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0121 - Das Erbe der Echsen

Titel: 0121 - Das Erbe der Echsen
Autoren: Unbekannt
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schaffte er es schließlich. Der schwere Deckel glitt zur Seite. Eine runde Öffnung wurde frei. Ein süßlicher Geruch quoll daraus hervor und hüllte Gucky ein, der neugierig in die Tiefe blickte, wo ein farbloser Brei durch metallene Blätter langsam hin- und hergeschoben und so durchgerührt wurde. Grelles Licht kam von allen Seiten und bewirkten stark angestiegene Temperaturen in dem Silo. Der Geruch allein war so sättigend, daß Gucky alle Gedanken an Essen sofort vergaß und sich fasziniert dem rätselhaften Geschehen widmete. Er ahnte, daß hier die Sporen des Speckmooses in halbflüssige Nahrung verwandelt wurden, die später jederzeit als Aerosol abgesprüht und so eingeatmet werden konnte, wie die ausgestorbenen Echsen es gewohnt waren. Die aus der Tiefe strömende Wärme ließ vermuten, daß die Sporen nur dann lebensfähig blieben, wenn die Temperatur ihrer Umgebung nicht unter einen bestimmten Punkt herabsank. Nur für einen Augenblick ahnte Gucky, wie wertvoll dieses Schiff noch einmal für die Menschheit werden konnte. Wenn eine volle Ladung eine ganze Echsenrasse für Monate oder gar Jahre am Leben erhalten konnte, wie lange würde wohl ein Faß voll für eine normale Schiffsbesatzung reichen? Intergalaktische Flüge scheiterten bisher an vielen Schwierigkeiten, von denen die Ernährungsfrage nur eine war.
    Immerhin, wenn sie gelöst war... Gucky schloß den Deckel wieder und machte sich erneut auf die Wanderschaft. Er war immer nur noch einen Meter groß, aber mindestens doppelt so dick wie früher. Nicht gerade eine pelzige Kugel, erinnerte er doch an einen auffallend gut genährten und aufrecht gehenden Braunbären, der zwar noch einen Biberschwanz besaß, aber mit einer Maus nicht mehr viel gemein hatte. Seine Bewegungen waren behäbiger geworden. Die gutmütigen Hundeaugen wurden durch die Fettpolster halb verdeckt. Das Gesicht verriet nichts mehr von der gewohnten Pfiffigkeit, denn ein völlig rundes Gesicht kann kaum pfiffig wirken. Höchstens zufrieden. Aber Gucky war nicht zufrieden. Als er vor einer blanken Metallwand stehenblieb und so stand, daß sich das von der Decke herabfallende Licht darin spiegelte, erblickte er auch sein Ebenbild. Es war ein wenig verzerrt, aber immer noch deutlich genug, um ihm einen Schreck einzujagen. Himmel, so durfte er nicht unter die Menschen geraten. Wenn Bully ihn so sah...! Oder gar Betty! Die Enttäuschung... Erneut setzte er sich in Marsch, schneller diesmal und mit energischen Trippelschritten. Der Hauptkorridor war fast einen Kilometer lang und wurde weder durch Türen oder Trennwände unterbrochen. Er begann fünfhundert Meter hinter dem Heck und endete dort, wo Rabotax' Reich begann, fünfhundert Meter vor dem Bug. Gucky wollte auf den Schlaf verzichten und marschieren. Marschieren war das einzige natürliche Mittel, um die schlanke Linie zurückzuerhalten.
    Nach fünf Minuten begann Gucky zu schwitzen. Aus unerfindlichen Gründen war es warm im Schiff, obwohl es das eigentlich doch nur in den Silos zu sein hatte. Auch brannte überall Licht, obwohl Rabotax kein Licht benötigte. Vermutlich flogen doch öfter Techniker der Echsen mit - oder waren mitgeflogen. Anders waren diese Umstände nicht zu erklären. Daher auch die ständige Lufterneuerung. Gucky begann also zu schwitzen. Einmal hin, einmal zurück. Das waren zwei ausgewachsene Kilometer. Die Aussicht war mehr als langweilig. Rechts und links nichts als kahle Metallwände. Vorn das eine Ende des Korridors, hinten der Anfang. Oder auch umgekehrt. Eine stumpfsinnige Beschäftigung, und Gucky hätte sie längst aufgegeben, wenn er nicht an Bullys dröhnendes Lachen gedacht hätte, das dieser bei seinem Anblick sicherlich ausstoßen würde. Nein, den Gefallen würde er Bully nicht tun. Unter keinen Umständen! Und wenn er noch tagelang hier im Schiff herumspazieren mußte. Nach sieben Kilometern fand der Gewaltmarsch ein jähes Ende. Gucky döste vor sich hin, während seine Beine sich fast mechanisch bewegten und seinen viel zu schweren Körper trugen. Er hielt die Augen gerade so weit geöffnet, daß er die Seitenwände sehen und Richtung halten konnte. Und so wäre er fast über das Hindernis gestolpert, das sich in seinen Weg schob. Er erkannte es sofort. Es war der Bildübersetzer. Die farbigen Bilder formten sich; Rabotax sagte: „Warum tust du das?” Gucky fand sich ertappt. „Ich bin zu dick und will dünner werden.” Rabotax verstand sofort. „Du hast zu lange auf der Erntewelt
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