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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens
Autoren: Edgar Wallace
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ging, drückte sie auf den Klingelknopf, und bald erschien eine ältere Frau, die Jean Kammerzofendienste leistete.
    »Suchen Sie mir bitte den kleinen Smaragdring, die Perlenkette und die Brillantnadel heraus und packen Sie alles mit Watte in eine kleine Schachtel.«
    »Ja, Madame«, sagte die Frau und ging hinaus.
    »Was willst du denn machen, Jean?« fragte ihr Vater.
    »Ich will die Schmucksachen an Mrs. Meredith schicken«, erwiderte das junge Mädchen kühl. »Geschenke, die ich von ihrem Gatten erhalten hatte. Nach dem tragischen Ende meines Traumes fühle ich, daß ich den Anblick dieser Schmuckstücke nicht länger ertragen kann.«
    »Aber du hast doch die Sachen gar nicht von ihm. Meredith schenkte dir doch nur die Kette. Warum gutes Geld wegwerfen?«
    »Ich weiß ganz genau, daß die Schmucksachen nicht von ihm stammen, und habe gar nicht die Absicht, gutes Geld wegzuwerfen«, sagte sie geduldig. »Erstens wird Mrs. Meredith alles wieder zurücksenden, und dann werde ich Gelegenheit haben, ein paar - freundliche Worte über Jack Glover zu äußern ... und darauf warte ich nur. «
    Bald darauf ging sie in ihren hübschen, kleinen Salon im ersten Stock und schrieb einen Brief.
    Liebe Mrs. Meredith!
    Ich sende Ihnen die wenigen Kleinigkeiten, die ich in glücklicheren Tagen von James erhalten habe. Es ist alles, was ich von ihm habe, und Sie als Frau werden verstehen, wieviel die Schmuckstücke für mich bedeuten, wenn auch ihr Besitz viele schmerzliche Erinnerungen in mir wachrief. Ich wünschte, ich könnte mich von den Erinnerungen ebenso schnell frei machen wie von den Andenken, die ich Ihnen übersende (ich habe die Empfindung, daß sie nicht mehr mein, sondern Ihr Eigentum sind), aber ich wünschte noch mehr, daß ich die Veranlassung, die Mr. Glover zu meinem bitteren Feind gemacht hat, ungeschehen machen könnte.
    Wenn ich daran zurückdenke, sehe ich ein, daß auch ich schuld hatte, aber ich bin überzeugt, Sie werden mir Ihr Mitgefühl nicht versagen, wenn Ihnen die Wahrheit bekannt ist. Ich war ein junges Ding, sehr unerfahren -namentlich in dem Verkehr mit Herren - und habe den Aufmerksamkeiten, die mir Mr. Glover erwies, vielleicht zuviel Bedeutung beigelegt und sie zu scharf zurückgewiesen. Damals hielt ich es noch für unverzeihlich, wenn ein junger Mann, der sich als James' besten Freund ausgab, dessen Braut mit Liebesanträgen verfolgte. Heute weiß ich, daß so etwas sehr häufig vorkommt und daß unsere modernen jungen Mädchen nichts dabei finden. Aber ein Mann wird schwerlich einer Frau vergeben, die ihm seine närrische Torheit vorgehalten hat - das ist der eine unverzeihliche Fehler, den sich ein junges Mädchen nie zuschulden kommen lassen darf. Aus diesem Grund kränkte mich Mr. Glovers Feindschaft nicht so sehr, wie Sie vielleicht annehmen könnten.
    Glauben Sie mir, bitte, daß ich in diesen schweren Tagen mit Ihnen fühle. Ich möchte Ihnen noch einmal sagen, daß ich von ganzem Herzen eine glückliche Zukunft für Sie erhoffe.
    Ihre Jean Briggerland
    Sie steckte den Brief in einen Umschlag, schrieb die Adresse und nahm sich dann ein Buch aus einem reichlich gefüllten Bücherregal.
    Als ihr Vater eine Stunde später hereinkam, saß sie vor dem Kaminfeuer und las eifrig. Er blickte über ihre Schulter und brummte unwillig, als er den Titel des Buches zu Gesicht bekam.
    »Ich begreife nicht, wie du dich mit solchen Büchern abgeben kannst.«
    Es war der zweite Band des bekannten Werkes ›Berühmte Verbrechen‹ Jean blickte lächelnd auf.
    »Das begreifst du nicht? Und die Erklärung liegt doch auf der Hand. Es ist eines der - lehrreichsten Werke meiner Sammlung.«
    »Lebensläufe ganz gemeiner Verbrecher«, knurrte er. »Ihre ekelhaften letzten Worte, wie sie hingerichtet wurden - puh!«
    Sie blickte lächelnd auf das Buch in ihrem Schoß. Der weiße Rand der Seiten war mit Anmerkungen in ihrer Handschrift bedeckt.
    »Ganz hervorragende Denkaufgaben«, sagte sie. »Jeden einzelnen Fall habe ich durchstudiert und danebengeschrieben, wie der Verbrecher Entdeckung oder Verhaftung hätte vermeiden können. Aber die Leute waren ja alle so phantasielos und so erschreckend dumm. Die Polizei jener Zeit brauchte sich wirklich nichts darauf einzubilden, so dumme Verbrecher gefaßt zu haben. Und mit unseren modernen Verbrechern ist es genau dasselbe. . .«
    Von einem anderen Regal nahm sie zwei starke Bände herunter, die Zeitungsausschnitte enthielten.
    »Gott, wie dumm - jeder von
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