben, sonst hätte er sich darauf besinnen müssen, daß Andy eine solche Absicht nicht geäußert hatte.
    »Nach Beverley Grenn?« wiederholte sie langsam.
    »Er heißt Macleod!« rief er plötzlich. »Ach ja, jetzt erinnere ich mich!«
    »Wissen Sie, ob er hier wohnt?«
    »Nein, mein Fräulein, er ist nur auf der Durchreise. Banks, der Fleischermeister, wollte es nicht glauben, daß wir einen richtigen Detektiv in der Stadt hatten - einen Beamten von Scotland Yard. Macleod machte die entscheidende Zeugenaussage in dem Marchmont-Giftmordprozeß. Erinnern Sie sich nicht...? Das war eine aufregende Geschichte! Ein Mann vergiftete seine Frau, weil er eine andere heiraten wollte, und durch Macleods Aussage kam er an den Galgen. Für Mordprozesse habe ich ein ausgezeichnetes Gedächtnis.«
    Sie ging jetzt langsam zum Bahnhof und löste ihre Fahrkarte. Ungewißheit, Zweifel und Furcht quälten sie. Der Gedanke, auch nur ein paar Stunden abwesend zu sein, während dieser Mann hier herumspionierte, erschien ihr unerträglich. Der Himmel mochte wissen, welche Absichten er hatte.
    Wieder wandte sie sich der Stadt zu, aber dann hörte sie den Zug pfeifen. Kurz entschlossen ging sie zum Bahnhof zurück. Sie wollte ihren ursprünglichen Plan ausführen. Sie haßte Macleod. Sie haßte und fürchtete ihn zugleich. Sie zitterte bei der Erinnerung an seinen durchdringenden, prüfenden Blick, der so deutlich sagte: Du hast etwas zu fürchten. Sie versuchte im Zug zu lesen, aber ihre Gedanken waren nicht bei der Zeitung, und obwohl ihre Blicke den Zeilen folgten, sah und las sie doch nichts.
    Als sie sich ihrem Ziel näherte, wunderte sie sich, daß ihr jemals der Gedanke gekommen war umzukehren. Sie hatte doch nur noch eine Woche Zeit, um diese schreckliche Sache zu ordnen - nur noch eine Woche, und jeder Tag zählte. Vielleicht hatte sie Erfolg und kehrte am
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