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0134 - Die Kanonen von Everblack

Titel: 0134 - Die Kanonen von Everblack
Autoren: Unbekannt
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erschreckt von seinem Lager, salutierte so, wie er es von Gucky gelernt hatte und verschwand. Ich richtete mich auf und setzte die Füße auf den Boden. Wir sahen uns an. Ich sagte unwillig: „Barbar, wenn du gekommen bist, um mir kurz und bündig mitzu- teilen, meine Kabine auf der THEODERICH warte auf mich, so un- terliegst du einem fürchterlichen Irrtum.” Er setzte sich auf die Kante eines Konturlagers.
    „Fürchterlich ...?” wiederholte er.
    „Ganz fürchterlich! Freund, ich bin ein geplagter Staatsmann und außerdem ein alternder Mann. Mein Hang zum Ausruhen wird im- mer größer. Schließlich habe ich etwa zehntausend Jahre irdischer Zeitrechnung überlebt. Du wirst mir doch nicht zumuten wollen, deine verrückte Expedition mitzumachen?” Perry lachte. Dann blickte er auf die Uhr.
    „Start in zwanzig Minuten, Arkonide! Wenn es dir gelingt, dein Abenteuerblut zu bändigen, so bist du entschuldigt. Wenn nicht, so beauftrage deine lebendige Orgelpfeife, Kampfanzug und Dienst- waffe aus den Wandschränken zu holen. Von einem arkonidischen Admiral der Eroberungszeit sollte man eigentlich erwarten, daß er solche Dinge immer griffbereit hat. Bis später, Euer Erhabenheit!” Rhodan stand stramm, machte auf dem Absatz kehrt und ging.
    Ich sah ihm erbost nach.
    Harlek tauchte aus dem Duschraum auf.
    „Naßmachen, eh ...?” flüsterte er. Es klang wie ein Donnergrol- len. Ich antwortete nicht.
    „Naßmachen?” fragte Harlek etwas lauter. Ich hielt mir die Ohren zu. Da lachte der Blaubepelzte.
    Diesmal war ich fassungslos, denn Harlek öffnete einen Schrank und nahm die Kampfkombi heraus.
    „Bist du verrückt geworden?” erkundigte ich mich stotternd. Er sah mich mit seinen Stielaugen an, und da erkannte ich, wie sehr ich mich in Harleks Intelligenzquote getäuscht hatte.
    „Du kannst es ja doch nicht lassen. Geh! Perry wartet. Nimmst du mich mit?” „Harlek!” stöhnte ich. „Harlek, was ist mit dir los? Du kannst ja vernünftig reden? Sogar weise, wie mir scheint.” „Ich bin weise”, behauptete das Geschöpf selbstsicher. „Du mußt gehen, oder du wirst dein Ich vernichten.” „Das ist meine Sache, Harlek!” „Nein, auch meine. Ich möchte nur, daß du zufrieden bist. Perry sagte, ich solle auf dich aufpassen.” Ich stand auf und ging auf Harlek zu.
    „Kleiner, hast du mir Theater vorgespielt?” „Theater? Was ist Theater?” „Etwas vorgaukeln, etwas darstellen, was man gar nicht ist. Du hast den Dummkopf geheuchelt, deine Zunge verbrüht und andere Dinge getan, die ein intelligentes Wesen ohne zwingende Gründe nicht unternimmt. Weshalb, Harlek?” „Ich bin nicht so klug wie ihr, auch nicht so wie Gucky. Ich kann nicht viel, aber ich habe dich sehr lieb. Deshalb mußt du gehen.” Ich war erschüttert. Natürlich hatte Rhodan gewußt, wen er mir mit Harlek zur Seite gestellt hatte. Der Terraner kannte meine Ein- samkeit. Ich konnte unter tausend Menschen weilen, und doch war ich allein. Das Schicksal meines ehrwürdigen Volkes, die fort- schreitende Degeneration, unser wirtschaftlicher und militärischer Untergang bedrückten mich.
    Gucky, mein bester Freund außer Perry, war infolge seiner ho- hen Paragaben zu sehr beschäftigt, um sich mir ausgiebig widmen zu können. So hatte Rhodan nach einem anderen Wesen gesucht, dessen Zuneigung mir gelten sollte.
    Ich fuhr Harlek über den Kopf.
    „Ich kann nicht gehen. Das Unternehmen ist Wahnsinn. Nicht we- gen des Fluges an sich, denn er ist technisch durchführbar. Ich halte es nur für verkehrt, daß der bedeutendste Mann der Galaxis persönlich Kopf und Kragen riskiert. Oberbefehlshaber haben in ih- ren Hauptquartieren auf die Nachrichten ihrer Untergebenen zu warten.” Harlek setzte sich auf seinen Schweif. Wortlos sah er mich an. Er wartete, denn er war wirklich weise...
    Als ich die Zentrale der gewaltigen THEODERICH betrat, salu- tierten die Offiziere. Niemand lachte oder schaute amüsiert. Ich hatte mir vorgenommen, beim geringsten Zeichen von Heiterkeit oder beim Austausch von triumphierenden Blicken in die Station zurückzukehren. Rhodan hatte aber auch hier einen Riegel vorge- schoben.
    Er kam auf mich zu und deutete auf den Sessel neben den Hauptkontrollen. Aus den Lautsprechern drangen die Stimmen des Sektorchefs. Die THEODERICH war nicht nur startbereit, sondern auch klar zum Gefecht.
    Fünf Minuten später begannen die Triebwerke zu dröhnen. Das modernste und kostspieligste Raumschiff der Menschheit nahm Fahrt auf.
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