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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Werwölfe – das waren die reißenden Bestien, als die man im Dorf über die Leute aus dem Schloß sprach. Blutrünstige Ungeheuer. Hier aber zeigten sie sich von einer völlig anderen Seite. Von Mordlust war an beiden nichts festzustellen.
    »Was habt ihr mit uns vor?« fragte Nicole.
    Die Frau wechselte einen raschen Blick mit Fedor. »Das wird euch Vater gleich erklären, wenn er kommt«, sagte sie. Ihre Stimme klang seltsam rauh und zu tief, ähnlich der Fedors. Etwas Wölfisches war also in ihr geblieben. Vielleicht lag es an der Nacht.
    Fast wie auf Bestellung wurde jetzt die Tür geöffnet. Ein hochgewachsener Mann in gesetztem Alter trat ein. Er war die beherrschende Figur. Im gleichen Moment verloren Fedor und seine Schwester an Bedeutung.
    »Willkommen in Lykows Schloß, Mademoiselle Duval«, sagte er. »Ich bin Ihr Gastgeber, Pjotr Lykow. Setzen Sie sich.«
    Und diesmal konnte Nicole nicht anders. Etwas in der Stimme Pjotrs zwang sie dazu, zu gehorchen. Sie ließ sich neben Susy Carter nieder.
    »Hübsch«, murmelte Pjotr. »Genau das Richtige, denke ich. Nur gute Gene bringen solch natürliche Schönheit zustande.«
    Sekundenlang herrschte Schweigen.
    Dann hatte Nicole erfaßt, was Pjotr Lykow meinte. Gleichzeitig begriff sie, warum die Werwölfe Susy und sie nicht getötet hatten.
    Das, was geschehen sollte, war schlimmer als der Tod.
    Mit einem lauten Schrei fuhr Nicole auf und versuchte zur Tür zu kommen.
    Doch Fedor Lykow war schneller als sie!
    ***
    Die Klinke sperrte. Das Portal war verschlossen. Zamorra verzog das Gesicht und wechselte einen schnellen Blick mit Fenrir, der zustimmend nickte. Zamorra trat einen Schritt zurück und setzte einen Taekwonde-Tritt an.
    Dünnes Holz und Glas flog splitternd und klirrend nach innen. Einbruchsicherheit mußte bei der letzten Schloßrenovierung an allerletzter Stelle gestanden haben. Hätte man die Originaltür aus mittelalterlichen Zeiten behalten, wäre Zamorras Einbruchversuch auf Schwierigkeiten gestoßen.
    Er griff durch die aufgeschmetterte Lücke nach innen, fand den Riegel und riß ihn zurück. Dann schwang die Tür unter leichtem Druck seiner Hand nach innen auf.
    Er war sicher, daß sein Einbruch bemerkt worden sein mußte. Selbst wenn hier keine Falle auf ihn lauerte, sondern alles ruhig und in Frieden schlief, mußte vom Krach des Türzerstörens auch der letzte Mohikaner aufgewacht sein.
    Aber Zamorra mußte Nicole finden, und zwar schnell. Und er mußte eine Möglichkeit finden, mit der Werwolfbrut aufzuräumen, und das möglichst schnell. Je mehr Zeit verstrich, desto geringer wurden seine Chancen. Irgendwoher wußte er es.
    Das Amulett hatte sich stark erwärmt. Das Böse in den Mauern von Lykows Schloß wartete darauf, zuschlagen zu können.
    Fenrir huschte hinter Zamorra in den Korridor des Schlosses. Der Meister des Übersinnlichen sah sich um. Er hätte doch das Gewehr mit den Silberkugeln mitnehmen sollen. Die Größe des Korridors allein erdrückte ihn schon.
    Wo steckten die Werwölfe?
    Und wo hatte man Nicole untergebracht?
    Im nächsten Moment zuckte er zusammen. Ein gellender Schrei klang auf. Aber das allein war es noch nicht, was ihn erschrecken ließ.
    Er kannte die Stimme trotz der unmenschlich hohen Tonlage. So schrie nur Nicole!
    Im gleichen Augenblick hetzte Fenrir los. Der Graue hatte die Richtung erkannt, aus der der Schrei erklungen war!
    ***
    Fedor Lykow erreichte Nicole noch, bevor sie an der Tür war. Er wirbelte sie herum, schleuderte sie in den Sessel zurück. Nicole stöhnte auf. Breitbeinig blieb Lykow an der Tür stehen. Ein höhnisches Grinsen lag auf seinem Gesicht. »Temperamentvoll ist sie ja. Ich glaube, sie ist besser als die andere!«
    Die andere – das war Susy Carter, die bleich und teilnahmslos in ihrem Sessel hockte.
    »Du hast richtig geraten, Nicole Duval«, sagte Pjotr Lykow langsam und deutlich. Sein harter russischer Akzent schmerzte in Nicoles Ohren. »Wir haben Nachwuchsprobleme. Wir sind zu wenige auf der Welt. Irgendwann wird Inzucht unvermeidbar. Also brauchen wir frisches Blut, und unsere Gene dominieren. Ihr zwei werdet unseren Nachwuchs austragen, die nächste Generation von Werwölfen der Lykow-Sippe.«
    »Nein!« schrie Nicole. Entsetzt starrte sie Pjotr Lykow an, der wie ein Fels vor ihr stand. »Niemals! Eher sterbe ich!«
    »Damit wirst du warten«, herrschte der Sippenchef sie an.
    »Zamorra wird mich herausholen«, keuchte Nicole. »Er wird euch fertig machen, ihr gottlosen
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