Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
016 - Frascati mal zwei

016 - Frascati mal zwei

Titel: 016 - Frascati mal zwei
Autoren: STAR GATE - das Original
Vom Netzwerk:
Ausbruch hatten sie von ihrem Gefangenen, der sich in den vergangenen Tagen stets ruhig und besonnen verhalten hatte, nicht erwartet.
    Dann aber kam Leben in sie.
    Während der eine ein halbes Pfund mit Fleischsoße versehener Spaghetti aus seinem Gesicht wischte, krümmte der andere seinen Zeigefinger.
    Mit einem erstickten Laut brach Lino Frascati bewusstlos zusammen.
     
    *
     
    Kurz zuvor und nicht weit entfernt:
     
    »Essen auf Rädern! Essen auf Rädern!«
    Zusätzlich zu seinem in gebrochenem Italienisch getätigten Ausruf schwang Jackson ›Jackie‹ Chan eine Glocke, damit auch wirklich alle auf ihn aufmerksam wurden. Als er an seinem zweiten Arbeitstag mitbekommen hatte, dass die Kantine einen ›Büroservice‹ für diejenigen Mitarbeiter anbot, die keine Zeit oder keine Lust hatten, zum Essen zu gehen, hatte er Hop Sing so lange bestürmt, ihm diese Aufgabe zu übertragen, bis der Chefkoch schließlich nachgegeben hatte – zumindest für einige Tage zur Probe. Die wichtigsten italienischen Phrasen hatte sich der Überlebensspezialist in englischer Lautschrift auf ein Stück Papier geschrieben, das er alsbald auswendig konnte. Die Zeit hatte ausgereicht, wenigstens die Zahlwörter für die gängigsten Preise der Speisen zu lernen und was Chan darüber hinaus an Sprachkenntnis fehlte, machte er durch Gestik wieder wett.
    Die Begegnung mit dem chinesischen Chefkoch, so ungewöhnlich ihr erstes Zusammentreffen auch gewesen war, hatte sich als äußerst glücklicher Zufall erwiesen. Als er dann noch den ›Essen auf Rädern‹-Service hatte übertragen bekommen und damit die Möglichkeit, die Korridore des Hauptquartiers in offizieller Eigenschaft zu durchstreifen, begann Jackson Chan allmählich daran zu glauben, dass seine schon viel zu lang anhaltende Pechsträhne beendet sei.
    »Essen auf Rädern!«, rief er erneut und schwang die Glocke, deren schriller, durchdringender Ton auch dem schwerhörigsten ›Mafioso‹ kundtat, was die Stunde geschlagen hatte.
    Aus einer offen stehenden Bürotür, die er gerade passiert hatte, ertönte ein Pfiff. Chan stellte die Räder seines Elektrokarrens quer und machte so an Ort und Stelle eine Kehrtwendung. Zwei bereits leicht angegraute Mitarbeiter kauften ihm Rigatoni alla Rabiata und Gnocchi Pinaci ab und gaben ein mäßiges Trinkgeld. Im Hinausgehen wandte er sich noch einmal um, verbeugte sich grinsend und rief lautstark: »Mille grazie! Ich immer sagen: Timeo danaos et dona ferentes! «
    Kopfschüttelnd wie alle seine Kunden starrten ihm die beiden hinterher. Zwei Tage ›Essen auf Rädern« hatten genügt, ihm den Spitznamen ›Timeo Danaos‹ einzubringen, da er diesen Satz, dessen ursprüngliche Bedeutung den meisten unbekannt war und dessen wahren Hintergrund niemand erahnen konnte, nach jedem geschäftlichen Abschluss laut hinauszuposaunen pflegte.
    Als er mit seinem Karren das Büro wieder verlassen hatte, zögerte er. Sein eigentliches ›Revier‹ bildete nur der so genannte ›Blaue Bereich‹ der Konzernzentrale, erkennbar an den blauen Beschriftungen sowie den diesen begrenzenden blauen Linien im Boden. Diese Grenze hatte er nun erreicht. Bislang hatte er sie niemals überschritten, doch da er Frascati immer noch nicht gefunden hatte, hielt er es für hoch an der Zeit, seinen Aktionsradius zu erweitern. Kurz entschlossen lenkte er den Elektrokarren also nach rechts und fand sich nach wenigen Metern im ›Gelben Bereich‹ wieder. Von der Farbe der Markierungen abgesehen unterschieden sich hier die Korridore und Büros in nichts von seinem Zuständigkeitsbereich.
    »Essen auf Rädern!«, rief er fröhlich und schwang seine Glocke.
    Innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten verkaufte er vier Mahlzeiten und keiner seiner Kunden schien zu bemerken, dass er gar nicht hierher gehörte. Wahrscheinlich kam überhaupt niemand auf die Idee, dass jemand, der so tief im Innenbereich der Konzernzentrale eine so ›öffentlichkeitswirksame‹ Tätigkeit versah, nicht zur Belegschaft gehörte.
    Da ihn bislang niemand aufgehalten hatte, beschloss Chan, weiter in den ›Gelben Bereich‹ vorzudringen. Eine Weile ging das gut, dann gelangte er an eine Gangkreuzung, in deren Mitte zwei Schwarzgekleidete mit Schockern und umgehängten Maschinenpistolen Wache hielten.
    »Essen auf Rädern!«, rief er, bimmelte und fuhr, ohne seine Geschwindigkeit zu verringern, auf die beiden zu.
    Einer der Männer trat einen Schritt vor und hob die Waffe. Er rief etwas, das Chan nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher