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0186 - Das Zauberschwert

0186 - Das Zauberschwert

Titel: 0186 - Das Zauberschwert
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das nasse Laub abtropfen läßt.
    »Vielleicht sollten wir es bei besserem Wetter versuchen…« murmelte sie.
    Zamorra war ebenfalls ausgestiegen. Der Schlüssel blieb im Zündschloß stecken; die Türen des Range Rovers unverriegelt. Hier oben konnte allenfalls ein mutiger Fuchs den Wagen stehlen, aber von Füchsen mit Führerschein hatte Zamorra bislang noch nichts gehört.
    »Darf ich Mademoiselle beim weiteren Aufstieg behilflich sein?« fragte er, produzierte eine altväterliche Verbeugung und hielt Nicole seinen Arm hin. Sie schüttelte energisch das lange Haar, das bis auf die Schultern hinabfloß. Zur Abwechslung war es wieder einmal fast weißblond; Nicoles Perücken-Tick hatte sich immer noch nicht gelegt. »Ich bin kein Baby mehr«, fauchte sie.
    »Ein Super-Baby«, schmunzelte Zamorra. »Komm, laß uns suchen gehen.« Er warf einen Blick zurück auf die damals künstlich entstandene Lichtung, in der ein mörderisches Ding aus einer Dimension des Grauens vernichtet worden war. »Ich möchte bloß wissen, wie die Meeghs damals so genau wissen konnten, wo sich Caermardhin befindet. Der Spider schwebte doch zielgenau nach oben…«
    »Vielleicht haben sie sich nach irgendeiner magischen Ausstrahlung orientiert«, vermutete Nicole, während sie nach oben gingen. Mit wachsender Verärgerung stellte Nicole fest, daß ihre roten Stiefel sich bereits leicht grünbraun zu verfärben begannen, nasser Wald hinterließ seine Spuren. Und wenn ein Ast ihren weißen Anzug berührte, blieb auch das nicht völlig ohne Folgen.
    Zamorra in dunkler Kleidung kam besser davon.
    Zamorra öffnete erneut das Hemd und griff vorsichtig nach seinem Amulett. Sollte er es versuchen? Immerhin war Merlin der Schöpfer dieses rätselhaften Gegenstandes. Es mochte sein, daß das Amulett sich nicht von irgendwelchen Untsichtbarkeits-Sphären täuschen ließ.
    »Denk daran, was der Wirt murmelte«, erinnerte ihn Nicole, die seine Bewegungen verfolgt hatte und seine Gedanken erriet. »Die Leute, die es mit weißer Magie und Amuletten versucht haben…«
    Der Enddreißiger sog hörbar die Luft ein. »So ganz kann ich es nicht glauben. Merlin ist selbst ein weißer Magier. Ich traue es ihm einfach nicht zu, daß er Suchenden wissentlich Schaden zufügt. Ich nehme eher an, daß die Betreffenden vielleicht doch irgendwelche dunklen Formeln benutzt haben. Meist ist ja die Magie des Teufels auf den ersten Blick einfacher und wirkungsvoller. Der Pferdefuß kommt erst hinterher. Die weiße Magie benötigt andere, aufwendigere Vorbereitungen, da sie ihre Kraft aus schwerer erreichbaren Quellen schöpft.«
    Nicole schluckte.
    »Dennoch wäre es mir lieber, wenn du es vorerst lassen würdest«, sagte sie.
    »Gut, stiefeln wir also erst mal weiter so durch den Sumpf.«
    Sie kämpften sich weiter empor. Hier oben gab es längst keinen Weg mehr. Wer zum Gipfel des Berges wollte - und das waren nur sehr, sehr seiten sehr, sehr wenige Menschen -, mußte sich durch die Wildnis kämpfen. Hier oben war der Wald noch in seiner ursprünglichen Form vorhanden. Hier hatte nie die Axt eines Holzfällers gewirkt, hier hatte nie das stirnrunzelnde Auge eines Verwaltungsbeamten hingeblickt. Hier war die Natur noch Natur.
    Ein paar Tiere wichen den beiden Menschen aus. Nicole bekam glänzende Augen beim Anblick dieser Wesen, die es sonst nur auf Fotos oder im Zoo hinter Gittern zu bewundern gab. Auch Zamorra blieb des öfteren stehen, um den Hauch der Schöpfung in sich aufzunehmen, der hier noch wirkte.
    Und irgendwann erreichten sie den Gipfel des Berges.
    Hier oben mußte sich Merlins Burg befinden.
    Aber sie befand sich nicht hier.
    Sie verbarg sich auch vor Zamorra!
    Es gab nicht einmal eine freie Fläche. Auch hier oben war alles bewachsen oder so zerklüftet, daß niemals ein Bauwerk hier hätte stehen können. Und doch mußte es so sein. Zamorra hatte Caermardhin damals mit eigenen Augen hier oben gesehen, und er war mit Nicole im Innern der Burg gewesen.
    Aber hier oben konnte nach menschlichem Ermessen niemals eine Burg gestanden haben.
    Außer, sie verbarg sich in einer anderen Dimension…
    Zu diesem Zeitpunkt entschloß sich der Meister des Übersinnlichen, doch die Hilfe seines Amuletts in Anspruch zu nehmen.
    ***
    Habe ich damit vielleicht einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begangen? fragte er sich jetzt. Schwärze war um ihn, Lichtlosigkeit dunkler als die finsterste Nacht, und durch diese Schwärze stürzte er in endlose Tiefen. Alles in ihm
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