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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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wahrnehmen, und die Menhire glühten nicht mehr. Dort unten aber gab es einen Menschen, der vielleicht Hilfe brauchte.
    Gryf vollzog den zeitlosen Sprung und stand im nächsten Moment vor einer kleinen Hütte. Sein Kopf flog nach rechts und links, als er nach Gefahren suchte. Aber da war nichts. Nur der Körper eines Menschen, der reglos auf dem harten Boden lag.
    Gryf sah fast wie mit Katzenaugen. Deutlich erkannte er den jungen Mann und machte ein paar Schritte auf ihn zu. Dabei stellte er fest, daß dieser das Bewußtsein verloren haben mußte.
    »Teufel auch«, murmelte Gryf und packte zu. Er zog den jungen Mann auf die Hütte zu, in der er keine Gefahr wahrnahm. Durch die offenstehende Tür zerrte er ihn hinein. Drinnen knisterte Kaminfeuer.
    Gryf erlaubte sich noch eine Kraftanstrengung und zerrte den jungen Mann in einen Stuhl. Dann setzte er sich ihm gegenüber und wartete ab. Durch das Fenster konnte er die dunklen Gebilde der Menhire sehen, die sich kaum vom Hintergrund abhoben.
    Der Zentrumsstein schwieg sich aus.
    ***
    »Arrnax!« schrie der Gnom schrill und tanzte auf einem Bein hin und her. »Garaun warr etull! Urr!«
    »Halts Maul«, murmelte der alte Druide. Die Schwingungen der Kristalle hatten sich wieder auf erträgliches Maß verringert. Plötzlich kippte eine Lichtfrequenz um. Schlagartig wurde der Baum in kaum noch wahrnehmbares Rotlicht getaucht. Die Bilder an der Wand erloschen jäh.
    Creag Mhoir wandte sich langsam um. Sein schmales Gesicht mit der scharf hervorspringenden Nase sah in dieser Beleuchtung wie ein dunkelroter Totenschädel aus. Die Augen lagen tief in den Höhlen.
    »Urr!« wiederholte der tanzende Gnom.
    Creag Mhoir scheuchte ihn mit einer Handbewegung zur Seite. Er konzentrierte sich auf das, was er seit Jahrtausenden behütete. Es erfüllte kurzfristig seinen Geist und erneuerte die Kraft, die er verbraucht hatte, um den Transmitter-Effekt wirksam werden zu lassen. Und der hatte einwandfrei funktioniert!
    Der Stein der Druiden, wohlverwahrt auf samtenem Tuch in gläsernem Schrein, gab ihm die Kraft und verriet ihm gleichzeitig, was er sonst noch tun konnte, wozu ihn die Macht des Steins befähigte.
    »Später«, murmelte Creag Mhoir. »Später kümmern wir uns wieder um den Stern. Später, mein Liebling.« Er kicherte verzerrt. »Ich vergesse ihn schon nicht.«
    Er ging wieder auf die Wand zu, die sich vor ihm zu einem Durchgang öffnete. Diesmal jagte der Gnom vor ihm hindurch und empfing ihn mit einem keckernden Gelächter.
    »Voran, spute Er sich!« schrie der alte Druide. Er eilte durch einen langen Korridor, der hell erleuchtet war, obgleich er keine erkennbaren Beleuchtungskörper aufwies. Das Licht war überall zugleich; weder der Druide noch der Gnom warfen Schatten.
    Creag Mhoirs Gesicht hatte sich zu einem diabolischen, erwartungsvollen Grinsen verzogen. Er wollte sein Opfer in Augenschein nehmen, das er mit dem Transmitter zu sich in den unterirdischen Palast geholt hatte!
    Seine Schritte hallten durch den Korridor.
    ***
    Gryf bewegte sich nicht, als Pyter Pitlochry erwachte. Der Neunzehnjährige hob langsam den Kopf und öffnete die Augen. Er sah sich verwirrt um, dann sprang er jäh auf, so daß der Stuhl polternd umfiel. »Wer sind Sie?« schrie er Gryf an.
    Der Druide hob bedächtig die linke Hand und zeigte dem jungen Mann die leere Handfläche. »Nur ruhig«, sagte er. »Mein Name ist Gryf. Und wer sind Sie?«
    Pyter stellte sich vor. Mit einem Satz war er am Fenster. Er sah hinaus. Gryf verfolgte aufmerksam seine Reaktionen. Pyter stieß hörbar die Luft aus.
    »Die Stones«, sagte er. »Sie sind wieder normal. Haben Sie damit zu tun, Mister?«
    Der Silbermond-Druide schüttelte langsam den Kopf. Sein blondes, wirres Haar schien im flackernden Schein der Petroleumlampe und des Kaminfeuers von einer goldenen Aureole umgeben zu sein. Die Augen leuchteten grün. Irritiert fixierte Pitlochry sie.
    »Ich sah die Steine leuchten und hörte jemanden schreien«, sagte Gryf langsam, leise und deutlich. »Ich näherte mich und fand Sie bewußtlos. Die Steine leuchteten nicht mehr.«
    »Susan«, murmelte Pyter. Er eilte zur Tür und stieß sie auf. »Wo wollen Sie hin?« fragte Gryf sanft. In der Tür fuhr der junge Inselschotte herum. »Ich muß wissen, was mit Susan geschehen ist!« stieß er hervor.
    Dann stürmte er hinaus. Gryf erhob sich von seinem Stuhl und folgte ihm langsam. Draußen war Pyter stehengeblieben und sah immer wieder zu den Stones und dann zu
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