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0193 - Der Mitternachts-Vampir

0193 - Der Mitternachts-Vampir

Titel: 0193 - Der Mitternachts-Vampir
Autoren: Jason Dark
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Stufen hoch. Weit geöffnet war die Tür zum Kinderzimmer. Dort befanden sich Silke und Helmut.
    Dirk stürmte in den Raum.
    Silke saß mit dem Kleinen auf der Bettkante. Auch sie hatte nur einen Morgenmantel über ihr Nachthemd geschlungen. Das rote Haar war nicht gekämmt und erinnerte Dirk an wirre Putzwolle, so wie es vom Kopf stand.
    »Vati!«
    Es war ein Aufschrei, der aus dem Mund des Kleinen drang und Dirk wie ein Messer ins Herz schnitt. Bevor sich der Mann versah, war sein Sohn ihm in die Arme geflogen und barg seinen Kopf an Dirks Hüfte.
    »Vati, Vati, er hat sie mitgenommen.«
    Dirk ging in die Knie. »Wer hat wen mitgenommen?«
    »Der Vampir die Mutti.«
    Dirk Leber zuckte zusammen. Er hob ein wenig den Kopf und schaute Silke Mehnert an, die nur die Schultern zucken konnte. Anscheinend hatte Helmut ihr das gleiche erzählt.
    Dirk preßte seinen Sohn an sich. Er spürte die nassen Wangen des Kleinen an der seinen. »Jetzt hör mir mal zu, mein kleiner Liebling. Sind da Einbrecher gekommen? Ich habe den kaputten Spiegel gesehen, und das waren bestimmt Leute, die in unser Haus einbrechen wollten, nicht wahr?«
    »Nein, Vati, es war ein Vampir.«
    Dirk Leber runzelte die Stirn. Tief atmete er ein. Er saugte die Luft durch die Nasenlöcher. Dabei warf er Silke Mehnert einen verzweifelten Blick zu.
    »Mir hat er das gleiche gesagt«, erklärte die rothaarige Frau.
    »Er war groß, Vati, und er hatte einen grauen Mantel an. Sogar mit einem Kragen aus Fell. Das Gesicht war richtig weiß, und zwei lange Zähne hatte er auch. Ehrlich.«
    Der Mann achtete nicht mehr auf die Worte seines Sohnes, sondern nickte der Nachbarin zu. »Ich gehe nach unten und rufe die Polizei an«, sagte er.
    »Ja, tu das.«
    »Wird die Polizei den Vampir jagen?« fragte Helmut.
    Er bekam keine Antwort von seinem Vater, weil Dirk das Zimmer schon verlassen hatte. Obwohl es warm im Haus war, lag auf seiner Stirn der kalte Schweiß. Er lief die Treppe hinab und sah unten im Flur seinen Nachbarn, der die Tür inzwischen geschlossen hatte. Hinter der Milchglasscheibe waren die Umrisse der anderen Neugierigen zu erkennen. Sie standen im Schein der Lampe.
    »Nun, wie ist es?« fragte Manfred seinen Freund.
    Neben dem Telefon blieb Dirk stehen und hob die Schultern. Er hatte dunkelbraunes Haar und ein schmales Gesicht mit einer leicht gebogenen Nase über den etwas zu vollen Lippen.
    »Helmut spricht immer von einem Vampir, der in die Wohnung gekommen sein soll.«
    Manni verzog den Mund. Sogar die Haare seines Schnäuzers sträubten sich. »Von einem Vampir?«
    »Ja.«
    »Der hat wohl zu viele Gruselgeschichten gelesen.«
    »Unsinn, er kann gar nicht lesen.«
    »Entschuldige, ich vergaß. Aber wie kann er nur darauf kommen? Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Dirk und rief die Polizei an. Er wählte 110, bekam sofort Verbindung und meldete in knappen Worten, was geschehen war.
    »Wir kommen sofort«, sagte der Beamte und legte auf.
    Manni holte Zigaretten hervor und bot Dirk eine an. Auch die Hände des Nachbarn zitterten, als er Feuer reichte. Beide Familien waren befreundet und ungefähr auch im gleichen Alter. Nur waren die Mehlerts kinderlos.
    »Tja«, sagte Manni, »da weiß ich auch nicht, was ich machen soll.«
    »Für mich liegt der Fall klar«, meinte Dirk und saugte den Rauch der Zigarette tief in seine Lungen. »Man hat Gabi entführt, das ist es.«
    »Aber der Grund?«
    »Was weiß ich?«
    »Bei euch sind doch keine Reichtümer zu holen, Dirk. Die Entführer müßten blöd sein.«
    »Vielleicht ein Versehen, wer weiß.« Dirk schluckte. »Und wenn, dann ist Gabi eine Zeugin. Sie werden sie nicht mehr lebend laufenlassen.«
    Seine Stimme versandete.
    »Nein, so schlimm wird es schon nicht kommen.«
    »Doch, Manni, ich habe genug darüber gelesen. Die Zeitungen sind ja voll damit.«
    »Übrigens, Zeitungen, da fällt mir etwas ein. Haben die Zeitungen nicht auch von einem Vampir geschrieben, der im Taunus sein Unwesen treiben soll?«
    »Das sind Ammenmärchen.«
    »Wie kommt dein Sohn dann dazu, von einem Vampir zu sprechen? Kannst du mir das erklären?«
    »Er wird es irgendwo aufgeschnappt haben. Bei seinen Freunden oder Schulkollegen. Da sind auch ältere Jungen zwischen. Die machen solche Scherze. Ich erinnere mich, wie Anfang der sechziger Jahre die Dracula-Filme in den Kinos liefen. Mein Gott, da haben wir an der Kasse Schlange gestanden.«
    »Na ja, ich weiß nicht so recht«, erwiderte Manfred Mehlert.
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