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0179 - Spuk im Leichenschloß

0179 - Spuk im Leichenschloß

Titel: 0179 - Spuk im Leichenschloß
Autoren: Jason Dark
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Mit der Gewalt eines Ungeheuers kam der Dschinn über unseren Wagen. Der Bentley wurde geschüttelt, als hätte ihn eine Sturmbö gepackt.
    Plötzlich befand sich ein wirbelnder, furioser Kreisel im Innern des Wagens, schleuderte umher, riß und zerrte an uns, und ich sah, wie Suko von unsichtbaren Händen gepackt wurde und aus dem Wagen flog. Er wirbelte durch die Luft. Ein Mensch, der mich in diesen Augenblicken an ein Laubblatt erinnerte, das von ungemein starken Kräften bewegt wurde.
    Auch mich packte die Gewalt.
    Sie zerrte an mir, wollte mich aus dem Gurt reißen. Ich kämpfte dagegen an, klammerte mich am Lenkrad fest und hatte das Gefühl, als würde der Sturm unter meinen Sitz fahren und ihn in die Höhe heben. Noch saß ich fest.
    Dann hörte ich den Schrei.
    Kelim hatte ihn ausgestoßen.
    »Neiinnnn!« brüllte er wieder. »Neiinn…« Der Rest ging in einem Gurgeln unter. Etwas heulte und wimmerte, umtoste mich, schrie, jammerte und besaß die Kraft eines Taifuns. Auch der Bentley erlebte eine wahre Hölle. Er wurde geschüttelt hin- und herbewegt, bockte, ächzte, wurde hochgedrückt, fiel wieder auf die Räder, und etwas traf mich mit ungemein starker Wucht in den Nacken.
    Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich kippte nach vorn und wäre mit der Stirn gegen den Lenkradring geprallt, doch der Gurt hielt mich auf.
    Dabei wurde ich nicht zurückgeschleudert, sondern abermals traf ein Schlag mein Genick, und dann drückte sich etwas hinter mir vorbei. Das Röcheln raubte mir fast den Verstand, die jämmerlichen Schreie, das Winseln.
    Ich sah rechts an der Tür den Schatten und auch, daß er menschliche Umrisse besaß.
    Das war Kelim. Die ungeheure Wucht schleuderte ihn aus dem Wagen. Sie riß ihn durch die Tür, und ich sah mit Schrecken, daß sein Körper blutig war.
    Dann wurde er hochgerissen. Der grüne Dschinn ließ an ihm seine Wut aus. Er schleuderte ihn herum, wie eine Puppe. Längst hatte Kelim keine Stimme mehr, der Dschinn rächte sich furchtbar an seinem Versager.
    Kelim war nicht gerade mein Freund, er war sogar ein Feind.
    Trotzdem konnte ich ihn nicht in den Klauen des Dschinn lassen.
    Das ging einfach nicht, denn der Türke war ein Mensch. Ich mußte ihm helfen. Zudem war er noch gefesselt. Für die stählerne Acht an seinen Händen war ich verantwortlich.
    Es gelang mir, auf das Schloß des Gurts zu schlagen. Endlich war ich frei.
    Der mörderische Sturm hatte etwas nachgelassen, weil sich der Dschinn mit seinem Opfer zurückgezogen hatte. Allerdings zerrte er nach wie vor an mir, und als ich aus dem Wagen klettern wollte, hatte ich das Gefühl, vor eine unsichtbare Wand zu laufen.
    Ich wurde zurückgestoßen und prallte mit den Schultern gegen das Wagendach.
    Aber ich gab nicht auf. So klein wie möglich machte ich mich, duckte mich zusammen, bot dem verfluchten Wind wenig Widerstand und versuchte, mich näher an den Dschinn heranzukämpfen. Dabei hob ich den Kopf und sah abermals sein schreckliches Gesicht am Himmel.
    Eine widerliche Fratze. Grünschillernd, dabei riesengroß und dicht davor eine Gestalt.
    Kelim!
    Aus der Entfernung gesehen wirkte er klein wie eine Puppe.
    Kaum zu erkennen, wie er mit Armen und Beinen um sich schlug.
    Für mich unerreichbar.
    Mühsam brachte ich die Beretta aus der Halfter. Und auch das Kreuz.
    Mit beiden Dingen konnte ich nichts anfangen. Wenn ich Sukos Stab gehabt hätte, vielleicht, aber der Chinese lag viel zu weit entfernt. Unerreichbar für mich in diesen Augenblicken.
    Myxins Worte fielen mir ein, die er mir noch am gestrigen Tage gesagt hatte.
    Er war der Meinung, daß mein Kreuz auch auf Dämonen fremder Mythologien reagierte, allerdings mußte ich es erst aktivieren, und diesen Schlüssel hatte ich noch nicht gefunden, so sehr ich auch in der letzten Nacht darüber nachgedacht hatte.
    Kelim behielt ich im Auge – und bekam sein Ende mit.
    Der Dschinn riß plötzlich seinen gewaltigen Rachen noch weiter auf. Im nächsten Moment war Kelim verschwunden.
    Der grüne Dschinn hatte ihn verschluckt!
    Für einen Moment war ich starr vor Grauen. Dann packte mich eine Bö, die mich erst gegen den Wagen warf, abermals erfaßte und herumschleuderte.
    Ausgerechnet auf einen Baum zu.
    Wie bei den Gedanken-Killern dachte ich noch. [2] Im nächsten Augenblick erfolgte der Zusammenprall.
    Ich sah Sterne, Sonnen, ein halbes Weltall, bis etwas in meinen Nacken donnerte, so daß auch bei mir der Faden riß…
    ***
    Den Morgen hatten sie schlichtweg vergammelt.
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