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0167 - Horror-Hochzeit

0167 - Horror-Hochzeit

Titel: 0167 - Horror-Hochzeit
Autoren: Andreas Brandhorst
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ihm gelungen wäre, diese Energie in sich aufzunehmen, wäre jede Angst und Besorgnis aus ihm verschwunden.
    Nun gut, dachte der Schatten des Dämonen. Ich werde meine Aufgabe erfüllen.
    Er tastete wieder hinein in das quirlende Leben, dem er solange machtlos gegenüberstand, wie es ihn ignorierte. Ein Bild entstand vor seinen glimmenden Augen.
    Du wirst der erste sein!
    Er konnte den Mann nicht direkt angreifen, das war unmöglich. Aber er spürte den Willen zum Leben, der machtvoll in diesem Mann schlummerte. Es war ein Magier, ein Weißer Magier, und eine Konfrontation mit ihm war gefährlich. Aber er war auch jung und noch unerfahren.
    Mahat ging daran, den Gedankenfluß des Mannes zu verwirren, ihn abzulenken, ohne daß er etwas davon bemerkte.
    Es gelang!
    Und es war sogar einfacher, als er es sich vorgestellt hatte. Plötzlich lachte Mahat. Die Angst war aus ihm verschwunden. Er manipulierte den Mann weiter, vorsichtig, und er wußte, daß er Erfolg haben würde.
    ***
    Richard Belkholm summte einen populären Schlager und warf einen Blick auf die Uhr. Bis zum Beginn der Magung blieben noch einige Stunden. Er freute sich auf ein Wiedersehen mit dem Parapsychologen, der sich Zamorra nannte und den er während eines Kongresses in Deutschland kennengelernt hatte. Sie hatten sich viel zu erzählen.
    Belkholm schritt in das Schlafzimmer seines Apartments, noch immer fröhlich vor sich hinsummend. Sein Blick fiel in den Spiegel des Wandschrankes, und er sah ein scharfgeschnittenes, jugendliches Gesicht, dessen blaue Augen ihn zuversichtlich ansahen. Auch für ihn war es das erste Mal, daß er an einer Magung teilnahm, einer Versammlung von Magiern, wo Meinungen ausgetauscht und neue magische Techniken deutlich gemacht wurden. Es würde sicherlich interessant werden.
    Richard Belkholm trat auf den einem Fell nachempfundenen Läufer vor dem Bett. Er zögerte und runzelte die Stirn. War da nicht etwas gewesen, ein seltsamer Hauch, eine flüsternde Stimme?
    »Ist da jemand?« Alles blieb still.
    »Ich hab’ doch noch gar nichts getrunken«, wunderte sich der junge Deutsche - und in diesem Augenblick geschah es.
    Der Vorleger unter seinen Füßen bewegte sich einige Zentimeter zur Seite. Richard verlor das Gleichgewicht, hatte nicht einmal mehr Zeit, einen erschrockenen Laut von sich zu geben. Es war, als zöge ihm jemand den Boden unter den Füßen weg. Ein jäher Schmerz fuhr durch seinen Rücken, als er auf die hölzerne Bettkante prallte.
    Belkholm stöhnte, wollte sich erheben, und…
    Schmerz, der kaum zu ertragen war. Er war wie flüssiges Feuer, das durch seine Adern rann, sein Hirn erreichte und sein Denken verbrannte.
    Eine Ewigkeit verging, bevor er begriff, was mit ihm geschehen war. Er war gestürzt, und der unglückliche Aufprall auf die harte Bettkante hatte seine Wirbelsäule verletzt. Seine Wirbelsäule!
    »O Gott«, kam es von seinen Lippen. Er konnte sich nicht mehr bewegen, und das bedeutete, daß sein Rückgrat wirklich schwer verletzt war. Er würde sterben!
    Belkholm brauchte einige schreckliche lange Sekunden, um dies zu begreifen. Er würde sterben, ohne daß ihm jemand helfen konnte. Durch einen unglücklichen Zufall. Mit sechsundzwanzig Jahren, in einem Alter, wo er sein ganzes Leben noch vor sich gehabt, hatte. All die Freuden und Erlebnisse, die sich seine Phantasie ausgemalt hatte. Vorbei.
    Seine Beine. Er spürte seine Beine nicht mehr! Es war, als hätte es sie nie gegeben!
    Der Tod…
    Aber er wollte nicht sterben. Alles in ihm begehrte dagegen auf. Es galt, noch so viel zu sehen. Er war noch so jung Du bist ein Magier, flüsterte es in ihm. Benutze deine Kraft. Es gibt nur noch eins, was dir helfen kann.
    O Gott, nein, gellte es in Belkholm, das darf nicht sein. Nicht das. Nicht das!
    Aber überleg doch einmal. Das Leben ist so schön.
    Ich könnte hundert Jahre leben, dachte Belkholm. Nein, tausend und noch mehr. Ich kenne die Formel.
    Verdammt, wie komme ich auf diese Gedanken! dachte er entsetzt. Es ist alles, wogegen ich gekämpft habe. Ich darf es nicht, ich darf es nicht.
    Aber seine Lippen bewegten sich plötzlich, ohne daß er etwas dagegen unternehmen konnte. Kein Laut drang an seine Ohren, und dennoch wußte er plötzlich, daß er die alte Sprache benutzte, jene Laute, die das Böse riefen, anstatt es zu bekämpfen.
    Nein! Nein!
    Und doch fuhr er fort. Er konnte nicht einen einzigen Muskel rühren, aber er sah, daß dicht vor ihm etwas zu materialisieren begann, daß sich
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