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0141 - Der hinkende Mörder

0141 - Der hinkende Mörder

Titel: 0141 - Der hinkende Mörder
Autoren: Der hinkende Mörder
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hatte er auch Post bekommen. Zimmervermieterinnen sind bekanntlich von Natur aus neugierig. Jean Simon war nur eine Seitenlinie, aber wir wollten auch diese nicht vernachlässigen.
    Danach bemühten wir uns darum, die angebliche Freundin Joys, deren Namen und Adresse Strux angegeben hatte, ausfindig zu machen. Sie hieß Lucy Purmer, wohnte in der 125. Straße East und arbeitete bei Macy’s dem berühmten Kaufhaus in der 34. Straße. Dort rief ich zuerst an und ließ mir den Personalchef geben. Der ermittelte sehr schnell, dass Miss Purmer ab fünf Uhr dienstfrei hatte. Auch die Adresse, die Strux genannt hatte, stimmte. Natürlich wollte er wissen, warum das FBI nach dem Mädchen suche, und so beruhigte ich ihn. Ich sagte ihm wahrheitsgemäß, es handele sich um nichts weiter als eine Auskunft über eine ehemalige Schulfreundin.
    Um halb fünf machten wir uns auf den Weg. Lucy Purmer war genauso alt wie Joy. Sie wohnte bei ihren Eltern und hatte natürlich die Zeitungsberichte gelesen und das Bild erkannt. Sie bekam einen heillosen Schreck, als wir mit hochoffiziellen Mienen auftauchten. Auf unsere Frage, warum sie sich nicht schon längst gemeldet hätte, warf sie einen vorwurf svollen Blick auf ihren Vater, einen kleinen, grauhaarigen und verknöcherten Burschen, der, wie sich schnell herausstellte, Hauptbuchhalter in einer Bankfiliale war.
    Der Alte hatte seiner-Tochter verboten, zur Polizei zu gehen. Er war der Ansicht, sie könne doch nichts von Bedeutung bekunden und werde im Übrigen nur Unannehmlichkeiten haben.
    Wir gaben ihm eine scharfe Belehrung über seine Pflichten als Staatsbürger, die er widerspruchslos, aber mit überheblicher Miene einsteckte. Solche Leute sind einfach unbelehrbar. Er würde trotzdem bei nächster Gelegenheit nicht anders handeln. Um ganz sicher zu gehen, knöpften wir uns das Mädchen unter vier Augen vor.
    Sie war seit zehn Jahren mit Joy Belter befreundet gewesen, und obwohl ihre Wege sich trennten, als Joy nach-Yale ging, blieben sie in Verbindung. Der Tod des Vaters hatte, wie Lucy erklärte, ihre Freundin schwer mitgenommen. Ihre Stiefmutter war ihr ebenso verhasst wie Mr. Keyes. Sie behauptete, die beiden hätten etwas zusammen, und wenn ihr Vater nicht durch einen glückseligen Unfall ums Leben gekommen wäre, so würde sie diese verdächtigt haben, sie hätten ihn beiseite geschafft. Als sie dann vor vier Wochen auf Urlaub kam, sei sie sehr niedergeschlagen und nervös gewesen.
    Lucy wusste nichts von der Schwangerschaft, wohl aber davon, dass das Verhältnis zwischen Joy und Bob, den sie oberflächlich kennen gelernt hatte, getrübt war. Merkwürdigerweise hatte auch sie Joy am 30. November gesprochen. Es war um die Lunchzeit, und sie trafen sich in der Kantine des Kaufhauses, in dem Lucy arbeitete. Bei dieser Gelegenheit hatte Joy ihr ungefähr Folgendes gesagt:
    »Heute ist ein entscheidender Wendepunkt für mein ganzes Dasein. Es geht dabei um zwei grundverschiedene Dinge, um mein persönliches Glück und etwas anderes, sehr Furchtbares, über das ich nicht sprechen will.«
    Lucy konnte sich denken, dass das persönliche Glück mit Bob Strux zusammenhing, und sie drang in ihre Freundin, ihr auch den Rest anzuvertrauen, aber Joy weigerte sich. Das Einzige, was sie sagte, war:
    »Ich werde heute Abend noch Gewissheit bekommen, und wenn es so ist, wie ich fürchte, so wirst nicht nur du, sondern die ganze Stadt morgen davon erfahren.«
    Mehr konnte Lucy nicht aus ihr herausbringen.
    Beim Abschied meinte Joy nur noch:
    »Halte mir die Daumen, oder, noch besser, bete darum, dass ich Glück habe.«
    Wir waren bereits unter der Tür, als mir einfiel, dass wir die Hauptsache vergessen hatten.
    »Sie haben doch vorhin unsere Namen gehört, Miss Purmer, geschah das zum ersten Mal, oder kannten Sie uns schon?«
    »Sie irren sich«, lächelte sie. »Sie haben zwar Vater Ihren Ausweis vorgelegt, aber sich nicht vorgestellt.«
    »Ich heiße Cotton und mein Freund hier Decker.«
    Ihre Augen wurden groß und rund.
    »Oh, Sie sind das. Ich habe schon wiederholt von Ihnen gelesen und mir immer schon gewünscht, Sie kennen zu lernen; allerdings hatte ich gehofft, dass der Anlass ein anderer sei.«
    »Und haben Sie auch über uns mit Joy Belter gesprochen?«
    »Ich glaube, ja. Joy fragte mich, ob ich glaube, dass die Privatdetektei der Pinkertons vertrauenswürdig sei. Zuerst lachte ich sie aus und fragte, zu was sie denn einen Detektiv brauche, aber sie zuckte die Schultern und meinte
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