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0160 - Zuletzt wimmern sie alle

0160 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0160 - Zuletzt wimmern sie alle
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (1 of 2)
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Phil noch schnell die mittlere Schublade seines Schreibtisches auf.
    »Man kann nie wissen«, murmelte er und brachte einen Kasten Munition zum Vorschein, den er in zwei Hälften aufteilte. Wir schoben uns die Patronen lose in die Hosentaschen…
    ***
    Als wir in der Kneipe ankamen, herrschte ziemlich starker Betrieb dort. Es war kurz vor sieben, und die Arbeiter der Gegend tranken noch einen Schluck, bevor sie sich zum Abendessen nach Hause begaben.
    Natürlich sahen wir uns rasch, aber gründlich um. Es hätte ja sein können, daß Ollegan irgendwo saß oder stand und sich etwas in den Magen stopfte. Aber soviel Glück hatten wir nicht, und wir hatten auch nicht damit gerechnet.
    Im Lokal liefen vier Serviermädchen umher. Ich trat an die Theke und gab dem Wirt einen Wink. Als er herangekommen war, zeigte ich ihm unauffällig meinen FBI-Ausweis.
    »Keine Angst«, murmelte ich dabei. »Es liegt nichts gegen Sie und auch nichts gegen Ihr Personal vor. Wir brauchen nur ein paar Informationen von Nelly. Machen Sie das Mädchen für ein paar Minuten frei. Haben Sie ein Hinterzimmer, wo wir uns ungestört mit dem Mädchen unterhalten können?«
    Er war wirklich nicht davon erbaut, daß er eine Serviererin bei dem Hochbetrieb aus dem Dienst ziehen sollte, aber er wies uns doch ein Hinterzimmer an und schickte Nelly herein.
    Sie mochte gut zwanzig Jahre alt sein, hatte gebleichtes Haar und sah ganz nett aus, wenn sie auch ein bißchen zu auffällig zurechtgemacht war. Als sie im Hinterzimmer erschien, hatte sie ihre selbstbewußte Miene aufgesetzt…
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Miß Nelly«, sagte Phil in seiner sanften Art.
    Das Mädchen blieb stehen und erklärte ziemlich schnippisch, daß sie nicht viel Zeit hätte. Wir hatten uns zwar nicht vorher die Rollen eingeteilt, aber wenn Phil auf der freundlichen Tour reiste, mußte ich die robuste übernehmen. Also knurrte ich: »Wieviel Zeit Sie haben, bestimmen wir. Darüber wollen wir uns erst einmal klarwerden, bevor wir noch ein Wort miteinander wechseln. Wenn’s Ihnen nicht paßt, können wir Sie mit zum FBI nehmen. Vielleicht wissen Sie, daß bei Fällen von Fluchtverdacht ein G-man zu einer vorläufigen Festnahme schreiten kann, zu der er dann keinen Haftbefehl braucht. Wenn wir wollen, können wir Sie also für vierundzwanzig Stunden mitnehmen. Und dann haben Sie Zeit für uns, nicht?«
    Dieser kleine Lehrgang in Gesetzeskunde brachte ihr Selbstbewußtsein erheblich ins Wanken. Sie bat leise, Platz nehmen zu dürfen. Phil blieb bei seiner freundlichen Miene und rückte ihr sogar den Stuhl zurecht.
    »Hören Sie mal!« fuhr ich fort, blieb aber brummig. »Sie haben ein Verhältnis mit einem steckbrieflich gesuchten Verbrecher unterhalten!«
    Das Mädchen fuhr auf. Ich schob ihr den Steckbrief der beiden jungen Burschen hin, die Ollegan erschossen hatte.
    »Oder wollen Sie mir einreden, daß Sie die beiden da auf dem Steckbrief nicht kennen?« fragte ich höhnisch.
    Im Grunde tat sie mir leid. Es war vermutlich ein ganz nettes Mädchen, aber gerade die Leute, die im Grunde ehrlich sind, haben manchmal sehr eigenartige Vorstellungen von ihren staatsbürgerlichen Pflichten. Ich habe es schon mehr als einmal erlebt, daß ehrliche Leute den Aufenthaltsort eines Verbrechers kannten und ihn nur deshalb nicht der Polizei meldeten, weil sie keine »Spitzel« sein wollten. In solchen Fällen muß man dann gelegentlich ein bißchen den bitterbösen Mann spielen wie in unserem Fall.
    Nelly sagte gar nichts. Sie starrte nur aus weit aufgerissenen Augen auf das eine Bild auf dem Steckbrief.
    Ich legte den Bierdeckel dazu.
    »Weiteres Beweismaterial gefällig?« trumpfte ich auf.
    Nelly beachtete den Bierdeckel gar nicht. Sie biß sich auf die Unterlippe. Ich sah, wie sich ihre Augen langsam mit Tränen füllten.
    »Davon - davon habe ich nichts gewußt«, sagte sie mit einer Stimme, die sie nicht mehr ganz in der Gewalt hatte.
    Man brauchte sie nur anzusehen, um ihr das zu glauben. Ich gab meinen brummigen Ton auf, beugte mich vor und sagte versöhnlich: »Gut, wir glauben Ihnen das. Wir haben auch nicht die Absicht, Sie mitzunehmen. Ich werde sogar dem Wirt, damit Sie keine Scherereien haben, beim Abschied erzählen, daß wir Ihre Aussage über einen Verkehrsunfall gebraucht hätten. Erfinden Sie ihm gegenüber irgendeinen Unfall, den Sie zufällig gesehen haben, verstehen Sie?«
    Nelly nickte.. Sie nahm ihr Taschentuch und wischte, sich schnell einmal über die Augen.
    »Aber
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